Nicht mehr 37 Grad: Unsere Körpertemperatur sinkt
Auf Basis von Achselmessungen bei 25.000 Patienten hat der deutsche Arzt Carl Reinhold August Wunderlich im Jahr 1851 festgestellt, dass die Normaltemperatur beim gesunden Menschen bei 37 Grad Celsius liegt. Diese Temperatur gilt seither (mit gewisser Schwankungsbreite) als Standard für medizinische Diagnosen. Der Wert ist allerdings nicht mehr aktuell. Die übliche Körpertemperatur liegt derzeit um 36,6 Grad, wie die Auswertung von 250.000 Temperaturmessungen an 35.000 britischen Patienten ergeben hat.
Zeichen für bessere allgemeine Gesundheit
Fünf Wissenschafter der Universität Stanford haben die Entwicklung der Körpertemperatur genauer untersucht. Sie haben Datensätze aus verschiedenen Perioden der vergangenen 150 Jahre verglichen und ein kontinuierliches Absinken der Körpertemperatur nachweisen können. Zurückzuführen ist diese Entwicklung auf unterschiedlichste Lebensfaktoren. Zur Zeit der Messungen von Wunderlich lag die durchschnittliche Lebenserwartung bei 38 Jahren. Chronische Infektionen blieben damals häufig unbehandelt, die Menschen verrichteten häufiger körperlich Arbeit als heute und ernährten sich anders. Insgesamt resultierte daraus eine höhere „normale“ Körpertemperatur. Mit der allgemeinen Gesundheit, geringerer Arbeitslast und besserer Ernährung ist mit der Zeit nicht nur die Lebenserwartung gestiegen, auch die Körpertemperatur ist dadurch beeinflusst worden. Um ungefähr 0.03 Grad ist die durchschnittliche Körpertemperatur beim gesunden Menschen pro Jahrzehnt gesunken. Dass der heutige Wert niedriger ist als zu Zeiten Wunderlichs, darf daher als positives Zeichen gewertet werden. Interessant wird sein, wie lange diese Entwicklung noch weitergeht, wie sehr wir also noch weiter abkühlen werden.
Zur Studie: Decreasing human body temperature in the United States since the Industrial Revolution
(WJLED)