Song Contest - Wetten, dass ...

... das heute eine enge Kiste wird? Es gibt keinen haushohen Favoriten, aber viele Acts, die durchaus überraschen könnten. Wer gewinnt? Wer verliert? - Keine Ahnung, aber reden wir darüber ...

Cesár Sampson, Österreichs Vertreter, der heute Abend im großen Finale mit der Startnummer 5 dran ist, wünschen wir natürlich eine Top-Ten-Platzierung, auch wenn ihn die Wettbüros momentan nur im hinteren Drittel handeln, - aber die haben ja bekanntlich auch bei einigen Acts in den beiden Semifinalen ordentlich daneben gelegen.

So viel ist aber schon vor dem Finale fix: Österreich hat sich mittlerweile als ernst zu nehmende Song-Contest-Nation etabliert. Fünf Mal hintereinander im Finale – das ist eine Bilanz, um die uns viele andere Länder - Schweden vielleicht ausgenommen - durchaus beneiden. Da kann man Stefan Zechner, dem Leiter der österreichischen Delegation, unabhängig von der heutigen Platzierung, wirklich schon einmal gratulieren: Gratuliere! Einen Superbock auf dich.

Musikalisch ist heuer jedenfalls wieder alles dabei: Astreiner Heavy-Metal, ein Seemannslied, leichtfüßige Sommer-Party-Sounds, gediegener Country-Rock, Euro-Dance, Balkanpop, Klassik-Crossover – da bleibt kein Musikwunsch offen. Bei den Performances ist heuer auffällig, dass aufgrund des Verzichts von LED-Video-Walls die Show weniger modern rüber kommt als in den letzten Jahren. Andererseits gewinnt sie dadurch einen gewissen Retro-Charme. Aber es bleibt und ist, was es ist: Ein musikalisches Zirkusspektakel voller Skurrilitäten.

Wenn ich wüsste, wer heute Abend gewinnt, würde ich natürlich noch schnell Wetten abschließen. Aber im Prinzip sehe ich zwei Möglichkeiten: Wenn sich der Trend der letzten Jahre hin zum politischen und ernsthaften Beitrag fortsetzt, dann hat Frankreich mit seinem berührenden Song über ein gerettetes Flüchtlingsmädchen die besten Chancen auf den Sieg - allerdings vergeigen sie diesen höchst wahrscheinlich durch eine komplett emotionsbefreite Darbietung. Wenn’s aber wieder mehr in Richtung gnadenloses Entertainment geht, dann sind Zypern und Israel die ganz klaren Favoriten.

Mir soll beides Recht sein. Nur eine Option geht gar nicht: Dass Mitfavorit Alexander Rybak nach 2009 wieder für Norwegen gewinnt. Der Song „That’s how You write a Song“ ist für mich ein dermaßen akustisches und lyrisches Ärgernis, dass ich aus Protest sofort meine Song-Contest-Berichterstattung einstellen und stattdessen den Blog „That’s how You write a Blog“ in Angriff nehmen würde.

Viel Spaß heute Abend beim Song-Contest-Schauen! Ich hab’s schon lustig. Lordi haben hier in Lissabon die finnische Teilnehmerin Saara Aalto besucht. Die singt in ihrem Beitrag über „Monsters“, die sie heimsuchen. Und das ist das Schöne am Song Contest: Hier werden auch Alpträume wahr.

Aus der Ö3-Musikredaktion...

Ö3-Reporter Clemens Stadlbauer berichtet hier regelmäßig über aktuelle Trends und News aus der Musikwelt.
Neben seiner Arbeit bei Ö3 hat er fünf Bücher veröffentlicht, darunter den Bestseller „Quotenkiller“. Stadlbauer ist verheiratet und Vater einer Tochter.

Der Ö3-Supersamstag mit Thomas Kamenar, 12. Mai 2018