Bühne Nova Rock 2014

HERBERT P. OCZERET / APA / picturedesk.com

Kein Comeback für Popkonzerte?

Die großen Konzertveranstalter Österreichs sehen schwarz für ein baldiges Comeback von Pop- und Rockkonzerten. Die Auflagen der Regierung machen Planungen für Live-Events beinahe unmöglich. Nova-Rock-Chef Ewald Tatar und Arcadia-Geschäftsführer Filip Potocki ärgern sich im Ö3-Interview über den momentanen Stillstand einer ganzen Branche.

„Völlig uninteressant“, bewertet Ewald Tatar, Geschäftsführer von Barracuda Music, der heuer Acts wie Aerosmith, Avril Lavigne oder Iron Maiden für Konzerte nach Österreich geholt hätte, die am Montag von der Regierung präsentierten Lockerungen im Kultursektor. „Damit können wir nichts anfangen, das bedeutet einfach, dass wir weiterhin keine Konzerte veranstalten.“

Besucher am Nova Rock Festival
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Der Nova-Rock-Chef bezieht sich vor allem auf die Vorgaben, die auf ein Sitzpublikum abzielen und ab August im Idealfall maximal 1.250 Zuschauer erlauben. „Das ist eine Lösung für die sogenannte Hochkultur, wie etwa die Salzburger Festspiele“, ärgert er sich im Ö3-Interview. „Die verkaufen bei weitem nicht so viele Karten wie wir, wurden aber als erste bedient.“ Mehr als 90 Prozent seiner Veranstaltungen sind für ein Stehpublikum gedacht, was nicht verwundert, denn wer will bei Rockbands oder DJ-Acts schon an einen Stuhl gefesselt sein. Da wollen die Leute natürlich aufspringen, abgehen und mittanzen.

Ewald Tatar und Benny Hörtnagl
HITRADIO Ö3

Und auch Filip Potocki, der Geschäftsführer von Arcadia Live, der heuer Konzerte von Rammstein, Die Toten Hosen oder Sarah Connor veranstaltet hätte, sieht aktuell keinen konkreten Arbeitsauftrag, weil die von der neuen Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer präsentierten Maßnahmen zu viele Fragen offen lassen. Momentan ist er hauptsächlich damit beschäftigt, für diesen Sommer geplante Konzerte auf nächstes Jahr zu verschieben, weil auch die strikten Reisebeschränkungen die Tourneen besonders von Stars aus den USA oder aus England massiv einschränken.

Filip Potocki
Ingo Pertramer

Da sich im Sommer das Leben sowieso vorwiegend draußen abspielt, könnte sich Ewald Tatar schon im August durchaus Open-Air-Konzerte mit bis zu 3.000 Zuschauern vorstellen. Natürlich unter strengen Sicherheitsauflagen. Die entsprechenden Konzepte hätten die Veranstalter bereits fix und fertig in den Schubladen, jetzt hoffen sie schwer darauf, diese demnächst auch den zuständigen Gremien präsentieren zu dürfen. „Irgendwann müssen wir ja wieder beginnen und zeigen, dass es funktionieren kann“, meint er und hofft dabei, dass die ersten Gigs noch heuer über die Bühne gehen werden.

Filip Potocki von Arcadia Live wagt angesichts der vielen Unklarheiten momentan noch keine Prognose, wann es ein Comeback von Pop- und Rockkonzerten geben wird, hofft aber, dass es früher als später kommen wird, weil er das kollektive Live-Erlebnis mittlerweile schon sehr vermisst. Jetzt gilt es, allen Menschen, die noch gesundheitliche Bedenken haben, durch kluge Maßnahmen die Ängste zu nehmen und wieder Vertrauen aufzubauen. Ja, und irgendwann in naher oder ferner Zukunft wird dann hoffentlich wieder die Musik spielen.

Song Contest
Clemens Stadlbauer
Milenko Badzic
Ö3-Reporter Clemens Stadlbauer

Aus der Ö3-Musikredaktion...

Ö3-Reporter Clemens Stadlbauer berichtet hier regelmäßig über aktuelle Trends und News aus der Musikwelt. Neben seiner Arbeit bei Ö3 hat er fünf Bücher veröffentlicht, darunter den Bestseller „Quotenkiller“. Stadlbauer ist verheiratet und Vater einer Tochter.




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