Spaghetti Vongole

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Werden wir in Zukunft Muscheln statt Fisch essen?

Hast du das Wochenende vielleicht für einen Trip nach Grado oder Lignano genützt? Die Füße ins Meer gesteckt, mit der Luftmatratze im Wasser, die Sonne im Rücken? Das Meer, das viele von uns so lieben und das 71 Prozent unserer Erdoberfläche bedeckt, steht von heute bis Freitag im Mittelpunkt der Öffentlichkeit.

Es findet in New York die UNO -Konferenz der Meere statt und da geht es nicht nur um Mikroplastik oder dieKorallenbleiche, sondern auch um das Meer als unser Nahrungsmittel. Denn Experten sagen: In Zukunft wäre es besser, Muscheln statt Fisch zu essen.

Miesmuschel

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80% der Speisefische sind gefährdet

„Im Mittelmeer sind 80 bis 90 Prozent aller Fische, die normalerweise für den kommerziellen Fischfang gefangen werden, gefährdet. Vom Thunfisch gibt es zum Beispiel relativ wenig Fische, wenn man den wegfängt, ist das bald erschöpft“, sagt Gerhard Herndl, Professor an der Universität Wien und Leiter der Abteilung für Bio-Ozeonographie und Meeresbiologie. Besser wäre es also, auf Muscheln umzusteigen:

„Generell werden weltweit etwa 100 Millionen Tonnen Fisch gefangen - jährlich - und mit derselben Menge an pflanzlichem Material, das diese Fische brauchen, könnten wir 4000 Millionen Tonnen Muscheln zum Beispiel ernten. 100 Millionen Tonnen Fisch auf 4000 Millionen Tonnen Muscheln, das ist etwas, was natürlich durchaus interessant wäre.“

Wie die steigende Weltbevölkerung gesund ernähren?"

„Um 2050 haben wir etwa 10 Milliarden Menschen auf der Erde. Die Frage stellt sich, wie kann man den Proteinbedarf dieser Menschen decken? Dann wäre das natürlich eine durchaus attraktive Alternative: Statt Fisch eben auf Muscheln umzusteigen, aber auch auf Algen, auch größere Algen, wie wir sie vom Sushi kennen.“

Die Versauerung der Meere entsteht durch einen Anstieg an Kohlendioxid in der Atmosphäre, aufgrund der Industrialisierung und Verbrennung von fossilen Brennstoffen. Das bedingt auch, dass die CO2-Konzentration im Meer ansteigt und damit sinkt gleichzeitig der PH-Wert des Meerwassers von derzeit „basisch“ auf „neutral“.

Ein neutraler PH-Wert erschwert die Bildung von Organismen, die basisches Milieu brauchen, um ihre Schalen und Kalk-Skelette aufbauen zu können, also zum Beispiel Fische, wie auch der Kabeljau oder Muscheln.

Noch nicht klar, wie Muscheln mit der Klimaerwärmung zurechtkommen

Der PH- Wert der Meere sinke über die nächsten hundert Jahre um etwa 0,5 Prozent und wie Muscheln über diese lange Zeitperiode an damit zurechtkommen werden, das sei noch unklar.

"Das lässt sich jetzt noch schwer vorhersagen, weil wir nicht wissen, wie sich Organismen anpassen können an diese langsam verändernden Bedingungen, an dieses langsame „Versauern" der Ozeane“, sagt Gerhard Herndl, Professor an der Uni Wien und Leiter der Abteilung für Bio-Ozeonographie und Meeresbiologie.

Miesmuscheln, so haben zum Beispiel Forscher aus Deutschland herausgefunden, haben sich als äußerst widerstandsfähig erwiesen.

Was viel mehr Sorgen bereite, sei das massive Korallensterben. Das habe auch teilweise mit der Versauerung zu tun, aber mehr noch mit dem Temperaturanstieg in den Meeren.

„Und obwohl Korallen eigentlich warmes Wasser brauchen, riffbildende Korallen brauchen warmes Wasser, sind sie sehr empfindlich, wenn es zu heiß wird. Alles, was über 30 Grad ist, vertragen sie nicht und da hat man dann dies blanken Skelette, wie man sie vom ‚Great Barrier Reef‘ kennt.“

Muschel

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Ozeanographie auf der Uni Wien

„Hitradio Ö3 am Feiertag“ mit Philipp Hansa, 5. Juni 2017 (Judith Krieger)