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Schweden im Kampf gegen Alkohollenker
Ö3-Sonntagsfrühstück mit Thomas Kamenar, 14. September 2014
Rund 60 Menschen werden jährlich auf Schwedens Straßen bei Verkehrsunfällen unter Alkoholeinfluss getötet. Dies seien sechzig zu viel, daher setzt man nun auf neue Maßnahmen im Kampf gegen Alkoholsünder, wie Verkehrsministerin Catharina Elmsäter-Svärd erklärt. Die sogenannte „alkohol barriär“ – oder zu gut deutsch „Alkoschranke“ - steht nun kurz vor dem landesweiten Rollout.
Das Konzept ist grundsätzlich nicht völlig neu. Seit 2010 befindet sich dieses Projekt bereits schon in der Testphase. Anfangs installierte man die Automaten etwa bei Ausfahrten von Campingplätzen – nun entschloss die schwedische Regierung sich das Projekt aufgrund des bisherigen Erfolges auszuweiten. Auf der sechsspurigen Hauptverkehrsstraße beim Stockholmer Frihamnen („Freihafen“) müssen sich deshalb alle Kraftfahrzeuglenker ab sofort einer Kontrolle unterziehen.
Im Prinzip ist das Konzept recht simpel: Der Fahrer muss vor einer Schranke, ähnlich wie bei einer Mautstelle oder einer Parkhauseinfahrt, anhalten und in den Schlauch eines Messgerätes hineinblasen. Anschließend ermittelt der integrierte Alkotester den Promillewert des Fahrers. Liegt dieser unter der schwedischen Obergrenze von 0,2 Promille, öffnet sich die Schranke und eine Weiterfahrt ist problemlos möglich. Liegt der ermittelte Wert allerdings über dem erlaubten Wert, bleibt die Schranke verschlossen und die Polizei wird automatisch kontaktiert.
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Bengt Svensson, Chef der schwedischen Reichspolizei, befürwortet in ersten Stellungsnahmen die Effizienz des Projekts: „Wir müssen nicht mehr so viele Polizeikräfte als bei bisherigen Alkoholkontrollen einsetzen.“
Grundsätzlich zeigen sich auch die Schweden zufrieden mit dem Vorhaben der Ministerin. Viele Stockholmer befürchten allerdings, dass der Kontrollpunkt zum Stau-Hotspot werden könnte. Dagegen kontert die Regierung mit Verweis auf die neue Technologie, die in den Messgeräten zum Einsatz kommt. Sie basiert auf einer neuen Infrarot-Technologie, die ein Messergebnis in nur 1,5 Sekunden ermitteln könne, so die Verantwortlichen. Außerdem sei auch kein direkter Mundkontakt mehr mit dem Gerät nötig. Im Gegensatz zu herkömmlichen Messgeräten solle zudem einfaches Pusten für ein korrektes Messergebnis ausreichen.
Damit will man neben den PKW-Fahrern verstärkt aus dem Osten ankommende LKW-Fahrer auf ihren Alkoholspiegel kontrollieren und so im Zweifelsfall von den schwedischen Straßen fernhalten.
Auch andere Länder wie etwa Belgien haben bereits Interesse an dem Konzept gezeigt. In Österreich gehe man jedoch andere Wege im Kampf gegen Alkoholsünder wie Otmar Bruckner vom Innenministerium erklärt: „Wir setzten weiterhin auf unsere 1400 mobilen Alkotester. Unser Vorteil gegenüber dem neuen schwedischen System ist der rasche Stellungswechsel bei Kontrollen. Dadurch steigern wir den subjektiven Kontrolldruck bei den Autofahrern.“