Mama ist die beste Freundin - aber ist das gut?

Wir haben noch nie so ein gute Verhältnis zu unseren Müttern gehabt, sagt eine Studie der Uni Chemnitz. 80 Prozent der jungen Erwachsenen geben darin an, mindestens einmal pro Woche Kontakt zu ihrer Mutter zu haben, zwei Drittel beschreiben das Verhältnis als eng, jede zweite Frau bespricht regelmäßig Dinge mit ihr.

Aber warum hat sich unser Verhältnis zu den Müttern so gewandelt?

Erziehungsstil hat sich geändert

Das liegt einerseits am Erziehungsstil, sagt Sabine Haring, Professorin für Soziologie an der Uni Graz: „Wir haben es jetzt mit einer Elterngeneration zu tun, die tendenziell eher einen partnerschaftlichen Erziehungsstil ausübt. Das heißt, die teilweise selbst noch in großen Abgrenzungsversuchen zu ihren Eltern befangen war, die das aber mit ihren Kindern partnerschaftlich und nicht autoritär gestalten will.“

Blumenstrauß

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90 Prozent haben gutes Verhältnis zu den Eltern

Das bestätigt auch die deutsche Shell-Jugendstudie. Mehr als 90 Prozent der Befragten haben ein gutes Verhältnis zu ihren Eltern und dreiviertel von ihnen würden die Kinder genauso erziehen.

Lieber im „Hotel Mama’ als ausziehen“

Der Nachteil: Junge Erwachsene fühlen sich daheim so wohl, dass sie später ausziehen und später selbständig werden.

Von 280.100 der 20 – 24-jährigen Männern in Österreich haben im Jahr 2016 laut Statistik Austria 193.000 noch daheim gelebt. Von den 264.500 Mädchen im selben Alter waren 144.300 noch zuhause bei den Eltern.

Eltern gehen mit zu Vorlesungen

Aber ist das auch gut? Sabine Harnig, Professorin für Soziologie an der Uni Graz sieht das mit gemischten Gefühlen. Sie hat regelmäßig mit Eltern zu kämpfen, die ihre jungen Erwachsenen in die Vorlesungen begleiten: „Das ist wirklich ein Phänomen, das jetzt zunehmend in Erscheinung tritt und ich sag dann immer zu Beginn des Studiums: ‚Schicken sie mir ja nicht ihre Eltern mit‘.“

Früher hat man sich dafür geniert, wenn die Eltern wo aufgetaucht sind, jetzt ist man froh, dass einem die Eltern so manches abnehmen.

Jugendliche werden dadurch später selbständig

„Teilweise wird dann eher die Bequemlichkeit in den Vordergrund gestellt, da muss ich mich nicht selber drum kümmern. Mein Papa oder meine Mama können sich besser ausdrücken und erledigen das für mich.“

Die gute Nachricht zum Muttertag: Unser Verhältnis zu unseren Müttern wird immer besser, aber Abgrenzung ist genauso wichtig, sagen Experten.

„Guten Morgen am Sonntag“ mit Martina Rupp, 14. Mai 2017 (Judith Krieger)