Atomkatastrophe von Tschernobyl

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Supergau im AKW Tschernobyl in der Ukraine

Erstaunlich, was in Österreich und der Welt im Laufe der Zeit so alles passiert und woran man sich oft nur noch vage und schemenhaft erinnern kann. Ö3 dreht virtuell am Rad der Zeit und bringt dich zurück an die Orte der großen Weltpolitik, der schrecklichen Katastrophen, aber auch der unglaublich schönen Momente. Steig ein und fiebere mit, wenn wir mit Ö3 entspannt durch die Zeit reisen.

Von und mit Norbert Ivanek

Der 26. April 1986 ist ein Samstag und in Österreich kündigt sich eine massive Kaltfront an, hören wir in den Ö3-Nachrichten.

„Ein ausgedehntes Tiefdruckgebiet bedeckt weite Teile von West- und Südeuropa, sowie den westlichen Mittelmeerraum.“

Und an der Grenze zu Ungarn demonstrieren aufgebrachte Bauern, hören wir weiter.

„Etwa 1000 Bauern demonstrieren heute mit Traktoren am Grenzübergang Nickelsdorf gegen die Agrarpolitik der Regierung.“

Nichts deutet auf die wirkliche Katastrophe hin, die in der Ukraine, damals noch Republik und Kornkammer der Sowjetunion, schon längst, um genau 01:23 Uhr passiert ist. Der Supergau im Atomkraftwerk Tschernobyl. Moskau verheimlicht die Katastrophe aber fast drei Tage lang, bis Schweden plötzlich Alarm schlägt, weil extrem hohe radioaktive Strahlenwerte gemessen worden waren, berichtet Raimund Löw im Ö3-Journal.

„Jetzt vermutet man in einem der sowjetischen Kernkraftwerke sei ein Leck entstanden. Die sowjetische Atom-Energie-Behörde erklärte jedoch der schwedischen Botschaft in Moskau, von einem Unfall sei ihr nichts bekannt.“

Ein absichtlicher Stresstest, die Simulation eines totalen Stromausfalles, war, wie wir später erfahren, außer Kontrolle geraten. Kernschmelze eines Reaktors ist die Folge. Block 4 war auseinandergebrochen und explodiert. Brennendes hochradioaktives Material liegt jetzt frei und halb Europa wird verstrahlt.

AKW Tschernobyl nach der Katastrophe
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Block 4 im AKW Tschernobyl ist explodiert

In Österreich trifft Gesundheitsminister Franz Kreuzer bereits erste Vorsichtsmaßnahmen, hören wir im Ö3-Journal. Er empfiehlt: „Kinder im Haus zu behalten. Ich würde ergänzend sagen; kein frisch gefallenes Regenwasser aus Zisternen zu trinken.“

Das Ö3-Zeitreisevideo des Tages:

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Zehn Jahre später, am 26. April 1996 gedenkt die Welt dieser schlimmsten Atomkatastrophe aller Zeiten, berichtet das ö3- Mittagsjournal.

„Noch vor zehn Jahren völlig unbekannt, ist das Wort Tschernobyl heute viel mehr als eine Ortsbezeichnung. Ein Wort mit fast apokalyptischem Beigeschmack, ein Synonym für Strahlenhölle, für unsägliches menschliches Leid, aber auch für das Scheitern menschlichen Fortschrittstrebens und menschlichen Schwächen. Heute vor zehn Jahren um diese Zeit war die atomare Büchse der Pandora in Tschernobyl schon fast zwölf Stunden geöffnet, waren bereits Dutzende Menschen von Der Reaktorexplosion und der Strahlung getötet. Die Politiker suchten nach Gegenmaßnahmen, fanden keine oder die falschen, und sie begingen das Verbrechen, die Menschen in der Umgebung von Tschernobyl unwissend und ungeschützt dem nuklearen Fallout zu überlassen. Das Ausland erfuhr erst etwa zwei Tage später von der Katastrophe, als eine erste Strahlungswolke nach Finnland und Schweden gelangte und dort bei Atomkraftwerken die Warninstrumente anschlugen. Heute, zehn Jahre später, ist die Katastrophe keineswegs bewältigt. Der Sarkophag des Todesreaktors bröckelt. Die Krebsfälle werden immer mehr.“

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Norbert Ivanek ist der Ö3-Zeitreiseleiter:

Norb in Venice
Norbert Ivanek
Ö3-Redakteur Norbert Ivanek

Gefühlvoll wühlt er sich täglich durch knapp 55 Jahre Ö3-Archiv und findet Erstaunliches, Interessantes aber auch Überraschendes. Die Ö3-Zeitreise entführt dich in die Höhen und Tiefen des Lebens, in glückliche und traurigere Momente, in absolute Highlights und tiefschwarze Nullpunkte. Ö3 war und ist für dich immer mit dabei mitten im Geschehen und direkt am Puls der Zeit.

„Ö3 am Vormittag“ mit Andi Knoll, 26. April 2022 (NI)