Start-Up-Festival in Wien

Pioneers

Pioneers Festival: Start-Ups aus Österreich ganz im Trend

Am vergangenen Pioneers Festival in Wien war dieses Jahr wieder eine bunte Mischung aus Start-ups aus aller Welt vertreten - ob Roboter, FinanzTechs oder relativ „greifbare“ Apps und die heimischen Entwickler und Erfinder sind ganz vorne dabei.

So ein Start-Up-Festival ist eine Plattform für Kreative und Investoren. Heuer haben die Veranstalter die besten 500 Start-ups aus sieben verschiedenen Bereichen - etwa Finanzen, Mobilität oder Unterhaltung - eingeladen. Dort haben sie die Chance sich potenziellen Geldgebern zu präsentieren um endlich mit ihrer Idee durchstarten zu können. Vereinfacht gesagt: Viele Menschen mit tollen Ideen und ein Paar Menschen mit Geld sind in den letzten Tagen aufeinander getroffen. Gefällt die Idee einem Investor, gibt es meist Startkapital um die Idee in Realität umzusetzen.

Zusätzlich gibt es zahlreiche Vorträge, Trendvorschauen und Tipps von erfolgreichen Technikgrößen wie Wikipedia Gründer Jimmy Wales, Siri-Erfinder Adam Cheyer oder der US-indische Selfmademilliardär Manoj Bhargava, der jungen Start-Ups Tipps mit auf den Weg gibt, die so abgehoben gar nicht klingen: Unternehmer sollten keine Risiken eingehen und den Hausverstand einsetzen. Ein Produkt, das nur „cool“ sei, verkaufe sich nicht.

Innovation aus Österreich: Reisen, Landwirtschaft und Schüler

Wie zum Beispiel zu TourRadar - die Plattform die Online-Gruppenreise Buchungen erleichtern soll, hat als Teil der Series-A Finanzierung rund 5,3 Millionen Euro eingesammelt. Damit will das bereits erfolgreiche Start-Up mit Sitz in Wien ihr Angebot erweitern.

Das Jungunternehmen aus Wieselburg in Niederösterreich Farmdok hat eine Software entwickelt, mit der Landwirte ihre Dokumentationspflichten, zum Beispiel, welche Düngemittel sie verwenden, schneller erfüllen können. „95 Prozent der österreichischen Bauern dokumentieren noch mit Zettel und Stift“, sagte Farmdok-Mitgründer Andreas Prankl. „Wir haben eine App entwickelt, mit der wir die Dokumentation vom Büro zurück aufs Feld bringen“ – und zwar mit einer Handy-App. Via GPS erkennt das System die Fahrmuster der Traktoren und zeichnet so automatisch auf, wenn der Landwirt gepflügt oder gedüngt hat. Die so gewonnenen Daten helfen den Landwirten nicht nur beim Festhalten der gesetzlich nötigen Daten, sondern auch wirtschaftlich, meint Prankl. 1.200 Landwirte haben Farmdok schon probeweise ausprobiert, eine neue Version soll bald herauskommen.

In einem ganz anderen Bereich ist das österreichische Start-up Talentify tätig: Der Tiroler Bernhard Hofer und seine Frau Doris haben eine Online-Vermittlungsplattform für Nachhilfe gebaut. In Österreich geben Eltern jährlich mehr als 100 Mio. Euro für Nachhilfe aus, denn „wir haben ein extrem sozial selektives Schulsystem“, so Hofer. Auf Talentify bieten sich nun Schüler an, die anderen Schülern Nachhilfe geben wollen. Bis zu 10 Euro können sie dafür pro Stunde verlangen. „Wir haben schon 2.500 aktive Nutzer in ganz Österreich“, so Hofer.

Die kreativen Köpfe der HTL St. Pölten haben sich mit dem Trend-Thema Virtuelle Realität beschäftigt und mit Motex ist einen VR-Fahrsimulator entwickelt. Es ist ein Autosimulator, der mit Virtual-Reality-Brillen arbeitet. Damit können Fahrschüler mit gefährlichen Situationen konfrontiert werden können ohne körperliches Risiko.

Das Smartphone in ein Walkie Talkies verwandeln will das Wiener Start-up Lineapp, das eine Kommunikationssoftware für mobile Geräte entwickelt hat. Hat man die App heruntergeladen kann man über eine WLAN-Netzwerk - das dazu nicht mit dem Internet verbunden sein muss - miteinander sprechen. In einem texanischen Krankenhaus kommt die Lösung aus Wien bereits als Sprechanlage zum Einsatz.

Stabylizr heißt das erste Produkt des Start-ups Camfex. Wolfgang Fallmann und Miriam Boubachta haben einen mechanischen Kamerastabilisator für Actionvideokameras entwickelt. Die Erfindung ermöglicht verwacklungsarme sportliche Aktivitäten. Am Pioneers-Festival wollen sie ihre Netzwerke ausbauen und haben auch prompt 40.000 Euro bei dem Start-up-Wettbewerb der Post gewonnen.

Trend - FinTec aus Österreich:

Gerade in der Finanzbranche bleibe kein Stein auf dem anderen, sagte Roland Schöbel vom Beratungskonzern PwC. Traditionelle Banken verlören einen großen Anteil ihres Umsatzes an sogenannte Fintechs, Start-ups aus dem Finanzbereich. Es sei daher unabdingbar, dass sich etablierte Finanzkonzerne mit Start-ups auseinandersetzen.
Und da haben natürlich auch die Österreicher die Finger im Spiel: das österreichische Banken-Start-up Number26 mit Sitz in Berlin will in den kommenden Jahren zu einer paneuropäischen Bank wachsen. „Eine Expansion nach Polen und Großbritannien kommt möglicherweise noch im Jahr 2016“, sagte Number26-Gründer Maximilian Tayenthal am Rande des Wiener Start-Up-Festivals Pioneers zur APA.

Die heuer im Jänner gegründete Mantigma GmbH will am Pioneers Festival Banken oder Start-ups aus dem Finanzbereich als Kunden für ihr Produkt predictR gewinnen. predictR ist ein Programm zur Kontostandsvorhersage für Online-Banking-Privatkunden, das auch das Durchspielen von Szenarien ermöglicht - wie z.B. für Kredite oder die Veranlagung von Geld, das am Monatsende übrig bleibt. „Man kann mit predictR Bankprodukte simulieren, aber auch berechnen, was geschieht, wenn man z.B. kündigt und dadurch einige Zeit weniger Einkommen hat”, sagt Mantigma-Geschäftsführer Jakob Etzel. Banken können ihren Kunden über die Plattform Produkte vorstellen und ihnen Vorschläge zur Veranlagung machen.
(APA/SC)

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