Nachgefragt: Was wurde eigentlich aus den Dilemmas?!

Was ist eigentlich aus den Dilemmas geworden? Jeden Samstag hilft die Ö3-Gemeinde mit Ratschlägen, Meinungen und Erfahrungen. Doch ist die Hilfe auch angekommen? Hat es ein Happy End gegeben? Tina Ritschl und Philipp Bergsmann fragen diesen Samstag nach, ob die Dilemmas gelöst worden sind.

1. Dilemma (Emre, 22)

„Ich weiß, bei uns in Österreich ist es ganz normal schwul zu sein, aber meine Eltern kommen aus einer Kultur, wo das nicht so ist. Seit fast zwei Jahren habe ich einen Freund und bin überglücklich mit ihm. Meine Eltern leben streng nach dem islamischen Glauben und ich will gar nicht wissen, was passieren würde, wenn sie das mit meinem Freund herausfinden. Diese Situation macht mich echt verrückt, ich liebe meine Eltern und will sie nicht weiterhin anlügen. Ich überlege oft nächtelang, was meine Möglichkeiten sind um glücklich zu werden…
Entweder ich sage es meinen Eltern. Dann kann ich aber wahrscheinlich davon ausgehen, dass sie den Kontakt abbrechen werden. Oder ich verheimliche es ihnen, ziehe nach Wien und lebe dort mein Leben. Soll ich meine Eltern weiterhin anlügen und ihnen verheimlichen dass ich schwul bin?“

So hat die Ö3 Gemeinde damals abgestimmt:

Dilemma gelöst?

JA - Emre hat sich seinen Geschwistern anvertraut, die sehr entspannt reagiert haben. Dieser Schritt hat ihm viel Mut gegeben und seit dem Coming-Out ist er endlich das Gefühl losgeworden, mit einem Geheimnis herumzulaufen. Seinen Eltern hat er es noch nicht gesagt. Aber sollten sie ihn drauf ansprechen, wird er es nicht abstreiten.
Er wohnt glücklich mit seinem Freund zusammen und erinnert sich gern an Frag das ganze Land zurück: „Das war eine Erfahrung für’s Leben. Weil ich gemerkt habe, dass ich nicht alleine bin.“

2. Dilemma (Lisa, 25)

„Ich bin seit 6 Jahren mit meinem Freund zusammen und warte schon genauso lange darauf, dass wir endlich zusammenziehen. Alle meine Versuche ihn zum Zusammenziehen zu überzeugen, sind gescheitert. Er ist zwar regelmäßig da, aber endgültig einziehen will er nicht. Auf der einen Seite frage ich mich, wie lang ich noch warten soll - auf der anderen Seite will ich nicht noch mehr Druck aufbauen. Was sagt das ganze Land dazu? Ist das aus eurer Sicht ein Trennungsgrund oder muss man gar nicht unbedingt zusammenziehen, wenn man zusammen ist?“

So hat die Ö3 Gemeinde damals abgestimmt:

Dilemma gelöst?

JA - Lisa und ihr Freund sind zusammengezogen! Lisa hat ihren Freund alle Kommentare unter dem Ö3 Facebook Posting durchlesen lassen. Die positiven Rückmeldungen und die Motivation aus der Ö3 Gemeinde haben ihn überzeugt. Bis auf die „typische Männerunordnung, die einem zu schaffen macht“, ist das Zusammenleben harmonisch und klappt hervorragend.

3. Dilemma (Gabi, 29)

„Ich habe vor 2 Wochen einen Hund aus dem Tierheim adoptiert, nachdem mein Hund (auch aus dem Tierheim) vor ein paar Jahren verstorben war. Das Dilemma: Der Hund ist schwer bissig und aggressiv. Im Tierheim sagten sie, dass er nur aufgeregt ist. Aber schon am ersten Tag war er nicht zu bändigen. Er hört nicht, verhält sich verstört und ist absolut unberechenbar. Ich hatte noch nie so einen Problemhund und ich überlege ihn zurück ins Tierheim zu bringen. Dafür würde ich aber einen anderen, kleineren und nicht bissigen Hund den Platz geben. Ihn quasi umtauschen wie ein Kleidungsstück das nicht passt, fühlt sich aber an wie Tierquälerei. Einige meiner Freunde meinen, dass es Zeit braucht bis sich der Hund an mich gewöhnt. Andere sagen: sofort weg, du brauchst einen kleinen Stadthund und keinen 25-kg-Aggressor. Was sagt das ganze Land?“

So hat die Ö3 Gemeinde damals abgestimmt:

Dilemma gelöst?

