Sänger und Gitarrist Brian Molko von der Band "Placebo"

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Frequency: Großes Finale mit Placebo

Brian Molko und seine Band boten in der Nacht auf Sonntag auf der Space Stage Glam-Rock par excellence und konnten das Publikum nach vier Tagen noch einmal motivieren. Solide Gigs absolvierten zuvor auch The Kooks und Travis.

Ö3-Sonntagsfrühstück mit Thomas Kamenar, 17. August 2014

„B3“ eröffnete die Show, gefolgt von einer kraftvollen Version von „For What It’s Worth“. Live hatten sich Placebo wieder verstärkt, u.a. mit einer Keyboarderin, die auch elektronische Geige spielte, und die den Stücken feine Zwischenklänge verpasste. Spätestens zu „Scene Of The Crime“ hatte die Lichtshow volle Fahrt aufgenommen, schön waren Videoscreens in den Hintergrund der Bühne integriert worden - das wirkte in Kombination mit der Musik sehr stimmig. Auch wenn Placebo dick Pathos auftrugen („Too Many Friends“) wurde man davon nicht erstickt. Zwischen lichtere Momente mischten sich düstere Songs („Space Monkey“), selbst komplexeres Material führten die Londoner mit viel Verve auf.

Tag 4 beim Frequency 2014

Sanfte Zwischentöne bei Travis

Eindrucksvoll demonstrierten auch Travis, dass sie nicht zum alten Eisen gehören. Die Schotten spielten auf der Green Stage eine dynamische Show, immer wieder durchtränkten fette Gitarren ihre Pop-Hymnen. Das verpasste Gassenhauern wie „Sing“ (mit Banjo gebracht) und „Why Does It Always Rain On Me“ ein paar wohltuende Kanten. Zu „Flowers In The Window“ stellte sich die Band eng um Sänger Fran Healy zusammen, um gemeinsam zur akustischen Gitarre zu singen - ein bemerkenswerter Festivalmoment.

The Kooks wiederum wollten unmittelbar von Placebo doch nicht so anders klingen, wie es das kommende Album angeblich tut. Sonnenschein-Pop schallte über das Gelände, gespielt von einer Gruppe, die es offenbar noch einmal wissen will. Das Frequency 2014 hätte kaum besser ausklingen können.

Extremes Gedränge und viel Begeisterung

Stimmung herrschte bei Helge Schneider auf der LOL-Stage. Auf die Frage im APA-Interview, ob er einen Unterschied zwischen seinem „normalen“ und einem Rock-Publikum merke, antwortete Schneider: „Also hier spürt man das schon: Du kommst auf die Bühne und riechst, wie die alle kiffen! Ich hoffe, dass die da noch mal lüften. Das mag ich nämlich nicht so, die Zeit ist für mich vorbei, da wird mir schlecht.“

Frequeny Auftritt Lily Allen

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Österreich-Debüt für Lily Allen

Das Publikum wollte am Freitag beim Frequency Festival in St. Pölten großteils nur eines: Party feiern. Marteria, Crystal Fighters und Lily Allen steuerten den Soundtrack bei. Letztere lieferte ein etwas glattes Österreich-Debüt ab, die Hits kamen aber an.

Zwischen Babyflaschen und Licheffekten

Allen tänzelte zwischen riesigen, leuchtenden Babyflaschen herum und sang ihr Programm herunter, bei dem man nie wusste, was da tatsächlich dem Begriff „live“ gerecht wurde. Die 28-Jährige, die sich 2009 aus dem Geschäft zurückgezogen und zwei Mädchen geboren hat, sang gegen Sexismus, rauchte (Achtung: Provokation!) auf der Space Stage, wetterte gegen Online-Trolle („URL Badman“) und setzte auf Upbeat-Pop, der bisweilen dahinplätscherte. „Fuck You“, als Reaktion auf den damaligen US-Präsidenten George W. Bush komponiert, brachte doch noch Biss ein.

Tag 3 beim Frequency 2014

Eine sehr stylische Show mit Visuals und irren Dance-Moves zog Stromae ab. Der belgisch-ruandische Rapper fuhr in der Dämmerung dominante Lichteffekte auf und verzauberte mit der richtigen Mischung aus Professionalität und Leidenschaft. Bei Hits wie „Alors On Danse“ und „Formidable“ ging die buchstäbliche Post ab. Als Kontrast bot sich da das Duo Royal Blood an, das auf der Weekender Stage dem ekstatischen Publikum in der Halle mit kräftigen Schweinerock einheizte. Auf der LOL-Bühne drängte es sich auch dicht, da saß man allerdings am Boden und lauschte den Ausführungen von Roland Düringer. Die Wuchteln stießen auf die gewünschten Resonanzen.

