Sebastian Kurz im Ö3 Frühstück Bei Mir

Hitradio Ö3/Martin Krachler

Sebastian Kurz in „Frühstück Bei Mir“

Am Pfingstsonntag war das Zusperren des Landes 77 Tage her. Zeit für eine Bilanz mit dem obersten Entscheidungsträger in der Corona-Krise: Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) war am Sonntag, den 31. Mai zu Gast in Ö3-„Frühstück bei mir“.

Rund drei Monate nachdem der erste Corona-Fall in Österreich gemeldet wurde, zieht Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) in Ö3-„Frühstück bei mir“ Bilanz. Alle großen Entscheidungen – auch die des Lockdowns – würde er wieder fällen, obwohl Österreich in der größten Wirtschaftskrise der Zweiten Republik steckt: „Wir wissen, dass Gesundheit und Wirtschaft kein Widerspruch sind. Die Länder, die auch wirtschaftlich gut durch diese Krise kommen, sind die Länder, die früh und hart reagiert haben.“ Allerdings räumt er, besonders bei seiner oft kritisierten Angstrhetorik („Jeder wird jemanden kennen, der an Corona gestorben ist.“) Fehler ein: „Keiner trifft in jeder Sekunde auch immer den perfekten Ton. Ich war sicherlich auch emotionalisiert in dieser Zeit.“

Sebastian Kurz: Die Fotos zum Interview der Woche

Zur wirtschaftlichen Situation des Landes meinte der Kanzler: „Ich bin, was das Jahr 2020 betrifft, sowohl was unsere Wirtschaftskraft als auch was das Budget betrifft eher pessimistisch.“ Steuererhöhungen würde es im nächsten Jahr trotzdem garantiert nicht geben: „Das kann ich ausschließen, weil das wäre der absolut falsche Weg. Unser Ziel muss es sein, dass wir die Steuerlast senken, um den Konsum anzukurbeln und wirtschaftlich wieder die Stärke zurück zu gewinnen, die wir in Österreich hatten.“ Hunderte „Beschwerden, Vorschläge, Wünsche“ würden ihn täglich erreichen, auch von Unternehmer/innen, Wirt/innen, Künstler/innen in seinem Bekanntenkreis: „Ich versuche ihnen Mut zu machen. Was Trost spenden kann und auch mir manchmal hilft, wenn der Druck besonders groß ist: innezuhalten und zu überlegen, wie die Situation in anderen Teilen der Welt ist.“ Zuletzt erreichte Kurz der Appell der Ryanair-Tochter „Laudamotion“, nach den gescheiterten KV-Verhandlungen die Wien-Basis von „Laudamotion“ zu retten. Sebastian Kurz dazu im Gespräch mit Ö3-Moderatorin Claudia Stöckl: „Die Gehaltsverhandlungen sind in Österreich keine Aufgabe der Politik, sondern der Arbeitgeber- und Arbeitnehmer-Seite. Ich habe aber unseren Staatssekretär Magnus Brunner, der auch für diesen Bereich der Luftfahrt zuständig ist, gebeten, mit Arbeitgeber- und Arbeitnehmer-Seite zu sprechen.“ In jedem Fall würde erst nach Erforschung eines Medikaments und/oder eines Impfstoffes, so Kurz, „die Lage wieder so sein, wie sie vor der Krise war.“ Bis zu einem Jahr, so der Regierungschef, könne nach Expertenmeinung der Impfstoff noch dauern. Er selber würde sich gleich impfen lassen, jedoch: „Es gibt in Österreich keine Impfplicht und wir werden auch keine einführen. Aber ich sag schon dazu, viele Krankheiten sind deshalb ausgerottet worden, weil viele Menschen bereit waren, sich impfen zu lassen.“

Sebastian Kurz

Martin Krachler/Hitradio Ö3

Der Bundeskanzler erzählte auch von seinen persönlichen Erfahrungen in der Corona-Zeit: „Jeder kann einen Beitrag leisten – Abstand halten. Ich selber weiß, dass das herausfordernd ist. Ich war unlängst mit einem Freund laufen. Wir sind gestartet mit einem breiten Sicherheitsabstand. Als es zum ersten Mal eng geworden ist, haben wir uns dabei ertappt, dass wir viel zu nahe beisammen waren und sind wieder auseinandergerückt. Es ist ein ständiges Bemühen.“ Immerhin habe der 33-jährige Politiker seine Eltern „jetzt erstmals wieder gesehen, wir haben in Niederösterreich gegrillt.“ Zu Plänen – genauso wie Finanzminister Gernot Blümel – Vater zu werden, meinte Kurz: „Der Zeitpunkt rückt näher“. In jedem Fall sei seine Beziehung mit Susanne Thier während den Corona-Wochen und trotz oftmaliger 20-Stunden-Artbeitstage im Bundeskanzleramt keiner Belastungsprobe ausgesetzt gewesen: „Unsere Beziehung ist was das betrifft relativ gut erprobt.“

