Nora Tödtling-Musenbichler und Claudia Stöckl an einem gedeckten Tisch

Hitradio Ö3

Nora Tödtling-Musenbichler zu Gast

Am 1. Februar tritt sie ihr Amt als neue Caritas-Präsidentin an: Nora Tödtling-Musenbichler, seit einem Jahr Caritas-Direktorin in der Steiermark, wird dann oberste Repräsentantin der kirchlichen Hilfsorganisation mit einem Jahresumsatz von über 900 Mio Euro, 17.700 hauptamtlichen und 46.000 ehrenamtlichen MitarbeiterInnen sein.

„Es war für mich überraschend, dass Michael Landau zurückgetreten ist und noch überraschender war es, dass ich gefragt worden bin“, sagt die 41-jährige Steirerin in „Frühstück bei mir“. "Ich habe aber bald zugesagt, weil es für mich wichtig ist, Gesellschaft mitzugestalten. Das kann man nur, wenn man Verantwortung übernimmt und vorne steht, das geht oft schlecht aus der zweiten Reihe.“

Nora Tödtling-Musenbichler hat Claudia Stöckl in ihre Altbauwohnung in Graz Eggenberg geladen, sie kommt gerade von einem Kurzurlaub in Italien - Prosciutto, Antipasti, italienischer Käse stehen auf dem Tisch. Die Führungsposition als Frau in der männerdominierten kirchlichen Welt scheut sie nicht: „Sechs Jahre Leitung des ‚Vinzi-Dorfes‘ mit lauter Männern haben geprägt, ich weiß, wie man mit Männern umgehen kann. Außerdem geht es darum, dass wir als Menschen miteinander im Gespräch sind, wo das Geschlecht keine Rolle spielt.“

Kennenlern-Termine mit Politikern stehen ganz oben auf der Agenda von Nora Tödtling-Musenbichler. Ob sie Bundeskanzler Karl Nehammer auf seinen „Burger-Sager“ ansprechen wird? Nora Tödtling-Musenbichler zu Claudia Stöckl: „Ich werde ihn auf Armut ansprechen, die es tatsächlich gibt. Dass es tatsächlich Kinder gibt, die hungern. Wir erleben es bei unseren Lerncafes, dass Kinder hungrig in die Schule gehen müssen, weil die Eltern überlegen müssen: heize ich die Wohnung oder gibt es ein Mittagessen.“ In Anbetracht ihrer Aufgabe auf Bundes-Ebene meint die neue Caritas-Präsidentin: „Ich glaube, dass das Wiener Parkett sehr glatt sein kann und ich bin gespannt, wann ich zum ersten Mal in ein Fettnäpfchen treten werde.“

In „Frühstück bei mir“ erzählt Nora Tödtling-Musenbichler auch viel Persönliches. Über ihren Vater, den sie erst im Alter von 17 kennengelernt hat und über ihre Liebe zum katholischen Pfarrer Max Tödtling, der sich auch zum Ö3-Gespräch setzt. Und erzählt, dass es eine Beziehung war, die sie 15 Jahre lang im Geheimen führten. „Wir sind zusammengekommen, als Nora 18 war. Gewusst haben es dann nur unsere Familien und ein paar ausgewählte Freunde.“ 2015 hat Max Tödtling in der Messe am Ostermontag dann verkündet, dass er aus Liebe zu einer Frau sein Amt als Pfarrer zurücklegen würde.

Nora Tödtling-Musenbichler auf Ö3: „Ich habe damals zuhause gewartet, dann sind wir gleich weggefahren. Das mediale Interesse war sehr groß. In jedem Fall war es ein großer Schritt für Max, weil er musste viel aufgeben. Aber wir haben uns für eine gemeinsame Zukunft entschlossen. Es war schön zu erleben, dass die Beziehung dann noch mehr Tiefe bekommen hat.“

Auf Ö3 sagt die designierte Caritas-Präsidentin offen: „Ich hatte auch Angst, weil natürlich gibt es Geschichten, dass Frauen an der Seite von Pfarrern die Schuldigen sind oder dass Priester, die ihr Amt aufhören, dann keine Anstellung mehr haben. Beides hat nicht zugetroffen. Und ich denke, wenn ich in der Frau in der Kirche jetzt so eine wichtige Funktion bekomme und mein Mann mit Leitungsfunktion in der Diözese ist, dann zeigt das, dass ganz viel Wertschätzung da ist und Normalität wie man mit diesem Thema umgeht.“

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Dieser Beitrag begleitet die Sendung „Frühstück bei mir“, Ö3, 7. Jänner 2024