Linkin Park auf der Bühne

Vyacheslav Prokofyev / Tass / picturedesk.com

Gerichtsmediziner bestätigen Suizid von Linkin-Park-Sänger

Schock und Trauer nach dem überraschenden Tod von Chester Bennington: Der Frontmann der amerikanischen Rock-Band Linkin Park ist im Alter von 41 Jahren gestorben.

Linkin-Park-Sänger Chester Bennington ist nach Angaben der Gerichtsmediziner durch Suizid aus dem Leben geschieden. Der 41-Jährige habe sich in seinem Haus in Los Angeles erhängt, ein Angestellter habe ihn dort gefunden.

Chester-Bennington-Tribute

„Der Sänger von Linkin Park, Chester, ist gestorben. Und wir wollen etwas Liebe verbreiten für jemanden, der so viel für die Musikindustrie getan hat“, hieß es auf der Bühne. 40.000 Menschen sangen auf dem Parookaville-Festival „In The End“, als das niederländische DJ-Duo Showtek den Song als Gedenken an den verstorbenen Musiker spielte. Gänsehaut-Stimmung pur:

Tot im eigenen Haus gefunden

Freunde verwiesen auf die Querverbindungen zum Suizid des Musikerkollegen Chris Cornell, der sich im Mai erhängt hatte. Die Tournee der US-Band wurde abgesagt.

R.I.P Chester🌷😢🙏 Thank you very much for everything! You are in my heart forever!💘 #linkinpark #ripchester #iloveyou #remember

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Bennington wurde am Donnerstag tot in seinem Haus in Los Angeles aufgefunden, die Rechtsmediziner gingen früh von einem „möglichen Suizid“ aus. Den Suizid beging der sechsfache Vater Bennington an jenem Tag, an dem sein Freund Cornell 53 Jahre alt geworden wäre. Bei der Beisetzung Cornells hatte Bennington Leonard Cohens Klassiker „Hallelujah“ gesungen.

Der Gitarrist und Songwriter von Linkin Park, Mike Shinoda, sagte, Bennington habe bei einem Soundcheck für die bevorstehende Tournee die Selbstbeherrschung verloren. „Chester kam nicht mehr durch den Song“, sagte Shinoda. „Als er die Hälfte geschafft hatte, geriet er aus der Fassung.“ Bennington hatte nach dem Tod Cornells gesagt, der Soundgarden-Frontmann habe ihn „in vielerlei Hinsicht so sehr inspiriert, dass man es sich gar nicht vorstellen kann“.

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Bereits in seiner Jugend hatte Bennington nach eigenen Angaben begonnen, Alkohol zu trinken und harte Drogen zu nehmen. Vor einigen Jahren machte Bennington öffentlich, dass er während seiner Kindheit von einem Freund seiner Eltern vergewaltigt wurde, zum ersten Mal im Alter von sieben Jahren. Der Missbrauch habe sein „Selbstvertrauen zerstört“, sagte der Sänger 2014 der britischen Musikseite Team Rock.

Der Band-Name Linkin Park ist der Überlieferung zufolge eine Verballhornung des Lincoln Parks in Santa Monica. Nach den ersten Nachrichten vom Tod Benningtons bildete sich eine Bürgerinitiative, die die Umbenennung des Parks in Linkin Park forderte. „Die Musik von Linkin Park hat vielen aus meiner Generation, die sich entfremdet fühlten, dabei geholfen, ihre Stimme und ihre Kraft wiederzufinden“, sagte Sarah Rose, die die Initiative anführt.

Beitrag aus dem Ö3-Wecker

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Ein Anruf aus dem Haus des Rockers in Palos Verdes Estates sei am Donnerstagmorgen bei der Polizei eingegangen, hieß es. „Schockiert und untröstlich“, beschrieb Band-Kollege Mike Shinoda in einem Tweet seine Gefühle nach der Todesnachricht. Bennington war sechsfacher Vater und in zweiter Ehe verheiratet. Ende Juli wollte die Band auf Tournee gehen, bis November waren Konzerte in den USA, Kanada und Japan geplant.

