Wie sicher kommen Österreichs Kinder in die Schule?

Täglich machen sich knapp 1,2 Millionen Schüler auf den Weg zum Unterricht. Mehr als die Hälfte sind mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs. Sie treten Tag für Tag eine gefährliche Reise an, wenn man bedenkt, dass in Linienbussen drei Kinder auf zwei Plätzen sitzen dürfen. In der Praxis führt das oft zu heillos überfüllten Bussen. Was per Gesetz erlaubt ist, löst bei Eltern große Ängste aus.

„Ö3-Wecker“ mit Robert Kratky, 23. Oktober 2014

Ein Lokalaugenschein von Ö3-Reporter Jürgen Freimuth in Prambachkirchen im Bezirk Eferding hat beispielhaft gezeigt, wie sehr sich die Schülerinnen und Schüler im Bus auf der Fahrt zum Gymnasium um einen Platz drängeln müssen. Und offenbar ist das ein Problem, von dem Eltern in ganz Österreich ein Lied singen können, denn die Telefone im Ö3-Hörerservice sind bei dem Thema nicht mehr still gestanden. Dutzende besorgte Mütter und Väter haben angerufen und über ihre Erfahrungen berichtet.

Für jedes Kind einen Sitzplatz

Gesetzlich ist die von Eltern und Experten als fragwürdig und gefährlich kritisierte Form der Beförderung von Schülern jedoch zulässig. Denn aktuell gelten Unter-Sechsjährige als gar kein Fahrgast, und Sechs- bis 14-Jährige dürfen zu dritt auf zwei Plätzen sitzen. „Wir fordern daher, die Streichung der privilegierten Kinderzählregel auch für Linienomnibusse. Darüber hinaus fordern wir die Reduktion an zugelassenen Stehplätzen auf eine vernünftige Menge“, sagt Susanne Schmid, vom Bundeselternverband. Sie wünscht sich im Kraftfahrlinienverkehr eine Regelung wie im Gelegenheitsverkehr, wonach mittlerweile jedem Kind ein Sitzplatz samt Gurt zusteht. „Die sicherste Beförderungsart für unsere Kinder muss garantiert sein. Das derzeit geltende Gesetz setzt Kinder einem enormen Risiko aus. Gerade am Land sind die Busse auf Freilandstrassen mit Tempo 80 unterwegs. Man muss sich nur vorstellen, welche dramatischen Folgen bereits eine stärkere Vollbremsung auslösen kann“, zeigt sich Schmid im Ö3-Interview besorgt.

Ein Autobus in Fahrt

Alix Minde / PhotoAlto / picturedesk.com

Sicherheit ist Kostenfrage

Würde man weniger Kinder pro Bus zulassen, würde man mehr Busse und Fahrer benötigen, heißt es von Seiten der für die Fahrplanorganisation zuständigen Verkehrsressorts in den einzelnen Bundesländern. Eine Kalkulierung auf Spitzenzeiten könne man sich jedoch nicht leisten, wird hier einhellig argumentiert. Auch das Verkehrsministerium hält am bestehenden Gesetz fest: „Diese Zählregel ist wiederholt von Experten geprüft worden. Sie sind zu dem Schluss gekommen, dass eine 1:1-Regelung nicht machbar ist. Es handelt sich dabei außerdem um Maximalwerte, die nicht ausgeschöpft werden müssen“, sagt Ursula Zechner, Leiterin der Abteilung Verkehr im BMVIT und rechtfertigt die Regelung mit einem notwendigen Spielraum, den die Busunternehmer zur Abwicklung des Personentransports brauchen würden. Laut Ministerium handelt es sich bei der Frage der Zählregel auch mehr um einen Komfort- und weniger um einen Sicherheitsaspekt, denn in Linienbussen gebe es generell Stehplätze und keine Anschnallpflicht.

Der letzte große Unfall mit einem Schulbus hat sich übrigens erst im März dieses Jahres in Schwand im Innkreis im Bezirk Braunau ereignet. Ein Zwölfjähriger Bub starb, zehn Kinder wurden schwer, sieben weitere leicht verletzt. Laut Verkehrsministerium ereignen sich jedes Jahr bei Schülertransporten rund 30 Unfälle mit durchschnittlich 40 Verletzten.