Generation Krise

Hitradio Ö3

„Generation Krise“: So kann es nicht weitergehen!

Das war der Befund der 16- bis 25-Jährigen im Zuge der Ö3-Jugendstudie im Jahr 2022. 24.000 haben mitgemacht - und ihre Antworten haben es in sich!

Und was prägt den Alltag abseits der Krisen?

Alle Detailergebnisse zu alle Fragen findest du hier - klick dich ganz einfach durch:

ZU DEN ANTWORTEN

Generation Corona
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Das Sozialforschungsinstitut SORA hat die Antworten der Generation Z ausgewertet - hier findest du alle Details...

Der Krieg – ein Schock aus der Vergangenheit...

Die derzeit mit deutlichem Abstand größte Sorge der jungen Menschen ist der Krieg (84%) – ein Thema, das wir in Europa eigentlich abgehakt hatten, ist zurück auf der Agenda. Der Krieg geht den jungen Menschen nahe, weil sie aus einer transnationalen und empathischen Perspektive darauf blicken: Drei Viertel sind davon überzeugt, dass dieser Krieg auch unser Problem ist und dass wir verpflichtet sind zu helfen.

Ukraine
Elaine Thompson / AP / picturedesk.com

Für die jungen Menschen ist außerdem klar, dass derartige Krisen nur gemeinsam – in Europa bzw. weltweit – gelöst werden können (81%). Österreich sehen sie dabei stärker in einer Vermittlungsrolle und weniger als Teil einer militärischen Organisation: 20% sprechen sich für eine EU-Armee mit österreichischer Beteiligung aus, für doppelt so viele junge Menschen (43%) steht die Neutralität im Vordergrund, die einer solchen Beteiligung entgegen steht. Für den hypothetischen Fall eines Krieges in Österreich wären 44% der jungen Menschen bereit zu kämpfen – etwas mehr als die Hälfte der jungen Männer und ein Drittel der jungen Frauen.

Mund-Nasen-Schutz-Graffiti
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Die Pandemie – erschüttert das Vertrauen in die Zukunft...

Zwei Jahre und kein Ende absehbar – die Pandemie bereitet den jungen Menschen nach wir vor Sorgen (56%) und hat das Vertrauen in die Zukunft untergraben. Machten den jungen Menschen letztes Jahr aber vor allem die fehlenden sozialen Kontakte zu schaffen, stehen inzwischen die mittel- und langfristigen Folgen im Vordergrund: Die überwiegende Mehrzahl geht davon aus, dass die Qualität ihrer Ausbildung während der Pandemie gelitten hat und dass ihnen dies nachhaltig schaden wird (69%).

Der Blick in die Zukunft ist außerdem getrübt durch die weit verbreitete Befürchtung, vom Rest der Gesellschaft mit den Folgen der Pandemie alleingelassen zu werden (72%). Im Jahresvergleich vertieft hat sich wiederum der Eindruck, während der Pandemie von der Politik nicht gehört worden zu sein (2021: 74%, 2022: 80%).

Hitzerekord
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Die großen Zukunftsthemen – werden ständig verdrängt...

Ob Klimawandel, zunehmende ökonomische Ungleichheit oder Pflege – die jungen Menschen stellen Politik und Gesellschaft kein gutes Zeugnis aus: Zwischen drei Viertel und vier Fünftel von ihnen prangern große Versäumnisse bei diesen Zukunftsthemen an. Der Politik werfen die jungen Menschen vor, schon viel zu lange den Kopf in den Sand zu stecken und wenn, kurzsichtig oder populistisch zu handeln (88%).

Jedoch ist nicht nur die Politik am Zug: Bei der Bekämpfung der Ursachen und Folgen des Klimawandels sehen die jungen Menschen beispielsweise die Politik (69%), die Wirtschaft (71%) und die Gesellschaft mit ihrem Lebensstil (71%) gleichermaßen gefordert. Die Botschaft ist klar: Die großen Zukunftsthemen müssen dringend zurück auf die Tagesordnung.

Zwei Hände mit den kleinen Fingern eingehakt
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Geschlechterklischees – weg damit & her mit Gleichberechtigung und Vielfalt...

