Nathan Trent

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Impressionen vom Song Contest in Kiew

Vier Tage in Kiew. Die meiste Zeit davon in der Halle, im Hotel oder am Weg dazwischen. Hier ein paar flüchtige Eindrücke, die ich festhalten konnte.

Wer ist das größere Arschloch? Liam oder Noel? Das war für Francesco Gabbani eine Einstiegsfrage ganz nach seinem Geschmack. Endlich mal nicht so auf: Liebst du den Song Contest? Wieso liebst du den Song Contest? Ist der Song Contest nicht fantastisch? – Nein, dem Francesco hat das Ö3-Interview voll getaugt, hat mir seine charmante Übersetzerin nachher verraten, eines der besten, weil nicht bloß auf die SoCo-Bubble beschränkt. Der Vollblutmusiker mit der Strahlkraft eines Adriano Celentano gilt Samstagabend als haushoher Favorit.

Francesco Gabbani

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Ach ja, die Antwort auf die anfangs gestellte Frage bin ich noch schuldig: Francesco Gabbani, der in Italien mit Oasis auf Tour unterwegs war, konnte sich letztendlich nicht entscheiden - für ihn liefern sich Liam und Noel diesbezüglich ein Kopf-an-Kopf-Rennen.

Ein anderer Favorit von mir ist die U-Bahn hier in Kiew, kein haushoher, sondern ein abgrundtiefer. Vor allem die rote Linie. Da dauert die Fahrt zwischen zwei Stationen nicht halb so lang wie die Fahrt mit der Rolltreppe hinunter zum Bahnsteig. „Way down we go“ von Kaleo geht sich da locker in voller Länge aus. Im extended Reykjavik-Mix.

Nicht ganz so tief unten liegt der kulinarische Geheimtipp im International Exhibition Center. Eine unscheinbare Kantine im Keller, in der sich die Security-Mitarbeiter, das Reinigungspersonal und andere hauptsächlich ukrainische Song-Contest-Mitarbeiter stärken. Aber auch Salvador Sobral, der geheimnisvolle Geheimfavorit aus Portugal, wurde hier angeblich schon gesichtet.

Salvador Sobral

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Beim Anblick des 5-Sterne-Backstage-Caterings hat er wohl ähnlich stark gelitten wie bei der Performance seines Songs. Viel zu fancy für seinen Geschmack. Der Spross einer Adelsfamilie solidarisiert sich lieber am Resopaltisch mit der Arbeiterklasse. Ich verstehe ihn. Die Borschtsch, die Wareniki und all die anderen ukrainischen Spezialitäten schmecken hervorragend. Ganz klar auch mein Stammlokal.

Impressionen vom Song Contest in Kiew

Hitradio #Ö3

Gleich daneben befindet sich die sicherste Toilette der Welt. Das Polizeiaufgebot in Kiew ist ja generell so hoch als ob hier ständig Rapid gegen Austria spielen würde. Je näher man zur Halle kommt, desto ärger wird es. Da stehen Mannschaftsbusse der Polizei und Militärtransporter vor der Einfahrt zum Messegelände im Monsterstau. Einer der Sammelpunkte für die Einsatzkräfte befindet sich im Foyer vor besagter Toilette. Wenn man also aufs Klo muss, muss man an hunderten Uniformierten vorbei. Die meisten schauen ziemlich grimmig drein, aber definitiv nicht angepisst.

Wasserlassen kann man auch oben im Pressezentrum. Dass der Song Contest so viele junge Fans hat, liegt ja auch maßgeblich am intensiven Second Screening der Lovers und Haters, wodurch er in den Social Media stets so stark trendet. Jede noch so unbedeutende Kleinigkeit wird dokumentiert, kommentiert, sofort gepostet, gelikt und geteilt. Mein Highlight: Eine weißrussische Journalistin hat auf ihrem Smartphone gefilmt, wie sie sich beim Wasserspender einen Pappbecher befüllt hat. Das Irre dabei: Sie hat keinen einzigen Tropfen verschüttet! So crazy ist der Song Contest.

Viel Spaß beim Finale! Und alles Gute, Nathan!

Stadlbauer und Nathan

Hitradio Ö3

(Clemens Stadlbauer)