Futuristische Häuserfront

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Mikrowohnungen prägen Städte der Zukunft

Diese Woche hat ein großer Wiener Bauträger zum Talk über die Trends in der Stadtplanung geladen und in Städten wird man enger zusammenrücken müssen. Im Trend liegen nämlich „Mikrowohnungen“, also Wohnungen mit 30 bis 60 m² Fläche.

Die Preise für das Wohnen steigen in den letzten Jahren stark an - von Innsbruck bis Wien. Also müssen wir mit wenig Platz auskommen. Mathias Mühlhofer vom Bauträger Immobilienrendite AG sagt im Ö3-Interview: Große Wohnungen sind mittlerweile schwer zu verkaufen oder zu vermieten. Deshalb sind österreichweit bereits einige Projekte mit Mikrowohnungen in Bau. „Mikrowohnungen sind ein ganz starker Trend. Nicht nur für Studierende, auch für ältere, alleinstehende Menschen oder junge Paare, weil wir nicht mehr den Luxus haben werden, dass wir alle 100 m² pro Person zur Verfügung haben. Das verkraften unsere Städte nicht,“ sagt Mühlhofer.

Selfstorages wandern ins Zentrum

Der Boom kam aus Amerika: Allein in Wien hat sich die Zahl der Selfstorages - also der kleinen Lagerräume für Dinge, die man nicht zu Hause lagern will oder kann - in den vergangenen neun Jahren von 5 auf etwa 60 erhöht. Bisher waren sie meist am Stadtrand zu finden, jetzt wandern sie auch vermehrt ins Zentrum - als Ergänzung zum Trend Mikrowohnung.

Sind Mikrowohnungen leistbar?

Der Quadratmeterpreis ist im Vergleich zu größeren Wohnungen um höchstens 10% teurer, sagt Mühlhofer. Da es dann aber um viel weniger m2 geht und die Kosten für Grund und Bau des Gebäudes auf viel mehr Parteien aufgeteilt wird, ist so eine Mikrowohnung günstiger.

Achtung vor dem „Crowding“

Der Wohnkomfort ist wesentlich bei Mikrowohnungen. Dabei spielt „Crowding“ eine wichtige Rolle, erklärt Architekturpsychologe Harald Deinsberger-Deinsweger im Ö3-Interview. Es ist eine Art Stress, wenn man zu sehr aufeinander klebt: „Crowding entsteht gar nicht nur bei einer großen Menschenmasse. Es kann auch schon bei zwei Personen passieren, wenn man nicht mehr selbst entscheiden kann, wann man für sich selbst sein kann und wann man Gesellschaft möchte.“ Das tückische dabei ist, dass man dazu neigt, der anderen Person die Schuld zu geben, obwohl eigentlich die räumliche Situation Schuld hat, erklärt der Psychologe und er hat für die Planung solcher Mikrowohnungen drei Tipps:

1) Große Fenster und viel Vielfalt durch Farben und Pflanzen.

2) Man braucht unbedingt einen Bereich für sich, falls man mit anderen zusammenwohnt, damit es nicht zum „Crowding“ kommt.

3) Außenflächen werden bei Mikrowohnungen extrem wichtig. Das können Gemeinschaftsbereiche, Gärten oder ähnliches sein.

„Guten Morgen am Sonntag“ mit Martina Rupp, 18. März 2018 (MB)