JA - Gabi hat den Hund zurück ins Tierheim gebracht. Er ist schwanzwedelnd aus ihrem Auto gesprungen, hat noch ein letztes Mal nach Gabi geschnappt und ist dann sofort dem alten Hundetrainer entgegengelaufen. Gabi hat jetzt statt eines Vierbeiners acht kleine Beinchen zu Hause: sie hat 2 Meerschweinchen adoptiert. Die nur knabbern, aber glücklicherweise nicht beißen :D

4. Dilemma (Lukas, 25)

„Liebe Ö3-Gemeinde! Ich bin Lukas, 25 Jahre alt und stehe aktuell vor einem großem Dilemma: ich studiere seit 3 Jahren Maschinenbau in Graz, stehe kurz vor dem Bachelor-Abschluss und habe in den letzten 2 Jahren nebenbei an einer Geschäftsidee gearbeitet. Aus dieser Idee (Handyequipment für’s Bergsteigen) ist mittlerweile ein Unternehmen entstanden, wir sind seit Kurzem auf dem Markt. Das Dilemma: das alles verlangt mittlerweile so viel Zeit und Energie, dass beides parallel nicht mehr funktioniert und ich überlege das Studium abzubrechen. Die Arbeit an der eigenen Idee macht viel mehr Spaß, wenn auch mit einem großem Risiko verbunden. Die Frage ist: fertig studieren oder Studium abbrechen für meine Geschäftsidee? Die Meinung der ÖsterreicherInnen würde mich sehr interessieren und unglaublich weiterhelfen :) Liebe Grüße Lukas aus Niederösterreich“

So hat die Ö3 Gemeinde damals abgestimmt:

Dilemma gelöst?

JA - Lukas hat sich eine Woche nach der Sendung von der Uni abgemeldet und sich komplett auf sein Start-up gestürzt. Innerhalb eines Jahres hat er ein Team von 7 Leuten aufgebaut, die Umsatzerwartungen übertroffen und sogar ein 2. Unternehmen gegründet. Eine Aussage eines Ö3-Hörers, der FÜR den Studienabschluss plädiert hat, hat Lukas besonders motiviert. Jener sagte: „Mach das Studium fertig, dann kannst du dein Diplom an die Wand hängen“. Daraufhin hat sich Lukas gedacht: „Ich möchte aber nix an die Wand hängen. Ich will tun, was mir Freude bereitet!“ - die Entscheidung war gefallen und heute ist er überglücklich und stolz.

5. Dilemma (Andrea, 44)

„Ich habe ein Dilemma, das nicht nur uns in den Gesundheitsberufen betrifft, sondern die ganze Gesellschaft. Ich arbeite seit 20 Jahren auf der Intensivstation eines kleinen Krankenhauses. Wir sind seit der Pandemie komplett am Limit: der Personalmangel ist eine Katastrophe und uns geht allen die Kraft aus. Das schlimmste ist, das von uns so viel verlangt wird, wir aber keine Unterstützung bekommen und überhört werden. Ich habe schon überlegt, zu kündigen - ohne zu wissen, was ich dann beruflich mache. Bin nur noch da, weil ich ein Helfersyndrom habe und meine Kolleginnen nicht im Stich lassen will. Was würdet ihr machen? Vielleicht haben die Ö3-Hörer*innen Gründe, warum es sich lohnt weiterzumachen.“

So hat die Ö3 Gemeinde damals abgestimmt:

Dilemma gelöst?