In den Nachtstunden sollte noch Skrillex, Mainstream-Wunderkind der elektronischen Tanzmusik, die Menge endgültige in Trance schicken.

Beats vs. Country

Ähnlich ausgelassen ging es auf der Green Stage zu, als Skindred Reggae, Metal, Hip-Hop und ein wenig Punk fusionierten. Benji Webbe, Sänger der Waliser Formation, kam mit Stachel-Sonnenbrille, Union-Jack-Fahne und Achterl Rotwein auf die Bühne. Letzteres kippte er in die Menge. Dem Publikum gefiel das alles so gut, dass später ein Schuh in die Gegenrichtung segelte. Millencollin setzen dann auf traditionelleren Punk und konnte damit ebenfalls abräumen. Ska-P, die anti-religiösen Anti-Kapitalisten aus Madrid, ließen ebenso nichts anbrennen.

Schwer hatte es Bela B. Der Ärzte-Mann war mit der Rockabilly-Band Smokestack Lightnin’ und Sängerin Peta Devin nach Niederösterreich gereist, um sein Country-Album „Bye“ vorzustellen. Twangige Gitarren schienen den Partyvolk weniger zu geben als Beats, der Raum vor der Space-Bühne lichtete sich. Vielleicht lag es auch am einsetzenden Regen. Bela-Fans kamen trotzdem auf ihre Kosten: Im goldenen Anzug sang sich der 51-Jährige durch Stücke wie „Sentimental“ und „Abserviert“, vermischte mit seinen Mitstreitern Country, Folk, ein bisschen Soul und auch ein wenig Ärzte-Humor und war genau genommen ein weiterer Farbtupfer im Programm.

Ö3-Supersamstag mit Thomas Kamenar, 15. August 2014

Heavy Rock mit Queens Of The Stone Age

Ihre Bühne mag zwar „Space Stage“ heißen, die Performance aber war gewohnt erdig: Ihrem Namen entsprechend lieferten die Queens Of The Stone Age in der Nacht auf Freitag in St. Pölten mit druckvollem Heavy Rock den krönenden Abschluss eines langen, ersten Frequency-Tages. Frei nach dem Motto: Wer zu den Königinnen headbangen kann, braucht nicht zum Discokönig Jan Delay tanzen zu gehen.

Die abtrünnige Disco-Meute war dann aber doch bemerkbar, als es sich bei den Königinnen vor der Bühne deutlich weniger drängte als noch beim konkurrenzlosen Abendprogramm des Warm-Up-Vortages. Wo US-Hip-Hopper Macklemore 24 Stunden zuvor mit Bühnenshow, Kostüm und Witzen aufgefahren war, ließen Leadsänger Josh Homme und seine Mannen die Musik sprechen. „Sorry I’m not talking, but I’m enjoying the shit out of myself“, raunte der Zwei-Meter-Hüne auf halber Strecke ins Mikrofon, um dann sein Glas zu erheben und dem ohnehin nicht auf Gespräch eingestellten Publikum zuzuprosten. „Cheers to you!“

Tag 2 beim Frequency 2014

Snoop Dogg aka Snoop Lion

Jünger war das Publikum beim parallel auftretenden Snoop Dogg: In blauem Trainingsanzug und mit Herzchen-Brille gab sich der neuerdings als Snoop Lion auftretende US-Rapper vor einer riesigen projizierten Rastafari-Flagge erst seiner neuen Liebe, dem Reggae, hin, ehe er mit Hit-Kollaborationen wie „Drop It Like It’s Hot“ (mit Pharrell Williams) oder „P.I.M.P.“ (50 Cent) zur riesigen Party lud. Seinen eigentlichen Party-Auftritt, der bei einem Clubbing in der Wiener Diskothek Praterdome im Anschluss angesetzt war, hat er jedoch abgesagt. Vielleicht wollte er sich ja lieber ins Festivalgetümmel werfen. Bis einschließlich Samstag hat er dafür Zeit.

Macklemore & Ryan Lewis trotzen dem Regen

Mit den ersten lauteren Tönen von Biffy Clyro kam er dann doch, der Regen. Abbruch tat das der Stimmung am ersten Abend des Frequency in St. Pölten aber keinen, sind Festivalbesucher doch als wetterresistent bekannt und zeigten beim Ö3-Konzert des US-amerikanische Hip-Hop-Duo Macklemore & Ryan Lewis vorbildlich, wie man würdevoll dem Regen trotzt.

