Rio

Privat/Deniz Onaral

Rio-Blog: Die letzten Tage bei Olympia

ER hat den unglaublichsten Ferialjob des Sommers: Deniz Onaral ist Praktikant im Österreich-Haus bei den Olympischen Sommerspielen in Rio de Janeiro.

Der 20-jährige Kärntner hat sich gegen zahlreiche Bewerber für den begehrten Sommerjob durchgesetzt und wird nun täglich seine Eindrücke aus der Olympia-Stadt in diesem Blog schildern.

Deniz

Privat/Deniz Onaral

Tag 15: Tropf, Tropf, Tropf

Es regnet und regnet, dann kommt wieder die Sonne. Das Wetter kann sich auch nicht ganz entscheiden, ob’s feiern soll oder nicht, aber das ist den Brasilianern prinzipiell egal - im Österreich Haus ist es bei jedem Wetter lustig.

Regen in Rio

Privat/Deniz Onaral

Tag 16: Heimwerkerkönig Deniz und „Re Boo“

Handwerken ist angesagt, denn nach einiger Zeit sieht man so manche Dinge, die repariert und optimiert werden müssen. Deshalb bin ich heute mit Thomas unterwegs.

Als leidenschaftlicher Basketballspieler durfte ich mir den Basketballkrimi Brasilien-Argentinien nicht entgehen lassen.

Basketballspiel in Rio

Privat/Deniz Onaral

Gegen Abend kommt immer mehr Presse zu Besuch, anscheinend spricht es sich herum, dass es bei uns rund geht. Zum Beispiel waren Pressegäste aus Tokio hier. Es war sprachlich eine kleine Herausforderung, aber es hat funktioniert. Bis sie wissen wollten, ob ich „Re Boo“ kenne. Hä? Nach einer längeren Mimik-Gestik-Konversation bin ich drauf gekommen, dass sie Red Bull meinten.

Unser Presse-Rundgang endet immer mit einem leckeren Apfelstrudel oder einem Kornspitz in unserer Bäckerei. Da schmelzen alle weg.

Tag 17:

Die Aussicht von unserer Terrasse hat immer wieder diesen besonderen Wow-Effekt - bei gutem Wetter sieht man den Zuckerhut und die Christus Statue.

Damit die Getränke die optimale Temperatur haben, kommen ständig neue Eislieferungen im Österreich-Haus an.

Tag 18:

Heute geht’s früh raus zum Kanuwettbewerb. Das Wetter ist am Vormittag wirklich Spitze und auf der Tribüne ist es seeehr heiß. Mittags schlägt es aber wieder komplett um, mit heftigem Wind inklusive.

Regen - was macht das schon, wenn man im Austria House arbeiten darf? Die Stimmung ist unbeschreiblich.

Rio Austria Haus

Privat/Deniz Onaral

Tag 19: Bronze für Österreich!

In der Früh starten wir wieder unsere Umfragen. Und wir sind richtig gut im Rennen! Das internationale Publikum, das uns besucht, gibt nicht nur beim Feiern Gas, sondern auch beim Beantworten unserer Fragen.

Am Nachmittag entführt mich Amelie nach Gloria zum Finale der Nacra 17 - Österreich hat Chancen auf eine Medaille.

Narca 17

Privat/Deniz Onaral

Highlight des Tages - die erste Bronze-Medaille für Österreich. Wir stehen am Strand gemeinsam mit den Eltern von Thomas Zajac und Tanja Frank und warten auf die Gewinner. Die Stimmung war sehr emotional.

Da wir gute Bilder von der Medaillenfeier haben wollten, versuchten wir, uns möglichst weit nach vorne in die erste Reihe zu drängen. Leider waren vor uns auch mehrere Holländer. Amelie meinte, ich sollte sie fragen, ob sie nicht weggehen könnten. Nach etwas Anpöbeln haben sie aber nicht reagiert. Erst nach etwas Anstupsen hat sich dann einer bewegt. Es war der Olympiasieger im Boxen! Hat Spaß gemacht, ihn ein bisserl anzupöbeln.

selfie

Privat/Deniz Onaral

Danach müssen wir wieder schnell zurück ins Austria House - das heißt, wir brauchen ein Taxi. Auf der fünf-spurigen Straße bleibt aber kein einziges stehen, also sperrten wir kurzerhand die Straße, bauten eine Taxibucht und schon ging’s zurück zum Haus.

Rio Selfie

Privat/Deniz Onaral

Tag 20: Mit den Sportlern kommen die Selfies

Wir bekommen immer mehr internationales Publikum - deutsche, holländische, kanadische Sportler, Comedians, Gäste aus Uganda, Ungarn, Dubai, Türkei, der USA, Australien, Bulgarien, Tokio, Quatar, Frankreich und noch einige Nationen besuchen uns. Und ich durfte ihnen unser Haus näher bringen und auch ein paar Selfies mit ihnen machen...

Selfie

Privat/Deniz Onaral

Tag 21: Ein Kamel am Morgen...

Good morning Copa! Foto des Tages, von meinem Freund aus Deutschland, der auch hier für das Deutsche Team arbeitet. Danke Jan D.