Ebenfalls Nachholbedarf sehen die jungen Menschen bei der Gleichberechtigung von Frauen und Männern – für insgesamt 59% (und für 75% der jungen Frauen) sind wir von einer solchen in Österreich noch weit entfernt. Geschlecht bzw. Gender denken die jungen Menschen außerdem vielfältiger: Für nahezu neun von zehn (88%) ist die Zeit von Rollenklischees vorbei und es geht vielmehr darum, selbst und frei zu definieren, was für eine/n passt. Diese Vorstellung von Vielfalt ist für die jungen Menschen kein Lippenbekenntnis – drei Viertel von ihnen stehen z.B. hinter den ausgeweiteten Optionen beim Geschlechtseintrag.

Im Gegensatz dazu hinkt der Gesetzgeber bei einer weiteren politischen Forderung der jungen Menschen hinterher. Für rund drei Viertel – 79% der jungen Frauen und 67% der jungen Männer – ist die Sache mit den ungefragten Dickpicks nämlich klar: Das ist sexuelle Belästigung und sollte – wie in Deutschland – strafbar sein.

Parlament mit Flagge auf Halbmast
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Dauerbaustelle – nicht einmal eine/r von zehn fühlt sich von der Politik gut vertreten...

Das Nicht-Gehört-Werden während der Pandemie oder das beständige Aufschieben wichtiger Zukunftsthemen: Das Verhältnis der jungen Menschen zur Politik ist offensichtlich angespannt. Tatsächlich fühlen sich derzeit nur 6% von der Politik gut vertreten. Im Gegensatz dazu ist mehr als ein Drittel davon überzeugt, dass die Politik sich überhaupt nicht für sie interessiert – in dieser Gruppe finden wir besonders viele Lehrlinge und junge Menschen mit geringen finanziellen Ressourcen.

Noch ist die Tür jedoch nicht ganz zugefallen: Die Mehrzahl der jungen Menschen (knapp 60%) bescheinigt ihrem Verhältnis zur Politik den Status kompliziert, mit Luft nach oben. Es gibt also einiges aufzuholen – die jungen Menschen sind bereit.

Bunte Wand mit "Together"-Schriftzug
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Generation Dauerkrise oder Generation Aufbruch? Eine Frage der Rahmenbedingungen...

Die krisenhaften Entwicklungen der letzten Jahre haben bei vielen jungen Menschen Spuren hinterlassen. Auch in der vorliegenden Ö3-Studie berichtet fast die Hälfte, dass es ihr psychisch (eher) schlecht geht. Dementsprechend geteilt ist ihr Blick auf die eigene Generation: 53% sehen sich als Generation Dauerkrise – taumelnd von einem Ausnahmezustand zum nächsten; 46% sehen sich als Generation Aufbruch – eine Generation, die die Welt neu denkt. Diese zweite, gestalterische Perspektive ist eng mit verfügbaren Ressourcen verbunden: Junge Menschen ohne finanzielle Sorgen, mit universitären Ausbildungen, bei guter psychischer Gesundheit und mit für sie wahrnehmbarer gesellschaftlicher Unterstützung vertreten sie besonders häufig.

Finanzielle Sicherheit, gute Ausbildungen, psychische Gesundheit, gemeinsames Handeln in Bezug auf die großen Zukunftsthemen und gesellschaftlicher Rückhalt – das sind einige jener Rahmenbedingungen, die den jungen Menschen einen selbstwirksamen Blick auf ihre Generation bzw. die eigene Zukunft ermöglichen. Diese Rahmenbedingungen zu schaffen, ist Aufgabe von Gesellschaft und Politik. Für die jungen Menschen ist sowieso klar: Trotz manch unterschiedlicher Interessen geht es nur zusammen (90%) – und von der deutlichen Mehrheit klar ausgesprochen wird: Es soll nicht einfach nur so wie vor der Pandemie weitergehen, Alt und Jung müssen gemeinsam an einer besseren Zukunft arbeiten.

Ö3-Disco Sticker Tanzen
Philipp Lipiarski www.goodlifecrew.at

Die große Sehnsucht – weniger Sorgen und mehr Leben...!

Inmitten alter und neuer Krisen sowie der Notwendigkeit und Bereitschaft, diese gemeinsam zu lösen, spricht aus der Generation Z abschließend auch eine tiefe Sehnsucht: Sich wieder einmal weniger Sorgen machen zu müssen und das Leben etwas mehr genießen zu können. Einfach „jung sein“ zu können – mit allem, was dazugehört!

Ö3-Umfrage „Generation... Krise!?“

„Ö3-Wecker“ mit Robert Kratky, 6. April 2022 (MM)