Sebastian Kurz und Claudia Stöckl

Martin Krachler/Hitradio Ö3

Die Konsequenzen seiner Corona-Maßnahmen, die Kurz immer mehr kritische Stimmen bescheren, will er in Relation gesetzt wissen. Auf die Frage, ob er nicht fürchtet, dass die Bewältigung der Gesundheitskrise schneller vergessen sein wird und er als Bundeskanzler, der Österreich in eine der größten Wirtschaftskrisen des Landes geführt hat, in den Geschichtsbüchern stehen wird, sagt Kurz auf Ö3: „Hier würde ich bitten ein bisschen über unsere Grenzen hinauszuschauen. Unserer Wirtschaft geht es ja nicht schlecht, wegen des Lockdowns oder weil irgendjemand in Österreich etwas falsch gemacht hätte, sondern weil wir gerade mitten in der größten Weltwirtschaftskrise seit dem zweiten Weltkrieg sind.“

Das Frühstück zum Nachhören:


Lockerung der Corona-Maßnahmen

Auf die Auswirkungen welcher Lockerung freut sich Sebastian Kurz am meisten? Und wie sehr war die zunehmende Unzufriedenheit der Bevölkerung ein Antrieb, die Maßnahmen zu lockern?

Emotionen während der Corona-Zeit

Was war in den vergangenen Wochen Sebastian Kurz’ emotionalster Moment? Was hat er allein entscheiden müssen? Was ist seine persönliche Lehre aus der Krise?

Wie ist denn das mit dem „Babyelefanten“?

Wie schwierig ist es, Abstand zu halten? Und hat der Bundeskanzler eigentlich mit dem Bundespräsidenten über dessen Sperrstunden-Überziehung gesprochen?

Wirtschaftskrise und die Zukunft

„In Millionen Euro“ - dieser Zusatz hat im Budgetentwurf gefehlt und diese Woche im Parlament für viel Aufregung gesorgt. Ein lässlicher Fehler oder eine Bankrotterklärung für einen Finanzminister? Wie lange werden wir die in der Corona-Krise angehäuften Schulden zurückzahlen? Und was kommt nach der Kurzarbeit? Wie werden gefährdete Arbeitsplätze gesichert? Werden wir auch in Zukunft noch eine Pension bekommen?

Kommt die Hilfe zu langsam zu den Betroffenen?

Trotz der markigen Ansagen „Koste es, was es wolle“ und „Keiner wird zurückgelassen“ ist erst ein Bruchteil der angekündigten Hilfen ausgezahlt worden. Konnten die Versprechungen eventuell doch nicht eingehalten werden?

Urlaub im Sommer 2020

Wird es auch in diesem Sommer möglich sein, Urlaub am Meer zu verbringen? Und wo wird sich der Kanzler im Sommer erholen?

Kontrolle und Gefühle

Ist Kontrolle das Erfolgsgeheimnis von Sebastian Kurz, wie das im Buch „Inside Türkis – Die neuen Netzwerke der Macht“ (Klaus Knittelfelder, Edition-a, ISBN: 978-3-99001-403-5) behauptet wird?
Mit angeblich über 6000 Kontakten im Handytelefonbuch: Wie viele Anfragen bekommt man als Kanzler, wie es denn nun weitergeht? Und wie nahe gehen die Schicksale, die man dabei erlebt?

Die private Dimension der Corona-Krise

Viele Beziehungen leiden in der Corona-Krise darunter, dass man zwangsweise kaum Abstand voneinander hat. Leidet derzeit die Beziehung des Kanzlers zu seiner Freundin darunter, dass er im Moment noch weniger Zeit als sonst hat? Und wie sieht es eigentlich mit Hochzeitsplänen aus?

Die 2. Welle

Viele Experten halten eine 2. Erkrankungswelle für wahrscheinlich. Wird es in diesem Fall einen weiteren Lockdown geben?

Glaube und die Zeit mit Corona

Welche Rolle spielt Glaube im Leben von Sebastian Kurz? Und was wird das Leben mit Corona für uns bedeuten - wird die Angst das bestimmende Gefühl bleiben? Wann kehrt die Normalität zurück? Wird sich der Kanzler impfen lassen?

Ibiza und Image

Das Ibiza-Video und seine Folgen - wie beurteilt das Sebastian Kurz?
Die Wirtschaftskrise kratzt an den Image-Werten des Bundeskanzlers. Was wird von seiner Kanzlerschaft bleiben?

Der „Frühstück bei mir“-Fragebogen

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„Frühstück bei mir“ mit Claudia Stöckl – das große Interview der Woche, Persönlichkeiten ganz persönlich – jeden Sonntag von 9.00 bis 11.00 Uhr im Hitradio Ö3.

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Frühstück bei mir mit Claudia Stöck, am 31. Mai 2020 (VK)