Paar beim Kuscheln

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Wir stolpern über das verflixte 10. Jahr

Wir Österreicher haben 2016 etwas öfter geheiratet als noch im Jahr zuvor und es hat, laut Statistik Austria, auch etwas weniger Scheidungen gegeben. Und was besonders auffällt, es ist nicht mehr das „verflixte 7. Jahr“, über das wir stolpern, sondern ist das 10,9. Jahr.

Aber sind wir deshalb romantischer geworden? Experten sagen: Nein! Zwar hat 2016 eine Ehe bis zur Scheidung 10,9 Jahren gedauert - 1981 waren es 7,7 Jahre.

„In wirtschaftlichen Krisen hält man an Beziehungen eher fest“

Ulrike Zartler, Professorin für Soziologie an der Universität Wien sieht darin vor allem praktische Gründe: „Unter anderem auch deshalb, weil für viele das Leben nach einer Scheidung schwer finanzierbar ist. Es müssen zwei getrennte Wohnungen, zwei Autos, neue Einrichtungsgegenstände, wie Geschirrspüler und Waschmaschine finanziert werden und das ist gerade in wirtschaftlichen Zeiten oft nur schwer möglich. Sie halten länger durch, das bedeutet aber nicht, dass sie auch bessere Ehen haben. Die höhere Stabilität sagt nichts über eine höhere Qualität aus.“

Paar umarmt sich

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„Lebenslange Monogamie ist schwierig“

Aber auch die Biologie stellt uns ein ernüchterndes Zeugnis aus. Die romantische Verliebtheit dauert - laut Studien - zwischen 18 Monaten und drei Jahren an. Verhaltensbiologin Elisabeth Oberzaucher: „Dass Beziehungen nicht ein Leben lang halten, ist wenig verwunderlich. Das ist eigentlich auch im Tierreich das vorherrschende Muster, dass Paare höchstens so lange zusammenbleiben, so lange es dauert, bis die Nachkommen aus dem Gröbsten heraußen sind und dann kommt der nächste Lebensabschnittspartner dran.“ 97 Prozent aller Säugetiere bilden keine Zweierteams.

Verflixtes 7. Jahr hat mit Kindererziehung zu tun

Experten vermuten, dass viele Scheidungen im 7. Jahr also damit zu tun haben, dass die Kinder - ähnlich wie Nachkommen im Tierreich- dann aus dem Gröbsten heraußen sind und man sich erneut „umzuschauen“ beginnt.

Etwas mehr Ehen, etwas weniger Scheidungen

Es gibt trotzdem wieder mehr Eheschließungen
- Im Jahr 2016 haben 44.890 Menschen geheiratet, um 0,9 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Spitzenreiter ist das Bundesland Salzburg und am höchsten ist der Anstieg bei den eingetragenen Partnerschaften ( plus 12,8 Prozent)
Was die Scheidungszahlen betrifft:
- 15.919 Scheidungen hat es 2016 gegeben (minus 2,6 Prozent) und 66 aufgelöste Partnerschaften (minus 4,3 Prozent). Die Gesamtscheidungsrate hat 40,5 Prozent betragen, 2015 waren es 41,6 Prozent.

Wir heiraten immer später

2016 sind Männer ihre erste Ehe mit 32,6 Jahren eingegangen, Frauen mit 30, 3 Jahren.

Im Vergleich dazu:
2011: 30, 7 Jahre
2001: 28,5 Jahre
1981: 23 Jahre

In Österreich wird wieder öfter geheiratet

„Ö3-Wecker“ mit Robert Kratky, 16. Mai 2017 (Judith Krieger)