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Mobbing: Fast jeder zweite Schüler ist betroffen
„Ö3-Wecker“ mit Philip Hansa und dem Wecker-Team, 26. August 2015
Innerhalb der Studie sind 141 Kinder und Jugendliche befragt worden. 81 davon waren zwischen 15 und 21 Jahre alt, 98 von ihnen waren weiblich, 43 männlich. 46% der Befragten waren schon einmal von Mobbing betroffen, bei den Jüngeren waren es sogar tendenziell mehr ( 48,3 % der 9-14-jährigen, 44,4 % der 15 bis 20-jährigen.
Bei den Mädchen hat jedes zweite angegeben, bereits einmal von Mobbing betroffen gewesen zu sein (50%). Die Burschen haben zu 37,2 % mit Ja geantwortet. Mehr als die Hälfte der Befragten sind in den letzten Monaten mindestens zwei Mal belästigt oder bedroht worden.
Bei den 9 bis 14-jährigen waren es sogar 71,7 Prozent. Betroffen sind Mädchen und Burschen aber gleichermaßen. Jeder Zweite fühlt sich in seiner Klasse unwohl. Bei den Burschen ist es sogar mehr als die Hälfte.
Was genau ist passiert?
Rat auf Draht-Psychologin Elke Prochazka sagt, dass die Kinder von Beleidigungen berichten, von Bloßstellungen und von Ausgrenzungen:
„In unserem Online-Fragebogen hat zum Beispiel jemand geschildert, dass er wochenlang über den Schulhof gejagt worden ist und ihm dort Steine nachgeflogen sind. Das heißt, das passiert am Schulhof, wo es ja auch eine Aufsicht geben sollte, eine geschützte Atmosphäre. Oder es wurde berichtet, dass man über Wochen geschlagen wurde, dass man sogar bedroht wurde, dass man sterben wird. Das heißt, das sind schon auch sehr heftige Geschichten.“
Was wünschen sich die Schüler?
In allen Bundesländern war klar, egal ob Oberstufe oder Unterstufe: Mobbing muss Konsequenzen haben. Es muss sichtbar sein, dass Mobbing Folgen hat und das erleben die Schüler zur Zeit überhaupt nicht. Sie sehen, es wird jemand gemobbt und danach passiert nichts und deshalb holt man sich auch, wenn man betroffen ist, keine Hilfe.
Weiteres fehlen Ansprechpersonen, an die sich die Betroffenen wenden können, ohne, dass die anderen das sehen. Das ist sehr wichtig, denn oft werden die Betroffenen aus der Klasse geholt, wenn sie zum Vertrauenslehrer wollen. Sie wünschen sich Kummerkästen, die am WC sind, nicht in der Aula und vor allem, dass der Schutz des Opfers im Vordergrund steht und nicht die Suche nach dem Schuldigen.
Ruheraum, wo nicht gesprochen wird
Es gibt ganz konkrete Vorschläge, um das Mobbing zu beenden und diese sind sehr einfach umzusetzen. Der Kummerkasten sollte zb. nicht in der Aula stehen, sondern am WC. Wichtig ist auch ein Ruheraum, wo ein Lehrer drinnen ist und wo einmal nicht gesprochen wird. Dort können die Schüler runterkommen.
Was können Lehrer tun ?
Kinder und Jugendliche müssen wieder merken, dass Mobbing kein Kavaliersdelikt ist. Mobbing ist in vielen Fällen ganz klar strafbar. Und eine Schule muss gewaltfrei sein.
Österreich ist Mobbingland Nummer 1
Laut einer Studie der OECD, der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, weist Österreich einen fast doppelt so hohen Anteil an Mobbing-Opfern im Schulumfeld aus wie der OECD Schnitt der 27 untersuchten Länder mit elf Prozent. Die niedrigste Bullying-Rate hat Schweden mit nur vier Prozent.
Was bedeutet Mobbing eigentlich?
Mobbing bedeutet, wenn jemand wiederholte Male und über einen längeren Zeitraum negativen Handlungen von jemand anderem ausgesetzt ist. Die Definition stammt von dem schwedisch-norwegischen Psychologen Dan Ake Olweus. Er war einer der ersten, der sich mit dem Thema Mobbing beschäftigt hat.
Sein Anlass war, als drei norwegische Schüler (nach anhaltenden Schikanen durch Gleichaltrige) Selbstmord begangen hatten.
Die häufigsten Verhaltensweisen
Die häufigsten Verhaltensweisen beim Mobbing sind laut einer Studie der steirischen Arbeiterkammer:
- Benutzen von Schimpfwörtern oder Verpassen von gemeinen Namen
- Andere verspotten oder sich lustig machen
- Schüler bei anderen Schülern schlecht machen
- Andere nicht beachten
- Abwertende Gesten benutzen
Wann wird gemobbt?
Mobbing beginnt schon in der Volksschule. Laut der Studie der steirischen Arbeiterkammer geben mehr als zwei Drittel der Schüler an, dass es an ihrer Schule Mobbing gibt. Die Hauptmobbingzeit ist eigentlich die Zeit, in der sich Kinder erholen sollten. Nämlich während der Pausen: Zwei Drittel der Übergriffe passieren hier.
Die Auswirkungen von Mobbing?
Nervosität, Traurigkeit, Suizidgefährdung, körperliche Erkrankungen, aber auch Leistungsabfall, geringeres Selbstbewusstsein, und Albträume.