Szene aus "Altes Geld"

ORF/Superfilm/Klaus Pichler

„Altes Geld“: Familienepos um Gier und Korruption

Mit „Braunschlag“, einer im tiefsten Waldviertel verankerten urösterreichischen Nabelschau, hat David Schalko dem ORF 2012 einen Quotenhit beschert. Ein dementsprechender Hype ging seiner Miniserie „Altes Geld“ voraus.

Ö3-Drivetime-Show mit Olivia Peter, 2. November 2015

Es ist eine dekadente Welt, die Schalko in „Altes Geld“ zeichnet. Weil der milliardenschwere Patriarch Rolf Rauchensteiner (Udo Kier) zwei Hepatitis-Typen hat, setzt der seine Familie und einen erweiterten Kreis in „Altes Geld“ auf die Beschaffung einer Leber an. Wer ihm das lebensrettende Organ besorgt, erbt auch das gesamte Vermögen. Dass dieser Wettlauf kompromisslos und blutig werden dürfte, wird schon in den ersten Folgen klar: Gierig, rachsüchtig, intrigant und teilweise von tiefem Hass gegenüber dem nur allzu gern in NS-Nostalgie schwelgenden Patriarchen sind die Familienmitglieder geprägt: der Erstgeborene Zeno (Nicholas Ofczarek), die inzestuös verbundenen Geschwister Jakob (Manuel Rubey) und Jana (Nora von Waldstätten) und die ungeahnt böse und in Affären verstrickte Stiefmutter Liane (Sunnyi Melles).

Szene aus "Altes Geld"

ORF/Superfilm

Mit dem Schaulaufen heimischer Film-, Fernseh- und Theaterstars hört es da nicht auf, ist die Familie doch nicht zuletzt durch Rauchensteiners Verstrickungen in die Wiener Stadtpolitik und in eine Glücksspielaffäre eingebettet in eine von Freunderlwirtschaft, Erpressung und Korruption durchtränkte Elite. An deren Spitze steht ein dem Alkohol ergebener Wiener Bürgermeister (Herbert Föttinger) mit engen Kontakten zum von Robert und Helmut Falkner beherrschten Zeitungsboulevard, ganz unten mit Kralicek (Robert Palfrader) ein „interner Sicherheitsexperte“ mit fragwürdigem Kriegshintergrund, und mittendrin ein grüner Bürokrat (Simon Schwarz als Wolfgang Tscheppe) als einzige moralische Instanz. In weiteren wiederkehrenden Rollen sind Thomas Stipsits als Herwig Brunner, korrumpierter Assistent Rauchensteiners, und Ursula Strauss als dessen Frau Barbara, Johannes Krisch als Untergrundboss „Kommander“ und Edita Malovcic als Zenos geheimnisumwobene Frau Tania zu sehen.

Die ersten beiden Folgen von „Altes Geld“ gibt es als Video on demand in der ORF-TVThek zum Nachschauen.

Szene aus "Altes Geld"

ORF/Superfilm

„Altes Geld“, jeden Montag um 20.15 Uhr auf ORF eins.

„Das ist Fiktion und surreal. Die Realität ist noch viel schlimmer. So ist unsere Gesellschaft“, meinte Nicholas Ofczarek bei der Präsentation von „Altes Geld“. Von einer „Komödie ohne Gott“ spricht Schalko selbst. „‚Altes Geld‘ zeigt ein Welt, in der das Verbrechen bereits zur Staatsräson erhoben wurde, Empathie mit menschlicher Schwäche gleichgesetzt wird, die Perversion letzter Ausdruck der inneren Verzweiflung ist und Gier mit Wille verwechselt wird. Nichts ist dieser Elite heilig, außer das eigene Leben.“

David Schalko über „Altes Geld“

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