Schafsherde auf Mallorca

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Alarmstufe: Mallorca geht das Wasser aus

Kaum Regen im Winter, die Reserven auf tiefstem Stand seit zehn Jahren und Touristen, die drei Mal so viel Wasser verbrauchen wie Einheimische - die spanische Urlaubsinsel Mallorca lechzt nach Wasser.

Die Wasserknappheit auf Mallorca bereitet den Behörden der spanischen Urlaubsinsel immer mehr Sorgen. „Die Situation wird schlimmer“, wurde die Leiterin des balearischen Wasserwirtschaftsamts, Joana Maria Garau, am Wochenende in der Zeitung „Diario de Mallorca“ zitiert.

Garau zufolge, habe Mallorca zwar Wasserverluste im Leitungsnetz reduziert, Kampagnen zur Sensibilisierung der Konsumenten gestartet und bisher nicht ausgelastete Infrastrukturen stärker beansprucht - dennoch sei die Lage nicht besser geworden.

Regierung setzt Alarmstufe

Zuvor hatte die Landesregierung wegen Trockenheit im Inneren der Insel Alarm geschlagen. Nach einer Art Vorwarnung im Juni wurde wegen der anhaltenden Trockenheit die Warnstufe „Alerta“ ausgegeben. Auf der erst im Frühjahr eingeführten vierstufigen Warnskala folgt nur noch die „Emergencia“, der Notstand.

Auch in Estellencs, einem Dorf an der Nordwestküste der Insel, werden Maßnahmen gesetzt - hier hat man den Maximalverbrauch pro Haushalt und Tag auf 300 Liter beschränkt und den Bürgern zudem verboten, Trinkwasser zum Befüllen von Pools und zum Gießen der Gärten zu verwenden. „Das kontrollieren wir auch, und wer sich wiederholt nicht daran hält, dem drehen wir das Wasser ab“, sagt Bürgermeister Bartomeu Jover.

Wer ist Schuld?

Dass Wasser auf der spanischen Urlaubsinsel jetzt ein besonders kostbares Gut ist, liegt zum einen daran, dass es im Winter kaum geregnet hat und sich die Grundwasserreserven nicht erholen konnten. Im Juli waren sie im Schnitt nur mehr zu 44 Prozent gefüllt, der Pegel war damit so tief gesunken wie seit zehn Jahren nicht mehr.

Auch die zwei Stauseen im Tramuntana-Gebirge, der Gorg Blau und der Embalse de Cuber, die etwa ein Drittel des Leitungswassers für die Inselhauptstadt Palma bereitstellen, geben ein klägliches Bild ab.

Gorg Blau auf Mallorca - Wasserrückgang

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Zum anderen dürften die Urlaubermassen, die in der angelaufenen Rekordsaison über die Insel hereinbrechen, die Wasservorräte weiter zurückgehen lassen. Ein Tourist verbraucht im Schnitt 440 Liter Wasser, gut drei Mal so viel wie ein Einheimischer, hat Ivan Murray, Geograf an der Balearen-Universität, errechnet.

In weiser Voraussicht hat die Inselregierung deshalb bereits im Frühjahr die Entsalzungsanlagen in Palma, Andratx und Alcudia wieder in Betrieb genommen, die zuletzt - weil man sich lieber auf den Regen verließ - größtenteils stillgelegt waren. Seitdem verwandeln sie auf Hochtouren Meer- in Leitungswasser, auch wenn das einen mitunter unangenehm salzigen Geschmack auf der Zunge hinterlässt.

Tourismus noch gelassen

„In den Urlauberhochburgen gibt es genug Wasser“, sagt eine Sprecherin des Tourismusministerium - und schiebt aber schnell hinterher: „Derzeit.“ Wie die Lage nach dem Rekordansturm der Touristen im August aussehen wird, ist ungewiss.

Joana Maria Garau, Leiterin des balearischen Wasserwirtschaftsamts, versicherte jedoch, dass es weder in Palma noch in der Urlauberhochburg Arenal zu Versorgungsengpässen oder Verbrauchsbeschränkungen kommen werde.

Strand Mallorca

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Die Urlaubshochburg in 5 Fakten:

  • 2015 verbrachten mehr als 3,2 Millionen Deutsche, etwa zwei Millionen Briten und eine Million Spanier dort ihren Urlaub.
  • Mehr als die Hälfte der rund 600 000 Einwohner leben in der Hauptstadt Palma de Mallorca - Verwaltungszentrum und wichtigste Hafenstadt der Insel.
  • 40 Prozent der Insel, die 550 Kilometer Küste hat, stehen unter Naturschutz.
  • Schon im 19. Jahrhundert war die Insel ein beliebtes Ziel für den Fremdenverkehr - zunächst vor allem für die spanische Oberschicht, später zunehmend auch für britische Touristen.
  • Mit der Entwicklung des Charterflugverkehrs Ende der 1950er Jahre begann der Massentourismus. Bevor dieser zum zentralen Motor der einheimischen Wirtschaft wurde, lebten die Inselbewohner vor allem von der Landwirtschaft.

(APA/dpa/ES)