Starkregen: Grünflächen als Antwort gegen Hochwasser

Nach starken Regenfälle in Graz und Umgebung sind am Montagabend Häuser und auch das Einkaufszentrum „Citypark“ unter Wasser gestanden. Durch den Klimawandel häufen sich solche Wetterextreme – gleichzeitig wird auch immer mehr gebaut. Also steigt auch das Risiko von Überschwemmungen. Architekten und Städteplanerinnen arbeiten an Lösungen und warnen davor zu viel Boden zuzubetonieren.

Je grüner die Stadt, umso eher können Überschwemmungen nach starkem Regen verhindert werden, bestätigen Städteplaner aus Graz und Wien. Und da hilft laut den Expertinnen und Experten jede Art von Grünfläche, um mehr Wasser aufzunehmen – egal ob Dachbegrünungen, Parks oder auch schon kleine Gruppen von Sträuchern, sagt Peter Hinterkörner, Architekt bei der „Wien 3420 AG“. Er hat die Seestadt Aspern in Wien mitentwickelt: „Es geht im Wesentlichen um Grünflächen wie Rasen und Beete, aber auch andere Oberflächen sind versickerungsfähig. Das geht sogar soweit, dass es Asphaltflächen gibt, durch die Wasser versickern kann. Auf Autobahnen werden die etwa eingesetzt, damit das Wasser nicht auf der Straße stehen bleibt.“

Ein Beitrag geteilt von bobchaplin (@autforcheese_vienna) am

In der Seestadt Aspern - einem der größten Stadtentwicklungsprojekte Europas der vergangenen Jahre, 20.000 Menschen sollen dort Platz zum Wohnen und Arbeiten finden - hat man bereits bei der Planung darauf geachtet, dass genug Grünflächen für Regenwasser zur Verfügung stehen. Das würde für die öffentliche Hand, also letztlich für uns alle billiger kommen, erklärt Architekt Hinterkörner. Denn wenn das Wasser zu einem guten Teil über Grünflächen abfließen kann, müssten Kanäle nicht für Regenmassen ausgelegt werden, die nur alle 30 Jahre eintreten würden. Normal dimensionierte Kanäle sind dann auch im Bau billiger.

Negativ-Rekord in Europa

Es gibt also Vorzeigeprojekte - generell sieht die Situation jedoch anders aus: Nirgendwo in Europa wird pro Tag so viel asphaltiert wie in Österreich. Laut dem Institut für Städtebau an der TU Wien werden bei uns täglich Flächen in der Größe von 15 bis 30 Fußballfeldern versiegelt - also etwa mit Gebäuden oder Parkplätzen bebaut. In dem Zusammenhang beklagt die Österreichische Hagelversicherung HV, dass die Überschwemmungsschäden in Österreich in den letzten Jahren zunehmen würden. Grund dafür sei eben, dass das Regenwasser immer weniger versickern könne.

Keine einheitliche Regelung zu Freiflächen

Österreichweit gibt es keine einheitlichen gesetzlichen Regelungen. Die Wiener Bauordnung sieht etwa vor, dass ab einer Grundstücksfläche von 500m², 10 Prozent davon nicht versiegelt werden dürfen - also dass in einem Bereich etwa Regenwasser versickern kann. In der steirischen Bauordnung gibt es so eine allgemeine Regelung hingegen nicht. Dort können aber Gemeinden unterschiedliche Bebauungsbestimmungen beschließen, je nach Situation eines Bauprojekts.

Internationale Beispiele

In New York versucht man schon seit Jahrzehnten die Stadt grüner zu machen – unter anderem mit der mittlerweile berühmten New Yorker High Line, eine umgebaute Hochbahnstraße, die sich wie ein grüner Faden durch New York zieht.

Nature and man. Urban living. #newyorkhighline #chelseawalkway #birchtrees #traintracks #urbanrenewal

Ein Beitrag geteilt von Liesel Ebersöhn (@liesel.ebersohn) am

In Rotterdam in den Niederlanden ist ein Basketballplatz und Skatepark auch gleichzeitig ein Auffangbecken für Regenmassen.

#rotterdam #watersquare #architecture #landscape #way of collecting #rainwater #benthemplein #holland #netherlands #innovative

Ein Beitrag geteilt von Joelle (@joellenetherlands) am

„Ö3-Drivetimeshow“ mit Olivia Peter, 18. April 2018 (MB/LI)