Marie Wilcox

Marie's Dictionary/Screenshot

Wenn du die Letzte bist, die eine Sprache spricht

Marie Wilcox ist der letzte noch lebende Mensch der die Sprache der Yokuts noch fließend beherrscht. Seit Jahren arbeitet sie tagtäglich an ihrem Wörterbuch, in der Hoffnung, dass der Wortschatz nach ihrem Tod nicht verloren geht.

Das Volk der Yokuts in Südamerika hatte vor 3000 Jahren noch über 70.000 Angehörige. Vor Kontakt mit Europäern bestand das Volk aus mehr als 60 verschiedenen Stämmen. Nach der europäischen Besiedelung zwischen 1890 und 1900 verringerte sich die Zahl der Einwohnerinnen und Einwohner drastisch, heute gibt es nur 200.

Marie Wilcox ist die einzige von ihnen, die die Sprache ihrer Ahnen, Wukchumni , intus hat. Um die Sprache zu erhalten und zu dokumentieren, hat sie sich Anfang 2000 das Ziel gesetzt, ein eigenes Wörterbuch zu schreiben. Stundenlang hat sie sich vor den Bilschirm gesetzt und penibel genau alle Worte aufgeschrieben, an die sie sich erinnern kann, ob aus ihrer Kindheit oder aus Gesprächen mit ihrer Großmutter. „Es ist seltsam, dass ich die Letzte bin, die Wukchumi spricht. Bald werde ich einfach nicht mehr da sein.“

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Nun ist das Wörterbuch fertig, und sie hat bereits eine neue Bestimmung gefunden: Sie möchte die Sprache nicht nur aufgeschrieben für Sprachwissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hinterlassen. Ihr Wunsch ist es, dass wieder Menschen die alte Sprache erlernen. Wie sie das schaffen möchte? Mit ihrem Enkel nimmt sie jetzt Audio-Aufnahmen auf, liest Geschichten vor, damit die richtige Aussprache gesichert ist. Was sie sich am meisten wünscht? Wieder mit jemandem auf Wukchumni zu sprechen.

(Anastasia Lopez)