Matthias Schweighöfer

Zoom-Interview Screenshot

Matthias Schweighöfer - Gut für Skandal

Matthias Schweighöfer spielt im Milli-Vanilli-Biopic „Girl You know it’s true“ den Starproduzenten Frank Farian. Eine Traumrolle, in der der deutsche Filmstar nun auch als Charakterdarsteller brilliert. Im Pop-Podcast Ö3-Dabei spricht er über den größten Musikskandal der Popgeschichte. So wie Fab Morvan auch, legendärer Frontman von Milli Vanilli.

Das Pop-Duo Milli Vanilli hat Ende der Achtziger-Jahre von der deutschen Provinz aus die Welt erobert. Drei Nummer-Eins-Singles in den US-Billboard-Charts und ein Grammy haben Rob Pilatus und Fab Morvan zu Weltstars gemacht. Bis man draufgekommen ist, dass die beiden gar nie selber gesungen haben. Rob Pilatus ist an dem Skandal zerbrochen und an Alkohol und Drogen zugrunde gegangen. Fab Morvan hat die Schmach überlebt, ist heute vierfacher Dad, und macht solo noch immer Musik.

Frank Farian, das Mastermind hinter Milli Vanilli, lebt heute zurückgezogen in einer Traumvilla in Miami. Angeblich arbeitet der 82jährige Produzent momentan an noch unveröffentlichten Tracks von Milli Vanilli. Der Mann, der auch Boney M erfunden hat, hat im Lauf seiner Karriere insgesamt 800 Millionen Tonträger verkauft. Damit spielt er in der Liga von ABBA.

Frank Farian ist zweifelsohne ein genialer Produzent, am Höhepunkt seines Schaffens war er aber auch ein schwerer Choleriker. Da konnte sich Matthias Schweighöfer im wahrsten Sinn des Wortes schauspielerisch so richtig austoben. „Das war natürlich große Schauspielkunst“, lacht der Mime im Interview für den Pop-Podcast Ö3-Dabei, „ich persönlich neige ja nicht zu Wutausbrüchen, weil die sind mir viel zu anstrengend.“ Der Welterfolg von Frank Farian beeindruckt ihn: „Der hat total an sich und an sein Produkt geglaubt. Und er war ein sehr guter Verkäufer.“

Die Schuldfrage will Matthias Schweighöfer nicht stellen. Ob Frank Farian etwa die Geister, die er rief, früher stoppen hätte müssen, als sie im glamourösen Luxus-Rockstarleben von Los Angeles komplett außer Rand und Band geraten sind. Am Set hat es ihn jedenfalls beinahe umgehauen, als er gesehen hat, wie beängstigend nahe die Darsteller an die Originale herangekommen sind.

Und auch Fab Morvan, einer der echten Milli Vanillis, war geschockt, als er sich das erste Mal auf der Kinoleinwand gesehen hat. „Das war echt spooky“, lacht er im Ö3-Interview, „sich selbst zu sehen, dargestellt von einem täuschend ähnlichen Schauspieler.“ Der Film ist für ihn jedenfalls ein schönes Weihnachtsgeschenk, weil er mit viel Liebe erzählt wird und sehr nah dran ist an der Wahrheit. „Wir wurden manipuliert, wie Mäuse mit Käse“, erinnert sich Fab Morvan, „wir waren jung und naiv, und haben zu schnell den falschen Leuten vertraut.“

Vor allem für die jungen Kinobesucher ist der damalige Skandal heutzutage nur noch schwer nachvollziehbar. „Mit Autotune kannst du ja heute jede Stimme gut hinkriegen“, sagt Fab Morvan, „und auf Social Media machen viele Content-Creator mit Lip-Synching jede Menge Kohle, also wo ist da der Big Deal?“ Dass Frank Farian ihnen nie erlaubt hat, selber zu singen, war für den begnadeten Tänzer die größte Ungerechtigkeit von allen, von der Bezahlung einmal abgesehen.

„Die Manager und Plattenbosse haben sehr viel Geld mit uns gemacht“, sagt Fab Morvan, der so wie sein Partner Rob Pilatus selber leer ausgegangen ist. „Keine Deutschmark, keinen Euro haben wir bekommen. Und eine Entschuldigung sowieso nicht.“ Denn Frank Farian hat sich in den Jahren danach nie bei ihm gemeldet. Aber vielleicht trifft man sich ja jetzt zufällig im Kino.

Die ganzen Interviews mit Matthias Schweighöfer und Fab Morvan gibt es im Pop-Podcast Ö3-Dabei zu hören. Auf ORF Sound und überall dort, wo es Podcasts gibt.

Das ganze Interview gibt es im Pop-Podcast Ö3-Dabei zu hören. Auf ORF Sound und überall dort, wo es Podcasts gibt.

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Clemens Stadlbauer
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Ö3-Reporter Clemens Stadlbauer

Aus der Ö3-Musikredaktion...

Ö3-Reporter Clemens Stadlbauer berichtet hier regelmäßig über aktuelle Trends und News aus der Musikwelt. Neben seiner Arbeit bei Ö3 hat er fünf Bücher veröffentlicht, darunter den Bestseller „Quotenkiller“. Stadlbauer ist verheiratet und Vater einer Tochter.

Dieser Beitrag begleitet die Sendung „Ö3-Wecker“, 28. Dezember 2023