Selbsttest: Bist Du onlinesüchtig?

Bei der Alkoholabhängigkeit wird nicht unterschieden, ob jemand von Bier, Wein oder Wodka abhängig ist. Genau so ist es bei der Onlinesucht. Die betrifft nicht nur die Aktivität am Smartphone, sondern auch am Tablet oder am PC.

Ö3-Wecker mit Robert Kratky, 15. April 2014

Wie erkenne ich, ob ich selbst, mein Freund/meine Freundin oder jemand in meiner Familie bereits süchtig ist? Der Mann, der das weiß, war am Dienstag zu Gast im Ö3-Wecker: Dr. Michael Musalek, Leiter des Anton-Proksch-Instituts für Suchterkrankungen in Wien.

Die sechs Kriterien der Onlinesucht:

1. Der Kontrollverlust
Das ist das zentrale Kriterium. Das heißt, ich kann nicht mehr kontrollieren wie lange ich online bin oder wie oft ich online bin. Ich verliere die Kontrolle über Dauer und Intensität. Beispiel: Ich nehme mir vor heute einmal nicht online zu gehen – schaffe es aber nicht. Ich nehme mir vor 20 Minuten zu surfen – am Ende werden es zwei Stunden.

2. Die Toleranzentwicklung
Wenn ich online bin, kommt es zu einer gewissen Befriedigung, ich fühle mich wohler. Ich muss aber immer länger online sein um dieses Wohlgefühl erreichen zu können. Das ist vergleichbar mit der Steigerung der Trinkmenge in der Alkoholabhängigkeit. Bei der Onlinesucht äußert sich das zum Beispiel so: es befriedigt mich nicht mehr nur die Mails in der Früh zu lesen, sondern ich muss sie immer öfter lesen und brauche ständig die neuesten Apps.

Ein Mann hält ein Smartphone und ein Tablet in den Händen

Paul / F1Online / picturedesk.com

3. Die fortscheitende Vernachlässigung anderer Interessen
Ich stelle mein Leben immer mehr auf das Online-Sein ein. Alles andere rückt in den Hintergrund. Beispiel: Ich gehe mit Freunden essen, alle unterhalten sich, ich muss aber ständig parallel dazu online gehen. Oder ich gehe meinen Hobbys nicht mehr nach.

4. Entzugserscheinungen
Es kommt zu körperlichen Entzugserscheinungen. Wenn ich nicht online bin werde ich nervös und unruhig. Das kann soweit gehen, dass ich zu zittern oder schwitzen beginne und im schlimmsten Fall Schlafstörungen bekomme.

5. Das Aufrechterhalten trotz eindeutig negativer Konsequenzen
Ich weiß, dass mir das permanente Online-Sein schadet – ich kann trotzdem nicht aufhören. Beispiel: Ich gehe bewusst Konflikte mit meinen sozialen Kontakten ein. Die Freundin, der Freund oder die Familie beschweren sich, es kommt zum Streit – in dem Moment ist mir das aber egal.

Eine Frau checkt ihr Smartphone im Bett

GARO / Phanie / picturedesk.com

6. Der Zwang (= Craving)
Der Zwang ständig online zu sein, ruft ein massives Negativgefühl in mir hervor. Ein Vernichtungsgefühl. Ich weiß nicht, wie mein Leben weitergehen soll. Beispiel: Es ist wie bei frisch Verliebten. Am Anfang hat man das emotionale Hoch und unheimliche Glücksgefühle. Trennt sich der Partner dann plötzlich, fällt man in ein tiefes Loch. Man kann sich nicht vorstellen wie der Tag weitergehen soll bzw. wie man den nächsten Tag überstehen soll.

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Was tun, wenn ich süchtig bin?

Wenn drei dieser sechs Kriterien zutreffen, dann spricht man von Sucht. Professionelle Hilfe und Beratung gibt es in Suchtambulanzen. Wenn die Sucht sehr weit fortgeschritten ist, gibt es darüber hinaus stationäre Behandlungsformen.

Anton Proksch Institut – Therapieangebot für Internet- und Computerspielsüchtige

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Die wissenschaftlichen Auswertungen des Selbsttests „Eine Woche Smartphone-Fasten“ von Ö3-Weckerreporterin Gabi Hiller gibt’s am Donnerstag im Ö3 Wecker!

Gabis Offline-Tagebuch