Warnschild an der Autobahnabfahrt

Peter Obermüller/Hitradio Ö3

Jeder Geisterfahrer-Tote kostet 4,8 Millionen Euro

Laut der Ö3-Geisterfahrerstatistik für das Jahr 2023 gibt es auf Österreichs Autobahnen wieder deutlich mehr Geisterfahrerinnen und Geisterfahrer und damit verbunden auch schwere Unfälle. In Salzburg ist der jahrelange Abwärtstrend gestoppt: 31-mal wurde voriges Jahr vor Geisterfahrern gewarnt.

Der Salzburger Unfallforscher Gerhard Kronreif fordert mehr Maßnahmen zum Schutz vor Geisterfahrern – mit baulicher Trennung bei Autobahnbaustellen und Fahrbahnkrallen. Technische Schutzmaßnahmen in, vor und nach Autobahnbaustellen sowie bei Autobahnauffahrten würden viel menschliches Leid und auch hohe Kosten sparen, rechnet Gerhard Kronreif, Verkehrsunfallforscher und Sachverständiger vor:

„Ein Unfalltoter kostet in der Statistik den Betrag von 4,8 Millionen Euro, ein Schwerverletzter 600.000 Euro. Hier zeigt sich, dass sich jede Investition auszahlt.“

Die volkswirtschaftlichen Unfallkosten von 4,8 Millionen Euro für einen Verkehrstoten berechnen sich aus u.a. Sachschaden, medizinischen Behandlungskosten, Todesfallkosten, Versicherungskosten, Witwen- und Waisenrenten, vermindertes Konsumverhalten (auch durch Angehörige), entgangene Steuern und Sozialversicherungsbeiträge etc..

Zum Beispiel könnten mehr Betonwände zwischen den Spuren im Gegenverkehr bei Autobahnbaustellen und Geisterfahrerkrallen bei Auffahrten viele Leben retten, so Kronreif:

„Wir haben aus der Unfallforschung gesehen, dass jeder Geisterfahrerunfall nahezu vermieden werden kann: durch sensorgestützt-angesteuerte Fahrbahnkrallen an den Auffahrtsrampen und durch entsprechende bauliche Maßnahmen an den Überleitungen und Verschwenkungen bei Autobahnbaustellen. Jede Baustelle birgt die Gefahr, dass direkt in den Gegenverkehr gefahren werden könnte, wenn es keine Schutzelemente durch Beton oder Stahl gibt.“

Warnschild an der Autobahnabfahrt
Peter Obermüller/Hitradio Ö3

Autobahnerhalter ASFINAG lässt auch Baustellen regelmäßig von Experten überprüfen, man tue alles, was vorgeschrieben ist und darüber hinaus möglich sei, so Heimo Maier-Farkas, Geschäftsführer der ASFINAG-Service-Gesellschaft:

„Unsere Straßen werden laufend auf Verbesserungspotential überprüft, aber den Faktor Mensch, den können wir nur bedingt beeinflussen.“

Autofahrerinnen und Autofahrer werden auch zu Geisterfahrern, weil sie beispielsweise unaufmerksam, abgelenkt, verwirrt, betrunken oder unter Drogeneinfluss unterwegs sind. Geisterfahrerkrallen bei Autobahnauffahrten seien technisch zu wartungsintensiv und nicht praktikabel. Besonderes Augenmerk werde auf Markierungen und Spurführungen bei den Autobahnauffahrten gelegt. Die Geisterfahrerwarntafeln würden sich bei der Unfallverhütung bewähren, das zeigen verkehrspsychologische Untersuchungen, so der ASFINAG-Manager.

Bilanz 2023: Starker Anstieg bei Geisterfahrten

Dieser Beitrag begleitet die Sendung „Ö3-Nachrichten“, 26. Jänner 2024 (Peter Obermüller, Ö3-Redaktion Salzburg)