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Music from Heaven - Jimi Hendrix
18. August 1969, Woodstock-Festival, New York
Als der unumstrittene Headliner des größten Musikfestivals, das die Welt je gesehen hat, am Montag um 8.00 Uhr Früh die Bühne betritt, sind von den 500.000 Besuchern 460.000 schon weg. Zurückgelassen haben sie ein im Schlamm versunkenes Schlachtfeld. Ein fauliger Geruch hängt in der Luft; Die von den schweren Regengüssen völlig durchweichten Müllberge erstrecken sich bis zum Horizont.
Jimi Hendrix kümmert das nicht. Er will jetzt unbedingt mit seiner neuen Band Gypsy Sun and Rainbows drauf los jammen. Ein letzter Schluck noch aus der Blue-Nun-Wein-Flasche und dann beginnt er, der surrealste Moment der Rockgeschichte. Von wegen Love and Peace. Mitten in einem halbstündigen Hit-Medley von Voodoo Child und Purple Haze intoniert der größte Rockstar seiner Zeit die US-Hymne.
Virtuos furios demontiert er das Star Spangled Banner, mit verzerrten Gitarrensounds, die an die Napalmbombenangriffe erinnern, die die USA gerade in Vietnam gegen die Zivilbevölkerung fliegen.
Die völlig erschöpften Fans, die bis zum Schluss ausgehalten haben, sind plötzlich wieder hellwach. Nicht wegen der Lautstärke. Sondern weil sie jetzt definitiv wissen, was sie drei Tage lang schon gespürt haben: Hier passiert mehr als nur ein Musikfestival. Jimi Hendrix macht Woodstock endgültig zum Mythos.
(Clemens Stadlbauer)
Ö3-Musikspecial zu Allerheiligen mit Benny Hörtnagl und Sheyda Kharrazi, 1. November 2017.