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Holza: Mit der Quetschn war ich immer uncool

Die Steirische Harmonika ist seine große Liebe. Mit 15 hat er in Niederösterreich einen Volksmusikwettbewerb gewonnen. Doch in seiner Schule in Payerbach hat niemand applaudiert. Holza und seine Quetschn waren uncool. Bis jetzt. Der talentierte Newcomer kombiniert auf seinem Debütalbum lässig Reggae-Sounds mit Dialektpop. Und ist plötzlich cool.

Schon als sechsjähriger Bub hat sich Sebastian Holzer in die Steirische Harmonika verliebt. Auf Brauchtum und Tradition ist er immer schon gestanden. In der Schule war er mit dieser Haltung aber allein auf weiter Flur. Also hat er auch Gitarre und Klavier gelernt, um als Musiker ernstgenommen zu werden. Durch Acts wie Folkshilfe, die er schon als Kind verehrt hat, hat die Quetschn aber dann ziemlich schnell einen Imagewandel vollzogen. Plötzlich war das Instrument auch bei Pop- und Rockfans im urbanen Raum voll angesagt.

Holza
Thomas Wunderlich/Hitradio Ö3

„Die Quetschn ist ein zutiefst österreichisches Instrument“, sagt Holza im Interview für den Pop-Podcast „Ö3-Dabei“, „die gehört in der Popmusik genauso etabliert wie die Gitarre.“ Daher kombiniert der Multiinstrumentalist auf seinem soeben erschienenen Debütalbum „Kummowa“, das auch prompt in die Ö3-Austria Top 40 eingestiegen ist, gekonnt Reggae-Beats und Dancehall mit Dialektpop und schafft so seinen ganz eigenen Sound. Woher das kommt? „Sicher nicht aus Payerbach“, lacht er, „obwohl dort auch alle erstaunlicherweise Bob Marley extrem cool finden.“

Holza ist ein angenehmer Zeitgenosse, unaufgeregt, gechillt und in sich ruhend. So gesehen ist „Kummowa“ der perfekte Albumtitel. In mehrfacher Hinsicht. Da ist etwa der Bezug zu seiner Heimatgemeinde Payerbach, idyllisch eingebettet zwischen Semmering, Rax und Schneeberg, seinem Rückzugsort, wo der elterliche Bauernhof steht, wo er verlässlich runterkommt. Dort hat sich der 22-jährige Musiker sein Studio eingerichtet, weil ihm da die besten Inspirationen kommen, geprägt durch den Zusammenhalt in der Familie und im Freundeskreis.

Holza
Thomas Wunderlich/Hitradio Ö3

„Kummowa“ ist nämlich auch ein Plädoyer für mehr Menschlichkeit und Gemeinschaft. Seiner Beobachtung nach ist es um unsere Diskussionskultur momentan ja nicht gerade zum Besten bestellt, wenn sich viele wegen jeder Kleinigkeit sofort in Rage reden. „Du bist nicht besser als ich“, sinniert Holza, „deine Argumente zählen nicht mehr als meine, daher lass uns bitte auf Augenhöhe reden und kummowa von deinem hohen Ross.“

Einer größeren Öffentlichkeit ist Holza, dessen Markenzeichen das Tragen einer Bandana ist, erstmals voriges Jahr durch seine Teilnahme bei „Starmania“ bekannt geworden, wo er Dritter geworden ist. Dort hat er schmerzhaft erfahren, wie schnell vergänglich Ruhm sein kann. „Darauf bereitet dich niemand vor“, sagt er im Ö3-Interview, „das kann dich als sensible Person schon umhauen, wenn sich nach all dem Rampenlicht plötzlich kein Schwein mehr für dich interessiert.“ Im Song „Niemandsland“ verarbeitet er diese Erfahrung geschickt, indem er sich keinen Druck mehr auferlegt, irgendwer sein zu wollen.

Holza
Thomas Wunderlich/Hitradio Ö3

Nur Musiker will Holza gerne sein. In der Ö3-Studio-Session hat er sein Talent eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Gemeinsam mit Bassist Lukas Popp und Drummer Samuel Feimer hat er drei Songs in reduzierter Form dargebracht. „Unplugged hört man gleich jeden Schas heraus“, lacht er, sichtlich erleichtert, dass genau das nicht passiert ist.

Seine aktuelle Single „Grantig“ hat er auch gespielt - siehe oben oder in 4K auf Youtube. Die ist natürlich in Wien entstanden, wo Holza ein halbes Jahr lang gewohnt hat, bevor er wieder in seinen Wohlfühlort Payerbach geflüchtet ist. Als Wien-Bashing will er den Song aber nicht verstanden wissen. „Nirgendwo anders in Österreich leben so viele Menschen auf so engem Raum“, sagt er, „da ist die Chance natürlich viel größer, grantige Menschen zu treffen.“ Wie etwa jenen Wohnungsnachbar, der jedes Mal ausgeflippt ist und die Polizei gerufen hat, wenn Holza zur Akustikgitarre gegriffen hat.

Holza
Thomas Wunderlich/Hitradio Ö3

Mit der Musik geht Holza jetzt jedenfalls All-in. Seinen Job als Musikschullehrer hat er an den Nagel gehängt. Und auch seine Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger hat er pausiert, obwohl ihm diese ehrenwerte Tätigkeit genausoviel Erfüllung bringt wie sein Job als Musiker: „Menschen zu helfen, denen es nicht gut geht, ist ein wunderschöner Beruf, sinnvoll und herzergreifend, wenn man etwa zum Dank mit einer kleinen Schokolade gewürdigt wird.“ Bis Februar muss Holza entscheiden, ob er das Studium fortsetzt. Im Idealfall gelingt es ihm, beide Traumberufe in sein Leben zu quetschn. Cool ist er so und so.

Das ganze Interview gibt es im Pop-Podcast Ö3-Dabei zu hören. Auf ORF Sound und überall dort, wo es Podcasts gibt.

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Clemens Stadlbauer
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Ö3-Reporter Clemens Stadlbauer

Aus der Ö3-Musikredaktion...

Ö3-Reporter Clemens Stadlbauer berichtet hier regelmäßig über aktuelle Trends und News aus der Musikwelt. Neben seiner Arbeit bei Ö3 hat er fünf Bücher veröffentlicht, darunter den Bestseller „Quotenkiller“. Stadlbauer ist verheiratet und Vater einer Tochter.

Ö3-Hoamatsound mit Susi Zuschmann, am 9. November 2023