„Chester war einer der nettesten Männer, die ich in meiner Show hatte“, schrieb Star-Moderator Jimmy Kimmel auf Twitter. „Man wird ihn schrecklich vermissen.“

In einer Mitteilung würdigte die Recording Academy, die alljährlich die Grammy-Trophäen verleiht, die Verdienste des zweifachen Grammy-Preisträgers. Er sei ein "Held des Hard Rock" mit einer enormen Stimmbreite und einer starken Bühnenpräsenz gewesen. 

In einer Mitteilung würdigte die Recording Academy, die alljährlich die Grammy-Trophäen verleiht, die Verdienste des zweifachen Grammy-Preisträgers. Er sei ein "Held des Hard Rock" mit einer enormen Stimmbreite und einer starken Bühnenpräsenz gewesen. 

Erst im Mai hatte die 1996 in Los Angeles gegründete Band ihr neues Album „One More Light“ auf den Markt gebracht. Es war ihr siebtes Studioalbum. In der Single „Heavy“ singt Bennington schwermütig über seine Gedanken. Im Refrain fragt er, warum alles so schwer sei. Balladen („One More Light“) stehen neben eingängigem Poprock („Talking To Myself“) oder gefühliger Akustikgitarre („Sharp Edges“).

Die Rock-Band schlug damit sanftere Töne an als in früheren Jahren. Das brachte ihr auch Kritik von Fans ein. Sein Ziel sei nie gewesen, möglichst viele Platten zu verkaufen oder Stadien zu füllen, sagte Bennington im Mai im Interview der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. „Unsere Absicht ist, Musik zu machen, die wir lieben.“

Chester Bennington von Linkin Park
Mairo Cinquetti / Zuma / picturedesk.com

Erstmals hatte die Band die Aufnahmen nicht mit musikalischen Proben begonnen, sondern mit Gesprächen. „Worüber mache ich mir Gedanken? Was ist für mich gerade am wichtigsten?“, seien Fragen dieser Gespräche gewesen, aus denen sich die Ideen für neue Lieder ergeben hätten: Depression und Tod, aber eben auch das manchmal banale Familienleben mit Kindern. Hast du die Zähne geputzt? Wo ist dein Rucksack? „Das ist ein typischer Tag, wenn du Kinder hast“, sagt Bennington. Aber dies seien auch Themen, die vor 15 Jahren niemand in der Band verstanden hätte. „Es kommt darauf an, wo wir im Leben stehen.“

Kollegen sind schockiert

😢😢😢😢😢😢😢😢😢😢😢😢😢😢😢😢😢😢😢😢😢😢😢😢😢😢😢😢😢😢😢😢😢😢😢😢 Literally the most impressive talent I've ever seen live! Vocal beast! #RIPChester #LinkinPark

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In der kommenden Woche sollte die neue Tour der Band starten. Geplant war unter anderem ein Auftritt im New Yorker Citi-Field-Baseballstadion mit Bands wie Blink-182 und dem Wu-Tang Clan. Der Veranstalter Live Nation sagte die Konzerte ab und stellte eine Rückerstattung der Kosten für die Tickets in Aussicht.

Das im Jahr 2000 erschienene Debütalbum von Linkin Park, „Hybrid Theory“, wurde allein in den USA mehr als zehn Millionen Mal verkauft. Titel wie „In the End“ und „Crawling“ wurden zu Hits. Auch in Deutschland fuhr die Band immer wieder Chart-Erfolge ein, unter anderem mit dem Stück „Numb/Encore“, das die Musiker gemeinsam mit dem US-Rapper Jay-Z aufnahmen.

Notrufnummer:

Anonymen Rat und Hilfe im Krisenfall bietet unter anderem die
Ö3-Kummernummer: 116 123
Rat auf Draht: 147
Telefonseelsorge: 142

„Ö3-Wecker“ mit Robert Kratky, 21. Juli 2017 (GT)