Ameisen

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Bei Ameisen spielt das Alter für die Karriere keine Rolle

Arbeiterinnen im Ameisenbau haben an jedem Tag ihres Lebens - ob acht Tage oder acht Monate alt - dieselbe Wahrscheinlichkeit, auf der Karriereleiter aufzusteigen, nämlich rund drei Prozent.

Forscher in der Schweiz haben 100 Tage lang die Arbeitsteilung von 500 Ameisen untersucht. Mit Farbe am Rücken der Ameisen haben sie sie nach Geburtsdatum unterscheiden können. Das Ergebnis: In Ameisenkolonien bestimmt nicht das Alter über den Aufstieg auf der Karriereleiter, sondern der Zufall. Das ermöglicht der Gemeinschaft, auch funktionstüchtig zu bleiben, wenn gerade kein Nachwuchs produziert wird.

In der Regel werden Jungtiere im Nest als „Kindermädchen“ für die Königin und ihre Larven eingesetzt, während die erfahreneren Kolleginnen sich außer Haus und in Gefahr begeben, um Futter zu beschaffen. Wann eine „Krankenschwester“ zur „Futtersammlerin“ aufsteigt, ist freilich wider Erwarten nicht vom Alter abhängig, sagt Laurent Keller, Professor in der Abteilung für Ökologie und Evolution an der Fakultät für Biologie und Medizin der Uni Lausanne.
Der berufliche Aufstieg beruht dagegen auf dem Zufallsprinzip.

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Die Entdeckung hat wichtige Konsequenzen für das Verständnis der Regulierung der Arbeit bei sozialen Insekten. Dieser Mechanismus der Ameisen ist ein Vorteil, da er einer Gesellschaft ermöglicht, sich selbst zu regulieren und zwei Arten von Individuen (in diesem Fall Fresser und Futtersucher) das ganze Jahr über in den gleichen Proportionen zu halten.

Im Frühling beispielsweise mangelt es an Nachwuchs, weil die Fortpflanzung den Winter über geruht hat. Seniorinnen übernehmen dann auch Funktionen, die sonst Jungtiere erfüllen. Dank der flexiblen Karrieregestaltung hat die Kolonie immer die benötigte Anzahl Ammen und Futtersammlerinnen zur Verfügung.

„Der Ö3-Wecker“ mit Robert Kratky am 17. März 2021 (APA/MH)