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Schwimmen in Coronazeiten: Das solltest du wissen

Normalerweise würden in wenigen Tagen die ersten Freibäder öffnen und somit die neue Badesaison einläuten. Aber heuer ist alles anders und noch nicht abzuschätzen, ob und wann wir überhaupt wieder Schwimmen gehen dürfen. Wir haben die wichtigsten Fragen mit Umweltmediziner Hans-Peter Hutter von der MedUni Wien schon mal abgeklärt.

Wie verhält sich das Coronavirus im Wasser?

Jetzt einmal zur Abwechslung eine gute Nachricht: Die Überlebensfähigkeit des Coronavirus in der Umwelt ist sehr gering. Das gilt auch für die Beständigkeit des Virus im Wasser. Es wird sehr rasch inaktiviert. Es gibt derzeit weder Hinweise noch Belege, dass man sich über Wasser, also auch etwa über Trinkwasser, direkt anstecken kann.

Macht Chlorwasser das Coronavirus unschädlich?

Definitiv. Chlor hat generell eine sehr hohe „keimtötende“ Wirkung. Es ist ein sehr wirksames Desinfektionsmittel und macht auch Coronaviren den Garaus.
Richtig dosiertes Chlor hat also im Pool durchaus eine wichtige und sinnvolle Aufgabe zu erfüllen. Achtung - kein Scherz, weil es dazu auch immer wieder falsche und gefährliche Ratschläge gibt: Bitte kein Chlorwasser trinken, im falschen Glauben, es hilft, den Erreger auch im Körper abzutöten.

Sommer, Sonne, Pool, Schwimmbad und Ferien.
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Was muss ich beachten wenn ich in nächster Zeit in einem See Schwimmen gehe?

Man muss auch hier immer wieder in Erinnerung rufen, dass der Hauptinfektionsweg über ausgestoßene Tröpfchen geht. Das Einatmen von infektiösen Tröpfchen birgt die größte Ansteckungsgefahr. Daher ist das Abstandhalten sehr wichtig und sollte für die nächste Zeit Teil unseres Alltags werden. Speziell, wenn man an natürliche Badegewässer denkt, wie Seen oder Flüsse, ist es in den meisten Fällen leichter als in einem Schwimmbecken, den Abstand zu den anderen Badenden oder Schwimmenden einzuhalten. Es gilt dasselbe wie im öffentlichen Raum – auch hier mindestens einen Meter Abstand halten. Dabei ist etwa beim gemächlichen Schwimmen davon auszugehen, dass es ohnedies völlig normal ist, nicht knapp nebeneinander zu schwimmen und man so automatisch einen Mindestabstand einhält. Dort, wo man dran denken muss, ist, wenn man in einen See hineinspaziert und dort im seichten Wasser mit anderen herumplantscht. Hier bewusst daran denken!

Seen abzusperren, ist für Hans-Peter Hutter und sein Team das falsche Signal. Menschen sollen Bewegung machen, und gerade Schwimmen ist eine gesunde Form der Bewegung. Was man aber machen kann, ist das Distanzhalten zu überwachen und die Menschen daran zu erinnern, dass auch am Strand oder in der Wiese der Abstand eingehalten werden soll! Sperren sollte man solche Badegewässer erst, wenn die Zahl der Besucher so groß ist, dass der Abstand nicht mehr eingehalten werden kann.

Was müsste ich in der Coronakrise im Freibad beachten?

Wesentlich ist auch in diesem Fall, die Abstandsregel einzuhalten. Das gilt sowohl für die Liegewiese wie für das Baden bzw. Schwimmen. Das ist sicher nicht einfach zu bewerkstelligen. Wir sind gerade dabei, einen entsprechenden Leitfaden zu erstellen, der die gesundheitlichen Rahmenbedingungen festlegt. Aber feststeht: Schwimmen und Baden tragen sehr zum Wohlbefinden bei, nicht nur zum körperlichen, sondern auch zum psychischen Wohlbefinden. Gerade jetzt, wo für viele die Belastungsgrenze erreicht ist, ist daher diese Freizeitbeschäftigung von großer Bedeutung. Familien mit Kindern, die ja momentan nicht einmal auf Spielplätze gehen können, würde das sehr entlasten, meint Hans-Peter Hutter. Daher trägt, laut dem Umweltmediziner auch das Öffnen der Freibäder signifikant zur Bewältigung der Coronakrise bei.

Sommer, Sonne, Pool, Schwimmbad und Ferien.
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Was muss ich jetzt bei meinem Pool zu Hause berücksichtigen?

Da davon auszugehen ist, dass nur die eigene Familie bzw. die Menschen, mit denen man im Haushalt lebt, den Pool benützen, ändert sich praktisch nichts. Betrieb, Wartung und Pflege des Beckenwassers muss eben nach den entsprechenden, üblichen Regeln – Stichwort Desinfektion und Reinigung - erfolgen.

Soll ich mehr Chlor ins Wasser mischen, um das Coronavirus unschädlich zu machen?

Nein, das ist überhaupt nicht notwendig. Die behüllten Viren sind sehr empfindlich gegenüber den gängigen Desinfektionsverfahren. Außerdem darf man nicht vergessen, dass ein „überchlortes“ Beckenwasser weder gut ist für die Haut noch für Augen und die Atemwege.
Wichtig nach dem Schwimmen: Handtuch nicht mit anderen teilen, und gleich in die Waschmaschine.

Whirlpool und Co: Darf ich nicht mehr zu zweit in die Wanne?

Aus der Alltagserfahrung ist schnell abzuleiten, dass das Social Distancing in der Badewanne eines üblichen Haushaltes nicht umsetzbar ist. Folglich ist das Baden nur mit Personen, die im gleichen Haushalt wohnen, aus infektiologischer Sicht vertretbar. Oder man verfügt über eine Badewanne entsprechender Größe, die man aber eher in Rapper-Haushalten vermuten würde😊

„Ö3-Wecker“ mit Philipp Hansa, 22. April 2020 (TW)