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Fakten zum Wasserverbrauch
„Ö3-Wecker“ mit Philipp Hansa, 12. August 2015
Bevor wir zum Faktenchek kommen, beantworten wir dich noch eine wichtige Frage:
Woher kommt das Trinkwasser in Österreich eigentlich?
In Österreich stehen uns unvorstellbare 84 Milliarden Kubikmeter Wasser pro Jahr zur Verfügung. Zum Vergleich: das ist soviel, dass man ein so großes Land wie die USA damit dauerhaft mit Wasserversorgen könnte.
„Das Trinkwasser in Österreich beziehen wir zu 50 Prozent aus Grundwasser - das hauptsächlich im Osten in den flacheren Gebieten, und zu 50 Porzent aus Berquellen im gebirgigen Westen“, sagt Thomas Ertl von der Universität für Bodenkultur in Wien.
Österreich liegt in Sachen Wasser-Qualität im absoluten Spitzenfeld in europa, erklärt Ertl. Der Grund sind unter anderem die vielen Wasserschutzfgebiete, die das Grundwasser stark schonen. Das Wasser ist in Österreich übrigens so sauber, dass es direkt getrunken werden könnte. „Zur Sicherheit wird es aber vielerorts in Anlagen desinfiziert,“ so der Wasser-Experte Ertl. Das Leitungsnetz in Österreich ist mit 72.000 Kilometern extrem gut ausgebaut - alle Leitungen hintereinander gelegt würden so fast zwei mal um die Erde reichen.
Faktencheck Nr. 1: Das meiste Wasser fließt in den Gully
Der durchschnittliche Österreicher verbraucht ca. 130 Liter Wasser pro Tag. Nur ein ganz geringer Teil davon wird aber wirklich fürs Kochen oder Trinken verwendet - nur etwa 5 Liter. Weitaus größere Mengen verwenden wir für die Hygiene, meint Roman Neunteufel von der Universität für Bodenkultur in Wien: „Zum Duschen und für die Toilette werden üblicherweise zwischen 30 und 40 Liter pro Tag verwendet, 80 Liter gehen also für die Toilette oder das Duschen drauf und fließen direkt in den Gully.“
Wassersparender ist übrigens duschen, sagt Neunteufel. Ab 15 Minuten ist aber baden die bessere Option, da verbraucht man in etwa gleich viel Wasser.
Faktencheck Nr. 2: Industrie und Landwirtschaft sind die größten Wasserverbraucher
Für 1 kg Rindfleisch werden 75 volle Badewannen benötigt. Industrie und Landwirtschaft verwenden extrem viel Wasser: fast 2/3 des gesamten Wasserbedarfs in Österreich. Große Betriebe und Bauern versorgen sich üblicherweise selbst mit Wasser, erklärt Experte Roman Neunteufel von der Boku Wien.
Die Gemüse und Getreidesorten die das meiste Wasser brauchen sind übrigens Mais und Weizen. „Diese Pflanzen wachsen sehr schnell und liefern einen großen Ertrag, deshalb ist beim Anbau sehr viel Wasser nötig. In Österreich wird die Landwirtschaft hauptsächlich durch Regenwasser versorgt, und meistens ist keine künstliche Bewässerung nötig.“
Bei langen Trockenperioden, wie wir sie gerade erleben, sieht das freilich anders aus. Wegen der langen Hitze und des ausbleibenden Regens rechnen Landwirte heuer mit Ernteschäden bis zu 100 Millionen Euro.
Faktencheck Nr.3: Für die Herstellung eines Autos braucht man mehr Wasser als ein Mensch in seinem ganzen Leben trinken kann
Bis ein Auto fix und fertig gebaut ist, werden unvorstellbare 100.000 Liter Wasser benötigt, um etwa das verbaute Plastik, das Leder und die Karosserie zu fertigen. Für fast alle Produkte in unsere Nähe wird Wasser benötigt. Entweder weil die verwendeten Rohstoffe Wasser benötigt haben, oder bei Produktion oder Transport Wasser gebraucht wurde.
Weil dieses Wasser im Endprodukt nicht wirklich sichtbar ist, nennt man das virtuelles Wasser. So benötigt ein Baumwoll T-Shirt in der Produktion mehr als 1000 Liter Wasser. Und ein Din A4 Blatt Papier, auf dem wir jeden Tag schreiben, verbraucht ganze 10 Liter Wasser. Rechnet man das virtuelle Wasser zum täglichen Wasserverbrauch dazu, kommt der durchschnittliche Österreicher auf bis zu 5000 Liter pro Tag.