Papst Johannes Paul II. steigt aus Flugzeug 1986

ORF

Keine Papstlandung in Rom wegen Schnee

Erstaunlich, was in Österreich und der Welt im Laufe der Zeit so alles passiert und woran man sich oft nur noch vage und schemenhaft erinnern kann. Ö3 dreht virtuell am Rad der Zeit und bringt dich zurück an die Orte der großen Weltpolitik, der schrecklichen Katastrophen, aber auch der unglaublich schönen Momente. Steig ein und fiebere mit, wenn wir mit Ö3 entspannt durch die Zeit reisen.

Von und mit Norbert Ivanek

Am 11. Februar 1986, also heute vor genau 36 Jahren hat der Winter ganz Europa fest im Eis-Griff. Aufreger des Tages ist Landung des Papstes nicht in Rom, sondern in Neapel. Die ewige Stadt ist dicht verschneit, berichtet Alfons Dalma für Ö3 aus Rom.

„Rom ist in der vergangenen Nacht von einer echten Schneekatastrophe heimgesucht worden. Anderswo und in unseren österreichischen Breitengraden wäre wahrscheinlich ein zwölfstündiges Schneetreiben mit insgesamt 30 bis 50 Zentimetern Neuschnee, schneller und ohne größere Schäden zu verkraften gewesen.

Eine typische Episode dieser Notlage von Rom war das Abenteuer, dem der Papst nach der Rückkehr aus Indien ausgesetzt worden ist. Die indische Maschine war schon knapp mit dem Treibstoff, als sie vom gesperrten römischen Flughafen gegen Mitternacht zur Landung in Neapel umgeleitet wurde. Dort wurden Johannes Paul II. und seine sowohl vatikanische als auch journalistische Begleitung zum Hauptbahnhof umgeleitet, wo zunächst Woityla auf dem Bahnsteig 14 in der Kälte auf die Zusammensetzung eines Sonderzuges warten musste, bevor sich ein kleiner Raum fand, in dem nur er untergebracht werden konnte, während etwa Kardinalstaatssekretär Agostino Casaroli und die anderen Herren draußen warteten. Insgesamt hat es siebeneinhalb Stunden gedauert, bis der Papst aus dem 200 Kilometer entfernten Neapel nach Rom gebracht werden konnte.

Für diese vier Millionenstadt im Süden, die Hauptstadt des Mittelmeeres, ist ein solches Ereignis deshalb katastrophal, weil alle Art von Abwehreinrichtungen fehlen. Angefangen schon vom Umstand, dass anstelle der steilen alpenländischen Dächer hier die meisten Wohnhäuser mit Terrassen versehen sind, von denen der Schnee weder abgeleitet noch abfließt. Auf jeden Fall: Rom ist heute lahmgelegt aufgewacht. Ungeräumte, verkehrsunfähige Straßen, nur vereinzelte städtische Autobusse, weil Radketten nur in kleiner Zahl vorhanden sind, gesperrte Bahnhöfe und Flughäfen. Selbst die mit Ketten ausgerüsteten Fahrzeuge und viele innerstädtische Straßenzüge, aber auch nicht die von Rom ausgehenden Autobahnen und die um die Stadt gelegte Ring Autobahn konnten benützt werden.“

Das Ö3-Zeitreisevideo des Tages:

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Vier Jahre später, am 11. Februar 1990 herrscht Tauwetter in der Sowjetunion. Bei einem Besuch Kanzler Helmut Kohls in Moskau gibt Michail Gorbatschow seine quasi Zustimmung zu Deutschlands Wiedervereinigung. Wir hören’s im Ö3-Journal.

„Euphorisch gibt sich der westdeutsche Außenminister Genscher, der Bundeskanzler Helmut Kohl bei dessen Moskaubesuch begleitet hatte. Moskau habe den Weg zur deutschen Einheit freigegeben. Noch in diesem Herbst werde die deutsche Einigung perfekt sein. Von einem kleinen Wunder im Kreml war die Rede. Kohl und Genscher seien bei Gorbatschow auf ein Entgegenkommen gestoßen, das so jemand kaum erwartet habe. Kohl spricht von einem historischen Ereignis. Gorbatschow hatte erklärt, die Deutschen sollten selber wählen, in welcher Staatsform, in welchen Zeiträumen, in welcher Geschwindigkeit und unter welchen Bedingungen sie ihre Einheit verwirklichen wollten.“

Schau Zurück: Die Ö3-Zeitreise vom 10. Februar 2022:
Wladimir Putin skiurlaubt in Österreich

Norbert Ivanek ist der Ö3-Zeitreiseleiter:

Norb in Venice
Norbert Ivanek
Ö3-Redakteur Norbert Ivanek

Gefühlvoll wühlt er sich täglich durch knapp 55 Jahre Ö3-Archiv und findet Erstaunliches, Interessantes aber auch Überraschendes. Die Ö3-Zeitreise entführt dich in die Höhen und Tiefen des Lebens, in glückliche und traurigere Momente, in absolute Highlights und tiefschwarze Nullpunkte. Ö3 war und ist für dich immer mit dabei mitten im Geschehen und direkt am Puls der Zeit.

„Ö3-Zeitreise“, 11. Februar 2022 (NI)