Josef Fritzl

ORF

27. April: Der Inzestfall in Amstetten schockt Österreich

Erstaunlich, was in Österreich und der Welt im Laufe der Zeit so alles passiert und woran man sich oft nur noch vage und schemenhaft erinnern kann. Ö3 dreht virtuell am Rad der Zeit und bringt dich zurück an die Orte der großen Weltpolitik, der schrecklichen Katastrophen, aber auch der unglaublich schönen Momente. Steig ein und fiebere mit, wenn wir mit Ö3 entspannt durch die Zeit reisen.

Von und mit Norbert Ivanek

Am 27. April 2008 wird in Amstetten eines der größten Verbrechen der Kriminalgeschichte Österreichs entdeckt. Der 73- jährige Josef Fritzl hatte seine eigene Tochter 24 Jahre lang gefangen gehalten. In einem eigens gebauten Kellerverlies. Er hat sie nicht nur jahrelang missbraucht, sondern mit ihr sogar sieben Kinder gezeugt. Wir hören’s im Ö3-Journal.

„Bereits im Jahr 1977 soll der jetzt verhaftete Familienvater begonnen haben, seine Tochter sexuell zu missbrauchen. Das Mädchen läuft während der Schulzeit zweimal von zu Hause weg und verschwindet im Jahr 1984 spurlos. Der Vater meldet sie als vermisst. Später tauchen von der Tochter handgeschriebene Briefe auf. Es solle nicht nach ihr gesucht werden. Außerdem konstruiert der Vater eine Geschichte rund um eine angebliche Sektenzugehörigkeit.

Etwa im Jahr 1990 bringt die Tochter ein Mädchen zur Welt. Ebenso wie ihr, etwa ein Jahr später geborener Bruder, muss sie im Keller aufwachsen. Im Jahr 1993 wird im Flur des Hauses der Großeltern ein wenige Monate altes Baby gefunden. In einem ebenfalls handgeschriebenen Brief der Tochter heißt es, sie könne sich nicht um das Kind kümmern. Das Baby wächst bei der Familie des Großvaters auf, der zugleich ihr Vater ist.

Nach dem gleichen Muster tauchen in den folgenden Jahren noch zwei weitere Kinder auf. Das letzte Kind dürfte etwa 2003 geboren worden sein und wurde ebenfalls im Keller weggesperrt. Ein weiteres Kind soll nach der Geburt im Keller gestorben und dort verbrannt worden sein. Zusätzlich zu den sieben Kindern, die im Keller geboren worden sind, hat der jetzt Verhaftete mit seiner Ehefrau noch sieben weitere Kinder. Sie alle geben an, nicht mitbekommen zu haben, was sich im Keller ihres Hauses abgespielt hat.

Aktuell befindet sich Josef Fritzl weiter im Maßnahmenvollzug.

Das Ö3-Zeitreisevideo des Tages:

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Am 27. April 2002, es ist ein Samstag, demonstrieren in Frankreich Hunderttausende gegen den Erfolg des Rechtsextremen Jean-Marie Le Pen, der es im ersten Durchgang der Präsidentenwahl vor einer knappen Woche, in die Stichwahl gegen den amtierenden Präsidenten Jacques Chirac geschafft hat. Wir hören‘s im Ö3-Journal.

„Eine Woche ist vergangen, jetzt seit dem ersten Durchgang dieser Wahlen. Und der erste Durchgang hatte das auch für Frankreich selbst schockierende Ergebnis, dass der Rechtsaußenpolitiker und EU-Gegner Jean-Marie Le Pen als der direkte Herausforderer des amtierenden Präsidenten Jacques Chirac in die Stichwahl morgen in einer Woche gehen wird. Seit diesem demokratischen, aber weithin ungewollten Wahlausgang versammeln sich immer wieder hunderttausende Le Pen Gegner in französischen Städten zu Anti-Rassismus Kundgebungen. Die französische Gesellschaft scheint gespalten und verunsichert.“

Le Pen verliert die Stichwahl übrigens genauso wie vergangenen Sonntag, jetzt 20 Jahre später, seine Tochter Marine Le Pen.

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Schau Zurück: Die Ö3-Zeitreise vom 26. April 2022:
Supergau im AKW Tschernobyl in der Ukraine

Norbert Ivanek ist der Ö3-Zeitreiseleiter:

Norb in Venice
Norbert Ivanek
Ö3-Redakteur Norbert Ivanek

Gefühlvoll wühlt er sich täglich durch knapp 55 Jahre Ö3-Archiv und findet Erstaunliches, Interessantes aber auch Überraschendes. Die Ö3-Zeitreise entführt dich in die Höhen und Tiefen des Lebens, in glückliche und traurigere Momente, in absolute Highlights und tiefschwarze Nullpunkte. Ö3 war und ist für dich immer mit dabei mitten im Geschehen und direkt am Puls der Zeit.

„Ö3 am Vormittag“ mit Andi Knoll, 27. April 2022 (NI)