Sänger Campino von den Toten Hosen

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Mehr als 50.000 bei Chemnitzer Konzert gegen Rechts

Bei einem Konzert haben sich in Chemnitz Zehntausende Besucher gegen Ausländerfeindlichkeit und rechtsextreme Gewalt stark gemacht. Unter dem Motto „#wirsindmehr“ spielten am Montagabend Bands wie die Toten Hosen, Kraftklub und die Rapper Marteria und Casper in der ostdeutschen Stadt.

Mit dem Konzert wollten die Musiker ein lautes Zeichen gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit setzen. „Wir geben uns nicht der Illusion hin, dass man ein Konzert macht, und dann ist die Welt gerettet“, sagte Kraftklub-Sänger Felix Brummer, der aus Chemnitz stammt, vor Beginn. „Aber manchmal ist es wichtig, zu zeigen, dass man nicht allein ist.“

Felix Brummer von Kraftklub in Chemnitz auf der Bühne
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Kraftklub-Sänger Felix Brummer

Der aus Rostock stammende Rapper Marteria fühlte sich an die fremdenfeindlichen Ausschreitungen von 1992 in Rostock-Lichtenhagen erinnert. Er habe jahrelang damit zu kämpfen gehabt, dass Rostock als „Nazi-Stadt“ abgestempelt gewesen sei. „Mir geht es darum, dass die Leute, die aus Sachsen, aus Chemnitz sind, auch sagen können: ’Hey, ich bin aus Chemnitz“, ohne dass gesagt wird: „Ah, musst Du also ein Nazi sein.’“

Casper und Marteria in Chemnitz auf der Bühne
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Casper und Marteria

Schweigeminute zu Beginn

Das Konzert unter dem Motto begann mit einer Schweigeminute für den 35-jährigen Daniel H., der vor gut einer Woche in Chemnitz durch Messerstiche getötet wurde. Anschließend war es wiederholt zu Demonstrationen rechter Gruppierungen gekommen, es gab auch Angriffe auf Ausländer. Zwei Männer aus Syrien und dem Irak sitzen wegen des Tötungsdelikts in Untersuchungshaft.

Campino von den Toten Hosen sagte, es gehe bei dem Konzert nicht nur darum, Musik zu hören, sondern sich „solidarisch zu erklären mit denen, die hierbleiben, die den Kampf jeden Tag durchziehen“. „Alles, was Anstand hat“, müsse sich gegen den rechten Mob stellen.

Konzert in Chemnitz
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Kritik an Unterstützung des Bundespräsidenten

CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer kritisierte die Unterstützung von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier für das Konzert. Steinmeier hatte den Hinweis dazu auf Facebook geteilt. Kramp-Karrenbauer sagte dem Fernsehsender „Welt“, sie finde das „sehr kritisch“.

Sie verwies darauf, dass die Rostocker Punkband Feine Sahne Fischfilet, die ebenfalls in Chemnitz dabei war, 2011 im Verfassungsschutzbericht des Landes Mecklenburg-Vorpommern als linksextremistisch aufgeführt wurde. Medienberichten zufolge hat sich die Gruppe inzwischen von früheren Texten etwa zu Gewalt gegen Polizisten distanziert.

Sänger Tarek von K.I.Z. in Chemnitz auf der Bühne
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Tarek von K.I.Z.

Die Stadtverwaltung bezifferte die Zahl der Besucher auf 65.000, Tote-Hosen-Sänger Campino sprach am Ende des Konzerts sogar von 70.000. Nach Polizeiangaben blieb es friedlich.

„Ö3-Wecker“ mit Robert Kratky, 4. September 2018 (APA/dpa/AFP)