So klingt das neue Album von Rainhard Fendrich

Eine 36 Jahre lange Karriere als Sänger und Liedschreiber, unzählige Live-Auftritte, 17 Studioalben mit beinahe 250 Songs, in Österreich acht Nummer-Eins-Alben in Folge – was soll man da auf einer neuen Platte schon noch Neues zu sagen haben? Vor allem, wenn das Album davor, das 16., den Titel „Besser wird’s nicht“ trug?

„Na, hör’s dir halt an“, fordert Rainhard Fendrich auf. Selbstbewusst ist er. Und das kann er auch sein. SCHWARZODERWEISS heißt die von ihm selbst produzierte Sammlung mit 14 neuen Fendrich-Liedern, die am 7. Oktober bei BMG erscheinen wird. Und zu sagen hat er eine Menge. Der Sänger und Liedschreiber beweist auf dem Album nicht nur sein Gespür fürs Songwriting, sondern zeigt eindrucksvoll Haltung. „Ich bin ein Künstler“, sagt er, „für mich ist jedes Lied eine Art Reflexion auf das, was ich beobachte und erlebe. Die Zeit, in der wir leben, gibt mir die Themen vor. Und diese Zeit ist nun einmal alles andere als rosig.“

Wienerisch pur

Und so beginnt das Album mit einer forsch geschlagenen akustischen Gitarre und der utopischen Zeile „Stell di vor, es gibt koan Internet.“ Man hört sofort den Wiener raus, doch die Botschaft kommt auch in Cottbus, Flensburg und Duisburg an: „Wenn du was wüst“ ist ein feinsinniges Lied über den Smartphone- und WLAN-Wahn dieser Tage. Das Stück ist nicht zynisch, sondern wahrhaftig, die Message ist klar: Wenn du was willst, dann sprich mit mir oder schreib mir einen Brief. Aber lass bitte das Herumgetippe auf dem Handy sein. Man kann schmunzeln über diesen Folk-Song, der ein wenig an Johnny Cash erinnert. Man kann aber auch länger über ihn nachdenken. „Genau das“, sagt Fendrich, „zeichnet ein gutes Lied in meinen Augen aus. Es gibt dem Hörer etwas mit auf den Weg. Einen Impuls oder einen Gedanken, den er weiter mit sich herumträgt.“

Wenn Rainhard Fendrich heute eines genießt, dann, dass er sich eine Position erspielt hat, in der er sich den Luxus erlauben darf, völlig ohne Zwänge zu arbeiten. „Diese künstlerische Freiheit ist mir unglaublich wichtig“, sagt er. Die gute Nachricht für seine Fans: Er hat diese Freiheit genutzt – und mit „SCHWARZODERWEISS“ das vielleicht tiefgründigste und intensivste Album seiner Karriere aufgenommen.