Inside Falco-Villa – Österreichs Graceland

2021 soll die Falco-Villa in Gars am Kamp der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Dann hätte auch Österreich sein Graceland. Impressionen aus dem gutbürgerlichen Leben von Hans Hölzel.

Heute ist der 20. Todestag von Falco. Seine Erfolge, seine Exzesse, seine Genialität, - all das ist natürlich hinlänglich bekannt. Weniger bekannt ist hingegen, dass Österreichs größter Popstar abseits des Scheinwerferlichts zwischendurch auch gerne ein beschauliches, gutbürgerliches Leben geführt hat – als Hans Hölzel.

Falco Villa
Conny de Beauclair

Falco war oft im Gesundheitszentrum von Willi Dungl zu Gast. Daher war es für ihn naheliegend, dass er sich hier gleich auch ansiedelt. Am Ortsrand von Gars am Kamp hat er eine schöne Jugendstilvilla erworben, wohin er sich immer wieder gerne zurückgezogen hat, um als Ausgleich zu seinem exzessiven Lebensstil in Wien ein paar ruhige Tage in der Abgeschiedenheit des Waldviertels zu verbringen.

„Ich bin gerne allein“, hat Falco einmal im Ö3-Interview verraten. „Nicht einmal meine Mutter hat geglaubt, dass ich mich hier im Waldviertel wohlfühlen werde – ich fühle mich aber fantastisch!“ Seine Mutter Maria hat im Obergeschoss übrigens ein eigenes Zimmer gehabt und war oft zu Besuch. Im Keller hat sich Falco ein Studio eingerichtet, wo er gerne an neuen Songs gearbeitet hat.

Wenn man die Villa betritt, beschleicht einen sofort ein unheimliches Gefühl. Da alles original noch so erhalten ist wie zu seinen Lebzeiten, könnte man glauben, dass Falco jeden Moment ums Eck kommt. Auffällig ist, wie ordentlich und sauber die Räumlichkeiten sind. „Falco war ein sehr ordentlicher Mensch“, erinnert sich sein Entdecker Markus Spiegel, „er war exzessiv, aber ordentlich – man könnte auch sagen, er war ordentlich exzessiv.“

Falco Villa
Conny de Beauclair

Es sind vor allem die kleinen, alltäglichen Dinge, die bei einem Streifzug durch die Villa faszinieren. Im begehbaren Kleiderschrank hängen noch die Anzüge von Falco, seine Hemden und Leiberl sind ordentlich gestapelt, die Schuhe sind aufgespannt, in der Küche stehen die Kaffeehäferl noch im im Regal, beschriftet mit Hansi und Maria, dem Namen seiner Mama, und im Badezimmer sind Duschgel, Parfüm und Deo fein säuberlich vorm Spiegel aufgereiht.

In den Bücherregalen findet man Werke von Raymond Chandler und John Le Carré, aber auch einen Bildband von Manfred Deix und viel Reiseliteratur. Und auch bei den CD-Sammlungen geht’s quer durch die Genres – von Nick Cave bis hin zu Kid Creole & The Coconuts ist alles vertreten. Wie sehr das ganze Ambiente in der Zeit eingefroren ist, veranschaulicht am besten der unfassbar klobige Fernseher im Schlafzimmer, der jedem technischen Museum zur Ehre gereichen würde.

Falco Villa
Conny de Beauclair

Die Wände im Kellerstudio sind voll mit Goldenen Schallplatten und anderen Auszeichnungen, auf einer Pinnwand stechen zwei Fotos von John Lennon und George Harrison ins Auge, und auch die Notrufnummern von Feuerwehr, Polizei und Rettung hat Falco dort handschriftlich notiert – wahrscheinlich für den nicht ganz auszuschließenden Fall eines ungeplanten Absturzes.

Die Falco-Stiftung, der die Villa gehört, hat jetzt auch das Grundstück daneben gekauft und will dort ein Multimedia-Center errichten, mit Shop und Gastronomie und dann soll die Falco-Villa auch für die Fans zugänglich gemacht werden. 2021 soll Eröffnung sein, vorausgesetzt man kriegt das mit der Finanzierung von 6,8 Milionen Euro hin. Cool wäre das schon. Dann hätte auch Österreich sein Graceland.

Song Contest
Clemens Stadlbauer
Milenko Badzic

Aus der Ö3-Musikredaktion...

Ö3-Reporter Clemens Stadlbauer berichtet hier regelmäßig über aktuelle Trends und News aus der Musikwelt.
Neben seiner Arbeit bei Ö3 hat er fünf Bücher veröffentlicht, darunter den Bestseller „Quotenkiller“. Stadlbauer ist verheiratet und Vater einer Tochter.

Der Ö3-Wecker mit Robert Kratky, vom 6. Februar 2018