Kamel am Strand

Privat/Deniz Onaral

Wir bekommen Besuch aus New York, zwei ganz coole Typen: Mr. Andre und sein Freund, die sich sehr gut mit Social Media auskennen. Sie erzählen ein wenig über ihre Arbeit, während sie bei uns ein kühles Bier genießen. Alle Häuser besuchen sie nicht. Das Frankreich-Haus hätte zwar länger offen, aber sie möchten jede Minute, solange das Österreich-Haus geöffnet hat, hier verbringen. Sie erzählen auch, wie erstaunt sie über die Exklusivität des Quatar-Hauses sind.

Tag 22: Mr. Orlando

Es geht früh raus, ich treffe mich wieder mit Stefano Aguiar, der nicht nur super Fotos machen kann, sondern auch ein echter Brasilien-Kenner ist. Er erzählt mir sehr viel über Rios Geschichte.

Es geht in eines der ältesten Restaurants von Rio de Janeiro. Restaurant Colombo since 1894.

Wie ich dort eintreffe, ist sehr viel los. Die Leute kommen hier nicht nur her, um Kaffee zu trinken, sondern auch um sich das geschichtsträchtige Gebäude anzusehen. Aber ich möchte eigentlich zu Mr. Orlando...

Mr. Orlando

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Mr. Orlando ist der älteste Kellner im Restaurant, seit 65 Jahren macht er diesen Job, mit 14 hat er als Putzjunge angefangen. Nach einiger Zeit durfte er dann auch den ersten Kaffee servieren. Man sah, dass er Talent hatte, so wurde er „on call waiter“. Mit viel Leidenschaft wurde er dann zum richtigen Kellner in der Confiteria Colombo.

Während Stefano übersetzt, sieht mich Orlando an und sagt in seinem gebrochenen Englisch: „But stepi by stepi.“ Auch zum Maître wollte er nicht aufsteigen, er ist so glücklich. „Es ist auch lustig für mich. Ich kenne schon den Urgroßvater von meiner jetzigen Chefin. Ich bin ein Teil vom Colombo.(...) Ich wollte immer, dass mein Sohn ebenso diesen wundervollen Job macht, aber nach einiger Zeit hab ich gesehen, dass er nicht für diesen Beruf gemacht ist. Deshalb hab ich ihm gesagt, er solle einen Job ausüben, in dem er wirklich glücklich ist.“

Was ist das Härteste an deinem Job? - „Dass ich immer nett sein muss zu meinen Gästen. Egal, wie es mir geht, ich muss immer gut gelaunt sein und darf meinen Gästen nichts anmerken lassen. Aber das noch größere Problem sind die jungen Leute, die die Profession des Servierens nicht mehr so respektieren, wie das ältere Leute meistens tun. Sie glauben, dass Kellner zu sein nur ein Hinbringen des gekauften Produktes ist, aber es ist viel mehr als das.“

Cafe Mr. Orlando

Privat/Deniz Onaral

Arbeiten viele junge Leute in diesem Job? - „Das Colombo war immer schon eine Art „Gastro-Schule“, aber ich sehe, dass immer mehr junge Leute diesen Job nur kurzfristig ausüben und dass auch nur wegen der Bezahlung.(...) Ich habe in diesen Jahrzehnten auch viele wichtige Gäste empfangen dürfen. Angefangen von meiner Frau, die ich vor 51 Jahren hier kennengelernt habe, bis hin zur Queen Elisabeth oder drei Generationen der brasilianischen Präsidenten.“

An was denkst du, wenn du „Österreich“ hörst? - „Sound of Music, gutes Bier, und jetzt auch das Österreich Haus, habe ich mir sagen lassen.“ Er zwinkert mir zu.

Mr. Orlando

Privat/Deniz Onaral

Du durftest heuer auch das Olympische Feuer tragen - warum? - „Ich habe ein Anruf vom Major House bekommen und sie meinten, dass ich eine Legende in Rio sei und auf der Liste der Auserwählten stehe, die das Olympische Feuer tragen dürfen. Ich habe sehr viele Freunde bei den Behörden, deshalb dachte ich, sie wollen sich einen Scherz erlauben. Ich habe dann aufgelegt. Doch nach dem zweiten Anruf war mir klar, dass es ernst gemeint war!“

Am Nachmittag durfte ich zum Basketball Semi-Finale Frankreich gegen USA fahren. Ich habe mich riesig gefreut! Das letzte Mal habe ich so ein mega Basketball-Match der Amerikaner in der Türkei bei der WM 2010 in Istanbul gesehen.

Draußen ging’s auch schon Rund:

• Warteschlangenlänge: über 800 Meter lang
• Wartezeit: mehr als 2 Stunden
• Besucheranzahl: über 60.000

Tag 23: Ausflug nach Niterói

Ponte Rio Niterói ist eine Brücke über der Guanabara-Bucht im brasilianischen Bundesstaat Rio de Janeiro. Sie verbindet die Stadt Rio de Janeiro mit der östlichen Nachbarstadt Niterói. Die Hauptöffnung der Brücke ist eine Stahlkonstruktion mit 300 Metern Stützweite und gehört zu den längsten Balkenträgern der Welt.

Rio

Privat/Deniz Onaral

Wir wollten mal das Nachtleben in einer anderen Stadt testen, auch wenn das Austria House über die Grenzen bekannt ist. Mit dem Taxi fuhren wir über die Hügellandschaft, wo keine Menschenseele wohnt, durch die Favelas und viel weiter kamen wir auch nicht - eine Straßensperre der Einheimischen, die die Einfahrt zu den Diskos kontrollierten, erschreckte uns.

Liebe Grüße,
Deniz

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