James Blunt

Ö3/Thomas Wunderlich

James Blunt – Dieses Buch beendet meine Karriere

James Blunt veröffentlicht sein neues Album „Who we used to be“. Es könnte sein letztes sein. Denn zeitgleich erscheint auch seine Biografie „Loosely based on a Made-up Story“. Mit bösen Anekdoten, die - laut Klappentext - noch nicht so gut dokumentiert sind wie seine Verbrechen an der Musik.

Sein Anwalt hat ihm geraten, alles abzustreiten. Zwei Jahre lang hat James Blunt an dem Buch geschrieben, das man auf Deutsch mit „Lose basierend auf einer erfundenen Geschichte“ übersetzen kann. „Es gibt das Sprichwort in England, dass jeder Mensch ein Buch in sich trägt“, lacht James Blunt im ausführlichen Interview für den Pop-Podcast Ö3-Dabei, „wahrscheinlich hätte ich meines besser für mich behalten sollen.“

James Blunt befürchtet, dass die teilweise wahren Geschichten in dem Buch, bei denen er die Namen der handelnden Personen selbstverständlich nicht geändert hat, das Ende seiner Karriere bedeuten könnten. Die Leser werden ihren Spaß haben, verspricht er, für seine Eltern wird die Lektüre hingegen der blanke Horror.

In einem Kapitel erzählt James Blunt etwa über seine Freundschaft mit Hollywood-Schauspielerin Carrie Fisher, in deren Haus in Los Angeles er sein erstes Album „Back to Bedlam“ aufgenommen hat, mit dem er dann über Nacht zum Weltstar geworden ist. Kurz vor ihrem Tod hat sie ihn London besucht, wo James Blunt mit ihr Drogen genommen hat, obwohl er sie eigentlich davon abbringen wollte. Das verzeiht ihm ihre Tochter bis heute nicht.

Daher ist James Blunt auch nicht zum Begräbnis der Schauspielerin gegangen, die durch ihre Rolle als Prinzessin Leia in „Star Wars“ zu Weltruhm gelangt ist. Erst Jahre später ist er zu ihrem Haus gepilgert, wo er dann vor dem Zaun kniend, hemmungslos in Tränen ausgebrochen ist, - genau in dem Moment, als sich ein Sightseeing-Bus voller Touristen davor eingebremst hat.

Und auch auf seinem neuen Album hat James Blunt seiner langjährigen Freundin mit „Dark Thoughts“ einen Song gewidmet. Es ist mittlerweile sein siebentes Studioalbum. Nächstes Jahr feiert er sein 20jähriges Karrierejubiläum. „Unglaublich, wie schnell die Zeit vergangen ist“, sagt er im Ö3-Interview, „aber ich bin froh und dankbar, dass ich noch immer im Musikgeschäft bin.“

James Blunt ist erwachsen geworden. Das hört man auch in seiner Musik. Er ist verheiratet, Vater von zwei Söhnen und muss sich auch um seine Eltern kümmern. „Ich habe nun Verantwortung gegenüber anderen Menschen, daher ist meine Musik viel reifer und persönlicher geworden“, sagt er. Natürlich haftet ihm immer noch das Image von diesem Typen mit den traurigen Liedern an, aber: „Hey, Elend und Kummer verkaufen sich nun mal ganz gut“, lacht er.

In einigen seiner neuen Songs wagt sich James Blunt aber auch wieder auf den Dancefloor. Der Engländer, der zwischen seinen Wohnsitzen in der Schweiz und auf Ibiza hin und her pendelt, hatte neben klassischem Singer/Songwriting immer auch schon ein Faible für Electronic Dance Music. Die flotten Songs sorgen auch für mehr Dynamik bei den Konzerten. Live gibt es James Blunt nächstes Jahr bei uns am 8. März in der Innsbrucker Olympiahalle zu sehen, und Ende Mai/Anfang Juni bei Festivals in Gmunden und in Krems.

James Blunt
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Updates zur Musik und seinem Leben gibt James Blunt verlässlich auf X, formerly known as Twitter, wo er mit seinem Humor gegen all die Hater ankämpft. „Warum soll ich mich fertigmachen lassen von fremden Leuten, denen ich nie persönlich begegnet bin?“, fragt er im Ö3-Interview und ergänzt, dass ihm Selbstironie aber auch ganz wichtig ist. So hat seine Plattenfirma vor kurzem einen Tweet abgesetzt, in dem sie sein neues Album ankündigt. Sein lapidarer Kommentar darunter: „Danke für die Warnung.“ 2,2, Millionen Follower schätzen mittlerweile seinen trockenen Humor.

Elon Musk hält er übrigens für ein Genie, weil er erkannt hat, was für ein furchtbarer Ort diese Plattform ist. „Daher ist es nur konsequent, dass er den Vogel jetzt langsam tötet“, lacht James Blunt. „Offenbar hat Elon Musk erkannt, dass die Welt da draußen ein viel schönerer Ort ist, wo die Menschen weitaus zivilisierter, freundlicher und mitfühlender sind.“ Davon kann man sich dann nächstes Jahr auch bei seinen Österreich-Konzerten überzeugen. Vorausgesetzt natürlich, dass sie wegen seines Buches nicht gecancelt werden.

Song Contest
Clemens Stadlbauer
Milenko Badzic
Ö3-Reporter Clemens Stadlbauer

Aus der Ö3-Musikredaktion...

Ö3-Reporter Clemens Stadlbauer berichtet hier regelmäßig über aktuelle Trends und News aus der Musikwelt. Neben seiner Arbeit bei Ö3 hat er fünf Bücher veröffentlicht, darunter den Bestseller „Quotenkiller“. Stadlbauer ist verheiratet und Vater einer Tochter.

Der Ö3-Wecker mit Philipp Hansa, am 27. Oktober 2023