Nein - Das Dilemma gibt es nach wie vor, weil Andrea und viele ihrer Kolleg:innen am Limit sind. Den Pflegekräfte-Mangel spürt sie jeden Tag: „Wir haben einfach zu wenig Personal auf der Intensiv“. Mit ihrer Geschichte hat sie vielen Kolleg:innen aus der Seele gesprochen. Sie hält weiter durch, nicht zuletzt wegen Frag das ganze Land. Die Solidarität und der unglaubliche Zuspruch der Ö3-Gemeinde haben sie überwältigt.
Ein Highlight der Sendung: Andreas Lebenstraum ist es, einmal Hüttenwirtin zu werden. Eine Ö3-Hörerin hat das gehört und sie daraufhin auf ihre Alm eingeladen, wo sie im Sommer vorbeikommen will.

6. Dilemma (Edith, 40)

„Mein Dilemma ist, dass es der Umwelt total schlecht geht und wir endlich drauf reagieren müssen! Einige Dokus (Seaspiracy, Cowspiracy) haben mir die Augen geöffnet und ich hab den Eindruck, dass wir extrem viel bewirken können, wenn wir unsere Ernährung umstellen. Um die Umwelt und die Meere zu entlasten, möchte ich komplett auf Fisch&Fleisch verzichten. Mein Plan ist, dass sich die ganze Familie (Kinder zw. 12-15) am besten gleich vegan ernähren soll. Freunde und Verwandte finden meine Idee “zu extrem”. Ich muss mir anhören, dass ich den Planeten auf Kosten meiner Kinder retten will und ihnen damit den Genuss streiche (Mehlspeisen, Schnitzel). Ich möchte Erfahrungen und Meinungen hören. Was sagt Österreich dazu, wenn meine Familie auf Fisch&Fleisch verzichtet?“

So hat die Ö3 Gemeinde damals abgestimmt:

Dilemma gelöst?

JA - Seit ihrer Stunde bei Frag das ganze Land am 5. Juni 2021 hat Edith keinen Bissen Fleisch mehr gegessen. Sie ernährt sich vegetarisch und zu 99% vegan - hin und wieder kommt ein Stück Kuchen dazwischen ;-) Ihre Kids sind begeistert vom gesunden Essen daheim. Edith ist eine Meinung einer Ö3-Hörerin ganz besonders in Erinnerung geblieben: „Tu es. Es wird die beste Entscheidung sein, die du je getroffen hast!“. Sie hatte Recht.

7. Dilemma (Marie, 29)

Hallo :) Mein Partner und ich wünschen uns ein 2. Kind. Das Problem aber ist, dass er sehr starke Hautprobleme durch seine Neurodermitis Erkrankung hat. Er hat jeden Tag furchtbare Schmerzen. Unser 1. Kind ist Gott sei Dank nicht erkrankt. Jetzt stellt sich uns aber die Frage, ob unser 2. Wunschkind es vielleicht bekommt und ein ganzes Leben lang wie sein Vater an offener und juckender Haut leiden muss. Allein der Gedanke, dass mein Kind leiden könnte, zerreißt mir das Herz. Sollen wir egoistisch sein und ein zweites Kind bekommen oder sollen wir aus Rücksicht dem Kind gegenüber auf ein zweites verzichten, damit dieses nicht wegen seiner Haut ein Leben lang leiden muss?"

So hat die Ö3 Gemeinde damals abgestimmt:

Dilemma gelöst?

JA, gerade dabei... - Marie und ihr Freund „basteln“ gerade ;) Der positive Zuspruch der Ö3-Gemeinde hat das Paar überzeugt, dass es nicht egoistisch ist, trotz vererbbarer Krankheit ein 2. Kind in die Welt zu setzen.

Nach unserer „Was wurde aus“-Sendung starten wir natürlich wie gewohnt topmotiviert ins neue Jahr. Gern mit dir und deinem Dilemma!

Hat sich bei dir ein Dilemma ergeben und du brauchst Ratschlag vom ganzen Land? Schick dein Dilemma an Tina und Philipp

Der „Frag das ganze Land“-Podcast

xml
iTunes
Spotify

„Frag das ganze Land“ mit Tina Ritschl und Philipp Bergsmann, 8. Jänner 2022

Sendungsübersicht