Das bedeuten unsere Kritzeleien

Wir machen es beim Zuhören in der Schule oder Uni, in Besprechungen im Büro oder nebenher beim Telefonieren: Herumkritzeln. Laut Experten ist es ein Weg Erlebtes zu verarbeiten oder Wünsche zu artikulieren - ähnlich wie in Träumen. Aber was sagen die kleinen Kunstwerke über uns aus? Ö3-Reporter Max Bauer hat mit einem echten Kritzel-Experten gesprochen.

Der Psychologe Alfred Gebert aus Münster beschäftigt sich bereits seit 30 Jahren mit den Mini-Zeichnungen, die viele Menschen als Nebenbeschäftigung produzieren.

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Der Psychologie-Professor im Ruhestand sagt, dass das Kritzeln positiv für uns ist. Denn unser Gehirn sei so leistungsfähig - das würde sich direkt langweilen wenn wir etwa nur telefonieren oder nur zuhören in der Schule. Zudem können sich Menschen, die kritzeln laut einer Studie der Universität Plymouth besser konzentrieren.

Was sagen die Kritzeleien über uns aus?

Alfred Gebert erklärt, dass die meisten Kritzeleien, die wir häufig machen, etwas über generelle Eigenschaften verraten. Wenn es hingegen um kurzfristige Gefühle geht, also um Stimmungen, zeichnen Menschen eher realistische Dinge, die Träume beschreiben - wie etwa eine Zeichnung von einem Wald oder Flugzeug.

Wie wir anders kritzeln als vor 30 Jahren

„Die Zahl der Kritzler geht massiv zurück. Früher haben meine Studentinnen und Studenten mehr gezeichnet. Heute sitzen sie vor ihrem Laptop oder Tablet und kritzeln weniger nebenher,“ sagt Gebert. Eine weitere Veränderung hat der Psychologie-Professor in den vergangenen 30 Jahren beobachtet: „Früher war es üblicher einfache Formen zu zeichnen und dazwischen noch ein Wort. Heute schreiben die Leute seltener irgendwelche Worte auf, zugenommen hat aber, dass man den eigrnen Namen schreibt.“

Geometrische Formen wie Kästchen

Geometrische Figuren

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Kein Schnick-Schnack, einfach geradlinige Formen und Flächen. Ist das deine liebste Art zu kritzeln, bist du nüchtern und rational.

Haus vom Nikolas

Häuser

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Laut Gebert ist das Haus aus acht zusammenhängenden Linien das häufigste Motiv und es fällt ebenfalls in die Kategorie „Geometrische Formen“.

Blumen

Blumen

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Wer ein Blatt Papier erblühen lässt, ist ein verträglicher Mensch, der Streit meidet. Zeichnungen von Blumen stehen für Harmonie.

Gesichter, Figuren und Tiere

Gesichter / Köpfe

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Gesichter stehen für Humor, sagt Gebert: „Aber vielleicht sollte das eine Chefin oder ein Chef nicht mitbekommen, dass man vor lauter Geselligkeit die Arbeit vernachlässigt.“ Auch andere kreative Figuren, wie Tiere fallen in diese Kategorie: „Wer Tiere malt ist häufig sehr selbstbewusst und stolz auf die Figuren, die er oder sie gezeichnet hat.“

Zacken und Messer

Schwert

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Wer zackige Linien oder sogar Messer malt ist aggressiv und unterdrückt seine wütenden Emotionen, sagt Gebert: „Er oder sie ist wie ein Pulverfass, das gleich explodiert.“

Sterne

Sterne

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Obwohl Sterne auch Spitzen haben, ist es mit anders als mit zackigen Linien. Die Sternen-Zeichner träumen von einer schöneren Welt. Sie sind freundlich und hilfsbereit.

Eigener Name

Eigenname

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Schreibt man vor allem seinen eigenen Namen, steht die Person gern im Mittelpunkt, sagt Gebert: „Also wenn sie schon ihren eigenen Namen malen, zeichnen sie wenigstens Sterne dazu. Dann wissen die Menschen, dass sie auch anderen helfen und nicht nur sich selbst.“

Kreise und Spiralen

Kreise / Smileys

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Nicht nur Kreise und Spiralen, auch andere runde Formen wie einfache Smileys fallen in diese Kategorie von eher zurückhaltenden Personen. Gebert sagt: „Die Person traut sich nicht zu sagen was sie wirklich denkt, sondern möchte sich anpassen. Bei den runden Formen hat man das Gefühl, die Person hat sich eingeschlossen.“

Auge

Auge

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Jemand, der sich selbstkritisch beobachtet oder beobachtet fühlt. Gebert sagt: „Deshalb ist dieses Augen-malen auch etwas wo man sagt: Sei nicht so selbstkritisch - die anderen bekommen das gar nicht mit wenn du mal einen kleinen Fehler machst.“

Träne

Träne

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Augen-malen bezeichnet Gebert gewissermaßen als Schrei um Hilfe: „Man hofft, dass andere sehen, dass es einem nicht gut geht.“

Sonne

Sonne

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Hinter einem Sonnenbild stehen gut gelaunte, zufriedene Menschen. Sie träumen von positiven Dingen wie Urlaub.

Wolken und Mond

Wolken / Mond / Himmel

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Wolken und Mond sind ein Zeichen dafür, dass wir uns allein gelassen fühlen. „Wir träumen uns auf Wolke sieben - dort sitzen wir aber alleine und es ist Nacht um uns,“ sagt Gebert.

Herzen

Herz

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Schlicht und einfach: Bei Herzen liegt Liebe in der Luft!

„Ö3-Drivetimeshow“ mit Olivia Peter und Philipp Hansa, 6. Juni 2018 (MB)