Ein besonderes Hotel für besondere Kinder

Du brauchst dringend Urlaub, findest aber für Deine Familie kein Hotel? Kaum vorstellbar, aber leider Realität für Eltern von schwer erkrankten oder schwerbehinderten Kindern. Ein Pilotprojekt in Seefeld bietet eine Lösung dafür an.

Arche Herzensbrücken

Arche Herzensbrücken Seefeld

Ö3-Wecker mit Andi Knoll, 11. August 2014

„In jeder Zielgruppe können Sie in Österreich auf Urlaub fahren, ob Sie jetzt alleine reisen, mit Kindern, mit Tieren, überall werden Sie aufgenommen - aber wenn Sie ein schwer krankes oder schwerbehindertes Kind haben, bleiben Ihnen die Hoteltüren meist verschlossen“, sagt Horst Szeli von der „Arche Herzensbrücken“. Die Hotels und Pensionen haben nämlich weder die Ausstattung noch die Betreuung, die notwendig wäre.

Arche Herzensbrücken 
Horst Szeli

Arche Herzensbrücken Seefeld

Horst Szeli von der „Arche Herzensbrücken“

Pilotprojekt in Seefeld

Szeli ist der Initiator eines ganz besonderen Projektes in Seefeld in Tirol: Da soll jetzt das erste Hotel für schwer erkrankte und schwerbehinderte Kinder und ihre Familien entstehen. Eltern sollen mit ihren Kindern im umgebauten Hotel Solstein eine Auszeit vom Alltag bekommen, vor allem auch in den Nächten einmal durchschlafen können. Denn für viele heißt es regelmäßig in der Nacht - oft mehrfach pro Stunde - aufstehen, das Kind versorgen. An regelmäßigen Schlaf ist nicht zu denken.

Die Nachfrage sei enorm, sagt Szeli, der sich als Obmann des Vereins Kinder- und Jugendhospizarbeit seit vielen Jahren für eine Verbesserung des Alltages von Familien in solchen Lebenssituationen einsetzt. Bereits jetzt gibt es Anfragen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum. Das Konzept: Bad, Betten, Gänge, im Haus ist alles behindertengerecht adaptiert, Eltern und Kindern in Betreuung von diplomierten Krankenschwestern stehen getrennte Zimmer zur Verfügung, zusätzlich gibt es eine „rund um die Uhr-Betreuung“– damit die Eltern einmal durchschlafen, abschalten oder auch Zeit mit den gesunden Geschwisterkindern verbringen können, die oft zurückstecken müssen, weil sich beinahe alles um das kranke oder behinderte Geschwisterkind dreht.

Nachhören: Beitrag aus dem Ö3-Wecker

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Nachhören: Beitrag aus der Ö3-Drivetime-Show

Das Feedback nach dem Bericht im Ö3-Wecker war groß. Viele Ö3-Hörer wollen helfen. „Unglaublich starke Aktion, die viel mehr Unterstützung verdient“, schreibt eine Userin auf unserer Facebook-Seite.

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Hürden für die Pioniere

Das Hotel ist in dieser Form ein Pilotprojekt – und auch hier zeigt sich, dass es Pioniere meist schwer haben. Die Pläne sind fertig, diplomierte Krankenschwestern und Therapeutinnen für die Betreuung sind da, die Kinderklinik in Innsbruck ist als Partner für medizinische Fragen an Bord. Allerdings: Die Finanzierung ist ein schwieriges Kapitel. Es gibt vorsichtige Zusagen für Unterstützung durch die öffentliche Hand. Wirkliche Förderungen, vor allem für die laufende Betreuung gibt es aber nicht. Diese braucht es aber, denn die Auszeit soll den finanziell stark belasteten Familien so wenig wie möglich kosten.

Patenschaften für die Auszeit

In den meisten betroffenen Familien kann nur ein Partner arbeiten gehen, vom Einkommen bleibt wegen der Zuzahlungen zu Betreuungs-, Medikamenten-, Hilfsmittel- und Therapiekosten oft kaum genug zum Leben. Ein Urlaub, eine wirkliche Auszeit mit professioneller pflegerischer Betreuung wird unbezahlbar. Daher der Traum der Projektbetreiber: Unternehmen, Großspender oder Stiftungen als Familienpaten zu finden, die die Kosten für die Betreuung übernehmen. Horst Szeli: „Wenn jedes dritte der Top-500 Unternehmen alleine in Tirol nur eine Auszeit für eine Familie pro Jahr übernehmen würde, wäre der Traum in drei Monaten umgesetzt und die Betreuung der Kinder finanziert.“ Dann könnten erstmals auch Familien mit schwer erkrankten und schwerbehinderten Kindern ein paar unvergessliche gemeinsame Tage verbringen. Dann könnte das besondere Hotel für besondere Kinder öffnen.

Link: Arche Herzensbrücken Seefeld