Eine Kinderhand hält eine Füllfeder

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Ist die Schreibschrift noch zeitgemäß?

Ab 2016 soll in Finnland das Erlernen der Schreibschrift aus dem Lehrplan der Grundschulen gestrichen werden. Geschrieben soll in Zukunft nur noch in Druckschrift oder auf der Tastatur werden.

Ö3-Wecker mit Robert Kratky, 15. Jänner 2015

Die Schreibschrift, bei uns besser als Lateinschrift bekannt, sei viel zu kompliziert und schon längst überholt, heißt es. Viel wichtiger ist es, dass Kinder flüssiges Tippen auf der Tastatur lernen, so Minna Harmanen, die finnische Bildungsministerin.

Das sagen die Ö3-Hörer:

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Das sagen Experten:

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Experten sehen die finnische Entscheidung kritisch: Schreiben sei mehr als nur die Eingabe von Informationen, sondern viel mehr auch ein kognitiver und koordinativer Prozess. Auch die feinmotorischen Fähigkeiten der Kinder werden durch das Schreiben geschult.

Fest steht, dass immerhin 30 Prozent der Burschen und 15 Prozent der Mädchen Schwierigkeiten mit ihrer eigenen Schreibschrift haben, sagt Professor Marquardt, Wissenschaftler und Schreibmotorikexperte im bayrischen Heroldsberg.

Dass es unbedingt die Schreibschrift sein muss, findet Bildungspsychologin Christiane Spiel nicht. Kleine Kinder müssen nämlich zuerst einmal Blockbuchstaben, dann Druckbuchstaben und dann erst die Lateinschrift lernen. Für viele ist das zu viel.

Viele Kinder bekommen durch die Druckschrift, die weniger zum Schmieren verleitet, einen besseren Überblick über das, was sie da eigentlich geschrieben haben. Andererseits, so Spiel, unterstützt das Schreiben in Lateinschrift auch das Verständnis und die Merkfähigkeit. Dazu kommt noch, dass in unserer Zeit die Feinmotorik ohnehin immer weniger trainiert wird, die durch Schreibschrift einfach mehr geübt wird als durch Druckschrift.