Lainz Pavillon V

ORF

Die Todesengel von Lainz werden verhaftet

Erstaunlich, was in Österreich und der Welt im Laufe der Zeit so alles passiert und woran man sich oft nur noch vage und schemenhaft erinnern kann. Ö3 dreht virtuell am Rad der Zeit und bringt dich zurück an die Orte der großen Weltpolitik, der schrecklichen Katastrophen, aber auch der unglaublich schönen Momente. Steig ein und fiebere mit, wenn wir mit Ö3 entspannt durch die Zeit reisen.

Von und mit Norbert Ivanek

Am 7. April 1989, also heute vor genau 33 Jahren stürmt die Polizei das Wiener Städtische Krankenhaus Lainz in Kampfmontur. Drei Stationsgehilfinnen werden in Handschellen abgeführt. Die Ö3-Nachrichten lassen uns das Blut in den Adern gefrieren.

„Die Schlagzeile klingt so reißerisch, dass man Hemmungen hat, es so auszusprechen, aber die Realität überrollt einen fast. Mindestens 20 Patienten sind gewaltsam ums Leben gekommen, drei Krankenschwestern in Haft. Sie haben gestanden, Patienten durch Überdosen von Insulin und anderen Medikamenten getötet zu haben. Der Leiter der Wiener Mordkommission Siska erklärte, mit weiteren Festnahmen sei zu rechnen. Als Motiv nannte er Sterbehilfe. Aus falschem Mitleid. Zu Meldungen über körperliche Gewalt gegenüber Patienten sagte der Chef der Mordkommission, es seien nicht nur Medikamente verwendet worden.“

Der damalige Kanzler Franz Vranitzky nannte die Tat „das brutalste und grausamste Verbrechen der österreichischen Geschichte“.

Vier Krankenschwestern sind es dann, die als „Todesengel von Lainz“ in die österreichische Kriminalgeschichte eingehen und der Begriff Mundpflege hat ab jetzt eine völlig neue Bedeutung. Zwei Mal lebenslang, 20 und 15 Jahre Gefängnis fassen sie aus. Alle sind inzwischen aber wieder auf freiem Fuß, mit neuen Identitäten und das „Krankenhaus Lainz“ heißt jetzt „Krankenhaus Hietzing“.

Das Ö3-Zeitreisevideo des Tages:

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

.

Am selben Tag, diesem 7. April 1989 stürmen zehntausende Ungarn zum letzten Mal österreichische- vor allem- Elektronik-Geschäfte, bevor neue Zollbestimmungen den lukrativen Einkauf vergällen. Das Phänomen des ungarischen Einkaufstourismus ist somit endgültig Geschichte, berichtet Hans Christian Unger im Ö3-Journal.

"Ausverkauft hat es gestern noch in vielen Geschäften geheißen. Heute aber könnte der magyarische Konsum sein abruptes Ende finden. In erster Linie deshalb, weil eine Erhöhung der Einfuhrzölle in Kraft tritt. Um schnelles Geld zu machen, sind recht obskure Handelsformen entstanden. Da hat man Garagen von Einfamilienhäusern zu Jeans und Elektronikshops umfunktioniert und in Grenznähe, Kühlschränke und Videorecorder ganz einfach vom Lastwagen herunter verkauft. Während der letzten Tage hat es so ausgesehen, als würde Ungarn sein letztes Geld ausgeben, um sich noch preisgünstig mit Westwaren eindecken zu können. Jetzt kommt der traurige Montag. Die Folgen eines Abreißens des Einkaufsbooms: Ein Rückgang auf ganz normale Umsätze im Bereich des etablierten Handels, ein schnelles Sterben der Ungarnläden, die Kündigung des erst vor kurzem aufgenommenen ungarischsprechenden Personals und ein Aus für viele Pläne von groß angelegten Einkaufszentren nahe der Grenze.“

.

Schau Zurück: Die Ö3-Zeitreise vom 6. April 2022:
Ab jetzt Sommerzeit in Österreich

Norbert Ivanek ist der Ö3-Zeitreiseleiter:

Norb in Venice
Norbert Ivanek
Ö3-Redakteur Norbert Ivanek

Gefühlvoll wühlt er sich täglich durch knapp 55 Jahre Ö3-Archiv und findet Erstaunliches, Interessantes aber auch Überraschendes. Die Ö3-Zeitreise entführt dich in die Höhen und Tiefen des Lebens, in glückliche und traurigere Momente, in absolute Highlights und tiefschwarze Nullpunkte. Ö3 war und ist für dich immer mit dabei mitten im Geschehen und direkt am Puls der Zeit.

„Ö3-Greatst Hits“ mit Andi Knoll, 7. April 2022 (NI)