Das Drama fällt nicht tröpfchenweise vom Himmel, es lebt auf der Bühne: Zu getragenem Intro samt Streichern und Trompeten läuft Macklemore pünktlich mit Einbruch der Dunkelheit wie ein Boxer vom Bühnenrand ein, seinen Erfolgsproduzenten Ryan Lewis schützend am DJ-Pult hinter ihm. Gemeinsam bilden sie das derzeit angesagteste Rap-Duo der USA, haben mit ihrem eigenständig veröffentlichten Album „The Heist“ heuer vier Grammys abgestaubt und generieren auf YouTube Hunderte Millionen Klicks.

Tag 1 beim Frequency 2014

Nachhören: Ö3-Reporter Norbert Ivanek beim Frequency

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Auch auf der Frequency-Bühne funktioniert der Mix aus Rap, Pop-Einflüssen, tanzbaren Beats und großen Gesten, eingebettet in eine perfekt durchinszenierte Show mit jeder Menge Konfetti- und Luftschlangenexplosionen, Nebelwolken, Visuals und Tänzerinnen. Infolgedessen gehen die Arme zu Mega-Hits wie „Thrift Shop“ oder dem zur Feier der Österreich-Premiere gleich zweimal dargebotenen „Can’t hold us“ unermüdlich in die Höhe und ist das Gelände von Anfang bis Ende bebender Dancefloor.

Da stört es nicht, dass die Refrain-Stimmen wie etwa bei „Arrow“, der brandneuen Kollaboration mit Fences, vom Band kommen: Ein Showman wie Ben Haggerty alias Macklemore macht das mit Präsenz und Selbstironie wett. Ob er sich nun eine schräge Babypuppe aus dem Publikum auf die Bühne holt, mit Perücke und Glitzer-Umhang erscheint oder in „Neon Cathedral“ vor Papp-Kirchenfenstern von der „Bar als meine Kirche“ singt: Was der 31-jährige Rapper tut, tut er mit Augenzwinkern - zumindest bis er zu „Gleichberechtigung, Mitgefühl und Liebe“ aufruft und das Publikum mit „Same Love“ zum emotionalen Höhepunkt des ersten Festivaltages geleitet.

Bei derartigem Zuspruch wäre es gar nicht notwendig gewesen, dem Gastland permanent zu huldigen. „Wir sind das erste Mal in Österreich und mir ist bereits aufgefallen, dass ihr ein sehr gut aussehendes, überaus attraktives Volk seid“, schmeichelt der äußerst gesprächige Hip-Hopper gleich zu Beginn seinem Publikum, um sich dann im Laufe der 90-minütigen Show mit einem Dutzend „Austriaaaa“-Schreien seinen derzeitigen Standort in Erinnerung zu rufen und am Ende sogar leidenschaftlich die österreichische Fahne zu schwenken. „I like Austria, man“ - and Austria likes Macklemore. (APA/red)

Zahlreiche Neuerungen

Mit Helge Schneider, Roland Düringer und maschek sind erstmals auch Spaßmacher spätnachts auf der UK Weekender Stage gebucht.

Die Besucher dürfen in diesem Jahr mit zahlreichen Neuerungen rechnen: angefangen beim Programm im „Art Park“ bis hin zum umfangreichen Gastronomiekonzept mit „Veggie Corner“ und französischem Bistro.

Tipps und Tricks #FQ14 gibt es auf fm4.orf.at

Anreisetipps der Ö3-Verkehrsredaktion

Anreise mit dem Auto:
Über die A1 nach St. Pölten zur Ausfahrt St. Pölten Süd. Nach der Abfahrt St. Pölten Süd ist die Anreise zur den Parkplätzen beschildert.
Oder über die S33 zur Abfahrt St. Pölten Ost, dann einfach der Beschilderung folgen – von hier kommst Du zum Nordeingang der Campingplätze.
Im Nahbereich des Festivalgeländes gibt es nur beschränkt Parkmöglichkeiten. Parken kannst Du auch am Gelände der ehemaligen Kopal Kaserne, von dort bringen Dich kostenlose Shuttlebusse zum Festivaleingang.

Mit der Bahn nach St. Pölten:
Vom Bahnhof fahren Shuttlebusse direkt zum Festivalgeländet. Für 7 Euro kannst Du den Shuttlebus von Mittwoch bis Sonntag beliebig oft benützen.

Mit dem Bus:
Von Wien fahren Busse zum Frequency von der U3 Station Erdberg. Das Busticket Wien – St. Pölten – Wien kostet 22 Euro.