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Hitradio Ö3/ Clemens Stadlbauer

Home-Sweet-Homeoffice: Tag 17

Hier im Home-Office ist dieser Tage selbst der Nachbar von nebenan weit weg. Ungefähr so weit entfernt wie Australien, das die Corona-Krise jetzt auch voll erwischt hat: Um Hamsterkäufe zu unterbinden, darf jeder Australier ab sofort nur noch zwei Kisten Bier pro Tag einkaufen.

Oder falls jemand Down Under nicht so auf Bier steht, darf er maximal zwölf Flaschen Wein pro Tag erwerben. Ich finde diese strikte Rationierungsmaßnahme sehr vernünftig. Wir müssen uns alle jetzt in Verzicht üben. Die Ausgangsbeschränkungen sind dabei ausnahmsweise sogar hilfreich. Ohne Freunde, ohne Partys und Konzerte, und ganz besonders ohne Fußball kommt man ohnehin nur ganz selten auf zwei Kisten am Tag.

Der weißrussiche Präsident Alexander Lukaschenko sorgt sich auch sehr um die Gesundheit seines Volkes. Er empfiehlt seinen Landsleuten, das Virus mit Wodka zu bekämpfen. Saunieren und Traktorfahren findet er auch gut. Und Fußball natürlich. In der Wyschejschaja Liha ist der Spielbetrieb noch ganz normal in Gang. In einer sonst völlig wuchtelbefreiten Welt ist das Interesse an Spielen von Vereinen wie Dinamo Minsk und Bate Borisow plötzlich so groß, dass sich zehn Länder, darunter Russland, Israel und Indien, die TV-Rechte für die weißrussische Liga gesichert haben.

Vielleicht sollte der ORF ja auch einsteigen. Ich vermisse die subtilen Live-Berichte von Ö3-Sportreporterlegende Adi Niederkorn: „Es ist nicht zu fassen, völlig aus dem Nichts - 1:0 für Torpedo Schodsina durch ein Traumtor von Andrey Khachaturyan!“ Ich würde es lieben. Und während der Übertragung zwei Kisten Bier trinken.

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Hitradio Ö3/ Clemens Stadlbauer

Ich wette: Wenn am Wochenende der SKN St. Pölten gegen den SV Mattersburg antreten könnte, also der Letzte gegen den Vorletzten in der aktuellen Bundesliga-Tabelle, dann wäre das Ernst-Happel-Stadion im Nu ausverkauft. Unglaubliche Szenen würden sich abspielen. Die Welle würde durch das Oval schwappen. Wir würden uns in den Armen liegen, uns gegenseitig mit Bier anschütten und wir würden selbst den Schiedsrichter bejubeln.

Wird wohl leider nix. Ich befürchte, das Corona-Virus hat nicht nur diesen Sport für lange Zeit ins Abseits geschickt. Wenn man bedenkt, dass das Champions-League-Achtelfinalspiel Atalanta Bergamo gegen FC Valencia (4:1) vermutlich jenes Superspreader-Event war, das maßgeblich zu den jetzigen Ausnahmezuständen in Italien und Spanien beigetragen hat, dann ist so ein ausverkauftes Stadion momentan der wohl letzte Ort, an dem man sein möchte. Nur für Lebensmüde wäre das ein ganz besonderer Kick.

Selbst die besonders stylishen Rapid-Gesichtsmasken würden im Stadion nichts helfen (wegen der großen Nachfrage ist der Online-Shop gerade ausverkauft, aber Nachschub kommt in den nächsten Tagen). Am Weg zum Supermarkt komme ich immer am verwaisten Hanappi-Stadion vorbei. Ein Anblick, der micht traurig stimmt. Mir fehlt der Torjubel. 3:1 am 1.3. im letzten regulären Heimspiel gegen den SV Mattersburg. 2x Stefan Schwab, 1x Taxi Fountas, 3x Danke, 3x Bitte.

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Am 19.4. soll Rapid auswärts gegen Hartberg antreten. Ein frommer Wunsch an den Fußballgott. In der deutschen Bundesliga rechnet man bereits mit einer einjährigen Spielpause. In der englischen Premier-League überlegt man allen Ernstes, alle zwanzig Mannschaften an einem Ort einzukasernieren und die Saison unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu Ende zu spielen, um sich so wenigstens die Millioneneinnahmen von den TV-Übertragungsrechten zu sichern. Von allen guten Geistern verlassene Geisterspiele? Ich mach euch Kickbox!

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Home-Sweet-Homeoffice: Tag 16

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Clemens Stadlbauer
Milenko Badzic
Clemens Stadlbauer

Aus der Ö3-Musikredaktion...

Ö3-Reporter Clemens Stadlbauer berichtet hier regelmäßig über aktuelle Trends und News aus der Musikwelt.
Neben seiner Arbeit bei Ö3 hat er fünf Bücher veröffentlicht, darunter den Bestseller „Quotenkiller“. Stadlbauer ist verheiratet und Vater einer Tochter.

(CS)