Frau mit blauen Augen

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Der Rassismus in dir - der „Blue Eyed Test“

Wie schnell man Opfer wird und wie schnell Täterin oder Täter, zeigt das berühmte Blue-Eyed-Experiment. Das Rassismus-Experiment ist in den 1960er Jahren in den USA entwickelt worden und wird heute Abend in der Sendung „DOK 1 Spezial“ in ORF 1 durchgeführt.

Menschen mit blauen Augen sind dumm, faul, langsam, sie suchen die Schuld immer bei anderen und bekommen nichts geregelt. Das stimmt natürlich nicht, aber das Blue-Eyed-Experiment zeigt, wie leicht man Menschen solche Dinge einreden kann. Der Test zeigt also auf, wie Rassismus und Diskriminierung entstehen.

Entwickelt worden ist der Blue-Eyed-Test in den USA. Nach der Ermordung des US-Bürgerrechtlers Martin Luther King Jr. 1968 hat die US-Volksschullehrerin Jane Elliott ihren Schülerinnen und Schülern erklären wollen, wie es zu dem Mord kommen hat können, und hat begonnen, die Kinder in Blauäugige und Braunäugige zu teilen. Mit dem Workshop ist Jane Elliott, eine Weiße, zur Ikone der Anti-Rassismus-Bewegung geworden. Ihren Workshop hat sie sich patentieren lassen, nur von ihr ausgebildete Trainerinnen und Trainer dürfen diesen Workshop durchführen. Zwei davon sind für den ORF-Test nach Wien gereist. Der Deutsche Jürgen Schlicher und die Niederländerin Seyda Buurman-Kutsal.

Die (negativ auf Covid-19 getesteten) 23 Teilnehmenden, die sich für den Workshop gemeldet haben, wissen nicht, worum es geht. Sie wissen nur, dass es sich um ein Sozial-Experiment handelt.

Bei dem Test werden die Teilnehmenden wie erwähnt in Braunäugige und Blauäugige aufgeteilt, wobei die Blauäugigen von Anfang an diskriminiert werden, die Braunäugigen privilegiert. Immerzu wird der Trainer den Teilnehmenden einzureden versuchen, wie dumm, faul, langsam etc. die Blauäugigen wären. Nur eineinhalb Stunden später wird es ein böses Erwachen geben, denn nur so kurze Zeit braucht es, bis sich die Vorurteile gegen die Blauäugigen bei allen Beteiligten manifestiert haben.

Für „DOK 1“-Host Lisa Gadenstätter ist das Besondere an dem Experiment, dass „da Menschen einbezogen werden, die nie Diskriminierungserfahrungen gemacht haben - und plötzlich sind sie in einer Situation, in der sie all das abbekommen, das Menschen mit Migrationshintergrund, dunkler Hautfarbe oder mit Behinderung in ihrem Alltag ständig erfahren müssen und sie verstehen plötzlich, was es heißt, diskriminiert zu werden.“

Lisa Gadenstätter
Hitradio Ö3

Die Ermordung des Afroamerikaners George Floyd im Mai durch Polizisten hat die Welt aufgerüttelt. Weltweit hat es daraufhin unter dem Motto „Black Lives Matter“ Massenproteste gegen Rassismus, Diskriminierung und Polizeigewalt gegeben.

Der „Ö3-Wecker“ mit Philipp Hansa, 28. Oktober 2020 (Sarah Seekircher)