Der Mann, dessen Augen Millionen kennen

Er schaut sonntags bei Millionen vorbei: der Mann der „Tatort“-Augen. Die Ermittlerteams wechseln, das Auge bleibt. Horst Lettenmayer ist die einzig wirkliche Konstante beim „Tatort“.

Horst Lettenmayer war noch keine 30 Jahre alt, als er Fernsehgeschichte schrieb. Für den Vorspann zu einem „Pilotfilm“ einer neuen ARD-Reihe schaute er vor mehr als 46 Jahren in die Kamera und rannte auf dem damaligen Münchner Flughafen in Riem immer wieder auf dem Asphalt hin und her, während seine Beine gefilmt wurden. Weil damals noch niemand wusste, dass aus diesem „Pilotfilm“ die erfolgreichste und bekannteste deutschsprachige Krimireihe werden würde, bekam und akzeptierte er damals 400 Deutsche Mark Gage für den Tagesjob.

Der 1000. „Tatort“

„Taxi nach Leipzig“, 13.11. um 20:15 auf ORF 2

Horst Lettenmayer, Tatort Augen

Matthias Balk / dpa / picturedesk.com

Lettenmayer ist das „Tatort“-Auge. Das Augenpaar, das im Vorspann des Krimis zur Musik von Klaus Doldinger in die Kamera schaut, ist seins. Egal, ob danach Maria Furtwängler, Axel Milberg, Til Schweiger oder Jan Josef Liefers ermitteln - der heute 75-Jährige ist seit nunmehr 1000 Folgen immer der Erste, den die Zuschauer erblicken, wenn sie sonntags um 20:15 Uhr den „Tatort“ einschalten.

„Ich schau’ Euch jeden Sonntag ins Schlafzimmer“, sagt Lettenmayer der Deutschen Presse-Agentur in seinem Haus in Dachau bei München und lacht.

In seinem Büro zeugt eine Trophäe mit dem berühmten „Tatort“-Fadenkreuz von der bekanntesten Rolle des früheren Schauspielers. Die habe er bei einer Party zur 300. „Tatort“-Folge in Köln bekommen.

Horst Lettenmayer, Tatort Augen

Matthias Balk / dpa / picturedesk.com

Von Lettenmayers Schauspielkarriere ist der Vorspann geblieben - in Zeiten immer häufiger wechselnder Ermittlerteams die einzig wirkliche Konstante der Kult-Krimireihe. „Die ARD hat das 32-Sekunden Filmchen nie wirklich verändert“, schreiben die Experten vom „Tatort-Fundus“. Während andere Fernseh-Flaggschiffe sich optisch der Zeit anpassten, stehe der „Tatort“-Vorspann „sozusagen unter ‚Fernseh-Denkmalschutz‘“.

Wirklich gut findet Lettenmayer das nicht - ebenso wenig wie den Hamburger „Tatort“ mit Til Schweiger: "Das ist kein „Tatort" mehr, das ist ein kalifornisches Gemetzel“. Auch wenn er dadurch wahrscheinlich öfter im Fernsehen zu sehen ist als Schweiger und Liefers zusammen, sagt er: „Tatsächlich gehört der erneuert.“ Der alte Vorspann passe heute einfach überhaupt nicht mehr zu dem Format. „Aber die Leute wollen nunmal die Augen sehen...“ (dpa)