Ende Warschauer Pakt Militär 1991

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Militärbündnis ‚Warschauer Pakt‘ aufgelöst

Erstaunlich, was in Österreich und der Welt im Laufe der Zeit so alles passiert und woran man sich oft nur noch vage und schemenhaft erinnern kann. Ö3 dreht virtuell am Rad der Zeit und bringt dich zurück an die Orte der großen Weltpolitik, der schrecklichen Katastrophen, aber auch der unglaublich schönen Momente. Steig ein und fiebere mit, wenn wir mit Ö3 entspannt durch die Zeit reisen.

Von und mit Norbert Ivanek

Am 31. März 1991, es ist Ostersonntag, werden die militärischen Strukturen des Warschauer Pakts von den Mitgliedsstaaten Bulgarien, der CSSR, der DDR, Polen, Rumänien, der Sowjetunion und Ungarn, 36 Jahre nach der Gründung, offiziell und endgültig aufgelöst. Als Gegenspieler der NATO unter Führung Moskaus, hatte der Pakt zeitweise bis zu fünf Millionen Soldaten unter Waffen. Ö3-Korrespondent Christian Schüller meldet sich aus Moskau.

Warschauer Pakt Grafik 1991
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„Es ist ein Abschied ohne Tränen. Der Warschauer Pakt verlässt die Geschichte, notiert die Prawda nur mit einem leichten Anflug von Wehmut und zitiert im Übrigen den Sprecher des Präsidenten, der sich vor diesem Schritt im Sinne der Entspannung auch eine positive Reaktion des Westens erwartet. Aus der Sicht der sowjetischen Diplomatie, wo immer noch die Liberalen dominieren, stellt es sich ganz einfach dar. Der Warschauer Pakt sei nicht nur militärisch, sondern auch politisch überholt, schrieb die außenpolitische Zeitschrift „Neue Zeit“ schon im Dezember. „Wir haben die Osteuropäer zuerst in den Sumpf gezogen. Kein Wunder, dass jetzt jeder auf eigene Faust versucht, sich mit westlicher Hilfe zu retten.“

Das Ö3-Zeitreisevideo des Tages:

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"Die Liberalen haben allerdings längst nicht mehr das Monopol auf die sowjetische Außenpolitik. Und der Nekrolog auf den Warschauer Pakt war noch vor dem 21. Dezember gedruckt worden, als Eduard Schewardnadse zurücktrat und langsam ein kälterer Wind spürbar wurde. Die sowjetischen Militärs sind vor allem beunruhigt von der Frage: Was kommt danach? Wird sich Osteuropa in eine gemeinsame Sicherheitsstruktur unter dem Mantel der NATO hineinziehen lassen? Das Schaudern, das viele bei diesen Gedanken befällt, ist durch zu spüren, hört man führende sowjetische Politiker dieser Tage über den Westen reden. Der Zweck solcher Querschüsse scheint offensichtlich: KGB und Militär wollen ihre Daseinsberechtigung unterstreichen.“

Gleichzeitig überschlagen sich die Ereignisse in der Sowjetunion. Die Wirtschaft befindet sich auf dramatischer Talfahrt, hören wir in den Ö3-Nachrichten.

„In der Sowjetunion sind heute drastische Preiserhöhungen in Kraft getreten. Sie betreffen vor allem Lebensmittel. Fleisch und Brot kosten etwa das Dreifache, die Preise für Milchprodukte und Eier verdoppeln sich. Die Bürger sollen durch Ausgleichszahlungen und durch Lohnerhöhungen entlastet werden. Schon die Ankündigung der Preiserhöhungen, durch die eine weitere Talfahrt der sowjetischen Wirtschaft aufgehalten werden soll, hat zu Panik und Hamsterkäufen geführt.“
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Warschauer Pakt UDSSR
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Ein Jahr später, am 31. März 1992 will Russlands Präsident Boris Jelzin, der am 12. Juni 1991 noch vor dem Zerfall der Sowjetunion zum Präsidenten gewählt worden war, einen entscheidenden Schritt zur Festigung des russischen Einflusses setzten, berichtet das Ö3-Journal.

„Die Einheit Russlands soll durch einen Föderationsvertrag sichergestellt werden. Zu diesem Zweck hat Präsident Jelzin Vertreter der autonomen Republiken für heute zur Vertragsunterzeichnung nach Moskau eingeladen. In dem Föderationsvertrag sollen die Interessen der einzelnen Gebiete innerhalb Russlands verankert werden. Es ist allerdings fraglich, wie viele der insgesamt 20 autonomen Republiken den Vertrag akzeptieren werden. Tatarstan und die Tschetschenen Republik leisten Widerstand.“

18 Republiken unterzeichnen, die Tschetscheno-Inguschische Republik (Tschetschenien) nicht.

Schau Zurück: Die Ö3-Zeitreise vom 30. März 2022:
Österreichs Bundeskanzler Kreisky auf Staatsbesuch in der DDR

Norbert Ivanek ist der Ö3-Zeitreiseleiter:

Norb in Venice
Norbert Ivanek
Ö3-Redakteur Norbert Ivanek

Gefühlvoll wühlt er sich täglich durch knapp 55 Jahre Ö3-Archiv und findet Erstaunliches, Interessantes aber auch Überraschendes. Die Ö3-Zeitreise entführt dich in die Höhen und Tiefen des Lebens, in glückliche und traurigere Momente, in absolute Highlights und tiefschwarze Nullpunkte. Ö3 war und ist für dich immer mit dabei mitten im Geschehen und direkt am Puls der Zeit.

„Ö3-Greatst Hits“ mit Andi Knoll, 31. März 2022 (NI)