Lidia Baich und Zoryana Kushpler

Martin Krachler/ Hitradio Ö3

Frühstück bei mir: Lidia Baich & Zoryana Kushpler

Russland und die Ukraine an einem Tisch: Lidia Baich und Zoryana Kushpler in Ö3-„Frühstück bei mir“ über den Krieg, die Konsequenzen und Anna Netrebko: „Jetzt ist es Zeit, Farbe zu bekennen.“

Die eine ist Violinistin und gebürtige Russin, die andere Sängerin und Ukrainerin: Lidia Baich und Zoryana Kushpler sind heute geeint am Ö3-Frühstückstisch gesessen. Die beiden Künstlerinnen haben erzählt, wie der Krieg das Leben ihrer Familien und Kolleg/innen in Russland und der Ukraine verändert hat.

Lidia Baich: „Ich habe erfahren, dass Musiker/innen in Russland Drohnachrichten bekommen und Sprechverbot auferlegt bekommen haben von ihrem Theater. Wenn sie etwas sagen, dann ist das Staatsverrat und wird sofort geahndet.“ Sie berichten von den russischen und ukrainischen Communities in Österreich.

Zoryana Kushpler, die derzeit auch in der ukrainischen Kirche in Wien in der Flüchtlingshilfe mitarbeitet, beschreibt die Einsatzbereitschaft ihrer Leute: „Jeden Tag sammeln sich Männer vor der Kirche und fahren zurück in die Ukraine, um für unser Land zu kämpfen, auch Frauen fahren zurück, um das Land zu verteidigen. Wir wollen nicht kapitulieren, wir wollen das Land nicht abgeben.“

Die ukrainische und russische Identität, Kultur und Geschichte waren in diesem Ö3-„Frühstück bei mir“ auch Themen: Die beiden Musikerinnen haben von ihrem Aufwachsen in der Sowjetunion erzählt und wie sie den Weg der Ukraine in die Unabhängigkeit erlebt haben, vom Rollenbild der russischen Frau und von ihrer Erziehung – beide haben bereits als Vierjährige ein Instrument gelernt: „Disziplin hat unser Leben geprägt.“ Sie kommentietren auch das Posting von Anna Netrebko, die sich als Künstlerin nicht politisch äußern und von Putin distanzieren will. Baich: „Jetzt ist es Zeit, Farbe zu bekennen. Wir haben eine Situation erreicht, in der jeder und jede sagen sollten, wie er oder sie zu dem Krieg steht.“ Die Zukunft sehen beide pessimistisch. Kushpler: „Putin ist zu allem fähig. Ich schreie um Hilfe, Europa ist in Gefahr.“

Um jetzt gleich vom Krieg Betroffenen helfen zu können, haben Lidia Baich und Zoryana Kushpler ein großes Benefizkonzert im Wiener Stephansdom organisiert (Dienstag, 8.3.2022, 20.30 Uhr), mit ukrainischen, russischen und österreichischen Künstler/innen wie Peter Simonischek und Hubert von Goisern zugunsten der Caritas. „Musik und die Kunst verbinden die Menschen auf der ganzen Welt. Jetzt geht es auch darum, als Künstler ein starkes Zeichen zu setzen.“

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„Frühstück bei mir“ mit Claudia Stöckl, 6. März 2022