Onlinekauf

APA/dpa/Daniel Bockwoldt

TEMU: Wie seriös ist der Online-Shop?

Egal, wo man derzeit im Netz unterwegs ist – sei es auf Social Media, Webseiten oder Videoplattformen – überall wird Werbung von einem Online-Shop namens TEMU eingeblendet, und die Angebote scheinen zu gut, um wahr zu sein: Apple AirPod-Kopien für 2 Euro, Designerkleider für 5 Euro, usw. Kann man dort wirklich einkaufen, oder handelt es sich um Betrug?

Ramsch oder Schnäppchen?

Der Shop funktioniert im Prinzip wie viele bekannte Online-China-Shops, wie zum Beispiel Aliexpress, Wish oder Shein.

Günstige Produkte aus Fernost werden mit schicken Bildern präsentiert, die Beschreibungen dazu sind fragwürdig, aber alles ist super billig. Da die Ware aus Asien kommt, müssen Konsumenten mit sehr langen Lieferzeiten rechnen. Nach 2-8 Wochen landet dann meist ein Plastikpaket im Postfach. Verbraucherschützer auf der ganzen Welt warnen, denn durch die oft sehr dünne und leichte Verpackung kommen viele Produkte nach dem Transport bereits beschädigt an.

Zerdrückte Verpackung einer Temu-Testbestellung
HItradio Ö3/ShinChang

Bei den zahlreichen No-Name-Produkten fehlen oft die in der EU vorgeschriebenen Bedienungsanleitungen in deutscher Sprache, und bei elektronischen Geräten ist oft auch kein in Europa zugelassenes CE-Zeichen vorhanden. Dieses Zeichen steht für EU-Mindeststandards in Bezug auf Sicherheit, Umwelt- und Gesundheitsschutz. Ohne das Zeichen ist beispielsweise nicht gewährleistet, mit welchen Chemikalien Spielzeug und Kleidung hergestellt wurden oder welche Sicherheitsstandards Elektronikartikel erfüllen.

Das CE-Zeichen (CE steht für Conformité Européenne) ist beispielsweise für Spielwaren oder Haushaltsgeräte in der EU verpflichtend.

Natürlich kann der Konsument selbst entscheiden, ob er dort bestellen möchte. Doch diese Bestellungen fallen aufgrund zahlreicher Faktoren in die Kategorie „auf eigene Gefahr“. Denn die günstigen Produkte sind laut Erfahrungsberichten und Testkäufen von Verbraucherschützern im Netz oft von fragwürdiger Qualität. Je nach Produkt kann man ein Schnäppchen machen oder muss mit einem Totalausfall rechnen.

Ist es sicher dort einzukaufen?

Die Plattform funktioniert ähnlich wie viele große Online-Shops und akzeptiert die gängigsten Bezahlformen wie Apple Pay, Google Pay oder PayPal. Dann hängt es von dem jeweiligen Händler und dem Versandpartner ab, wann und ob die Ware ankommt. Sobald die bestellte Ware endlich da ist und alles passt, unterscheidet sich das Einkaufserlebnis kaum von anderen Online-Shops. Doch Vorsicht ist geboten, wenn das falsche Produkt, die falsche Größe oder die falsche Farbe geliefert wird, denn dann wird es kompliziert. In Hinsicht auf den Konsumentenschutz vertritt Temu eine eigenwillige Auffassung, vor der auch das IKT-Sicherheitsportal des österreichischen Bundesministeriums für Finanzen warnt.

Obwohl man sich auf der Plattform an den Händler oder den Kundendienst wenden kann, gestaltet sich der gesamte Prozess aufgrund von Sprachbarrieren (der Kundenservice ist nur auf Englisch verfügbar) oft mühsam und führt nicht immer zum gewünschten Ergebnis – am Ende ist das Geld möglicherweise verloren.

Fake Shops
Adobe Stock

Warum ist alles so billig?

Selbst günstige Kopfhörer kosten in Discounter-Shops normalerweise mindestens 5-15 Euro. Laut TEMU sind die Preise so niedrig, weil der Zwischenhandel eliminiert wird. Die Produkte gelangen direkt vom Hersteller zu den Kunden, ohne den Umweg über Geschäfte oder Lager. Zusätzlich fällt auch kein Zoll an, da der Weltpostvertrag Pakete bis zu einem Wert von 150 Euro davon befreit.

Der Kunde zahlt jedoch doppelt für das vermeintliche Schnäppchen.

Kunden bei TEMU zahlen nicht nur mit Geld, sondern auch mit ihren persönlichen Daten. Die Plattform hat ein großes Interesse daran, personenbezogene Daten für kommerzielle Zwecke zu nutzen. Die App wurde seit ihrer Markteinführung im Juli 2022 mehrfach von Datenschutzexperten überprüft. Sogar die US-Regierung hat mittlerweile Anklagen gegen TEMU erhoben, aufgrund möglicher Datenrisiken. Der Grund: Google hat die App zeitweise aus dem Store entfernt, da sie Spionage-Software enthielt, die Sicherheitslücken in Android ausnutzte. Datenschutzexperten warnen außerdem davor, dass TEMU Verbindungen nach China aufweist und höchstwahrscheinlich persönliche Informationen an fragwürdige Quellen weiterleitet. Grundsätzlich verwendet die App externe Tracking- und Analyse-Tools und sendet Nutzerdaten an den App-Hersteller. Wenn Sie die App dennoch nutzen möchten, ist es wichtig, die Datenschutzeinstellungen auf Ihrem eigenen Gerät sorgfältig zu verwalten und nicht mehr Berechtigungen zu gewähren, als unbedingt erforderlich. Wenn eine Shopping-App beispielsweise Zugriff auf Kontakte, Kamera oder Mikrofon benötigt, sollten Sie diese Berechtigungen unbedingt einschränken. Wer die Plattform datensparsam nutzen möchte, sollte auch darauf achten, dass das Standort-Tracking in den Einstellungen des Smartphones deaktiviert ist.

Wer steckt hinter TEMU?

Für den Handel im deutschsprachigen Raum ist die Whaleco Technology Limited mit Sitz in Irland verantwortlich. Hinter dieser Firma steht ein chinesisches Unternehmen namens Pinduoduo bzw. PDD Holding, das auf den Cayman Islands registriert ist. Dieses Unternehmen wird dem Milliardär Colin Huang zugeschrieben, einem Chinesen, der in den USA studiert hat und unter anderem für Microsoft und Google gearbeitet haben soll. Inzwischen wird Pinduoduo und die PDD Holdings auf einen Wert von mehr als 95 Milliarden Euro geschätzt, und allein Huangs Vermögen wird aktuell auf fast 30 Milliarden Euro geschätzt.

Fazit:

Abgesehen von Datenschutzbedenken und einem undurchsichtigen Kundenservice handelt es sich bei TEMU letztendlich um eine Shopping-App aus Fernost, die sich weder in Qualität, Sicherheit bzw. Kundenservice an europäische Standards halten. Diese wird derzeit dank eines enormen Marketingbudgets stark beworben, kann aber genauso schnell von der nächsten Schnäppchen-App abgelöst werden.

(SC)