Song Contest - Randnotizen aus Lissabon

Es läuft gut für Österreich. Cesár Sampson hat sich souverän fürs Finale am Samstag qualifiziert und will dort maximal punkten. Bis dahin ist aber noch Zeit für ein paar Randnotizen aus Lissabon.

Im Grunde genommen ist alles, was ich hier schreibe, eine Randnotiz. Unser Hotel in Lissabon liegt dermaßen weit weg vom Zentrum der Stadt, vom Zentrum des Geschehens, vom Zentrum des Song-Contest-Universums, idyllisch eingebettet zwischen Autobahnkreuzen und Industrieruinen, direkt unter der Einflugschneise zum Aeroporto de Lisboa, dass es echt einer gewissen Konzentration bedarf, um hier in dieser Betonwüste den Glamourfaktor der größten Musikshow der Welt entsprechend heraus zu arbeiten. Geht ein brennender Mistkübel als Showeffekt durch?

Soco Blog von Clemens - Couch liegt vorm Hotel

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Auch das Wetter lässt leicht zu wünschen übrig. Ich freue mich schon, wenn ich wieder ins warme Österreich zurückkomme, wo meine Winterjacken einstweilen sinnlos im Kasten herum hängen. Es ist kühl, es regnet und es weht oft ein starker Wind. Für passionierte Segler wie Cesár Sampson allerdings ein Traum. Der war gestern nach seinem perfekten Auftritt im Halbfinale verdientermaßen voll in der Welle, auf einem Katamaran mit Freunden, bevor er heute hoch konzentriert das Projekt Finale in Angriff nimmt.

Ich bin einstweilen mit der Straßenbahn gefahren. Mit einer dieser alten Garnituren, die - weit weg von unserem Hotel - das Stadtbild von Lissabon prägen. Kein leichtes Unterfangen, wenn man irrtümlich hinten einsteigt. Dann gilt man hier sofort als öffentlicher Verkehrsrowdy. Und dann verweigert der Fahrer solange die Weiterfahrt bis man hinten wieder aussteigt und vorne wieder einsteigt. Einfach in der Straßenbahn nach vorne gehen gilt nicht.

Und auch im Presse-Restaurant bei der Halle gelten ganz eigene portugiesische Gesetze. Dort kann man nur Menüs bestellen. Wenn man vom Menü aber nur die Hauptspeise will, die Pizza zum Beispiel, dann kriegt man keinen Platz, sondern die Pizza in die Hand gedrückt und muss sie draußen auf der Straße essen. So wie früher bei der Mama: Aufgegessen wird, was auf den Tisch kommt.

Julian Le Play in Lissabon - im Gespräch mit Clemens Stadlbauer

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Entspannter geht es im Café La Parisienne in der Altstadt zu. Dort habe ich gestern Juliano Le Playa getroffen, der im zweiten Halbfinale für San Marino ein Strandlied singen und dabei ganz viel tanzen wird … Julian Le Play nimmt den Song Contest so, wie man ihn nehmen muss: Mit Humor.

Tatsächlich ist Julian Le Play in der Stadt, um seinen Freund Cesár Sampson anzufeuern und moralisch zu unterstützen. Einen Top-Ten-Platz im Finale traut er ihm durchaus zu. Ob er selbst auch einmal bei der größten Musikshow der Welt mitmachen will? „Es gibt eine entscheidende Frage für mich“, sagt er, „Schaffst du es, dem Song Contest deinen Stempel aufzudrücken oder drückt dir der Song Contest seinen Stempel auf.“ Julian Le Play für Österreich – das wäre schon eine Ansage. Und definitiv mehr als nur eine Randnotiz.

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Clemens Stadlbauer

Milenko Badzic

Aus der Ö3-Musikredaktion...

Ö3-Reporter Clemens Stadlbauer berichtet hier regelmäßig über aktuelle Trends und News aus der Musikwelt.
Neben seiner Arbeit bei Ö3 hat er fünf Bücher veröffentlicht, darunter den Bestseller „Quotenkiller“. Stadlbauer ist verheiratet und Vater einer Tochter.



Hitradio Ö3 am Feiertag mit Thomas Kamenar, 10. Mai 2018