Grubenunglück in Lassing

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Heute vor 20 Jahren: Das Unglück von Lassing beginnt

Es war die schwerste Bergbau-Katastrophe in der Zweiten Republik: Am 17. Juli 2018 jährt sich das Grubenunglück von Lassing mit zehn toten Kumpel zum 20. Mal.

Es sind dramatische Tage gewesen 1998 für Österreich und die Welt. Vor zwanzig Jahren haben Tonnen von Schlamm elf Bergleute verschüttet. Nur einer kann damals gerettet werden.

Ö3-Reporter Max Bauer mit einem Rückblick im Ö3-Wecker:

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Lassing: schematische Zeichnung der Mine

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Zehn Kameraden versuchen Hainzl zu retten

Georg Hainzl wurde damals als erster im Bergwerk eingeschlossen. Um ihn zu retten, gingen zehn Profis in die Grube. Um 22 Uhr brach dann plötzlich auch der Kontakt zu den zehn Männern ab und an der Oberfläche füllte sich zur gleichen Zeit der Krater mit Wasser und zwei Häuser begannen in die Grube abzurutschen.

Die Bergungsarbeiten waren chaotisch, denn niemand hatte aktuelle Karten des Talk-Bergwerks. Gerichte stellen später fest, dass unerlaubt viel zu tief gegraben wurde. Zwei leitende Mitarbeiter wurden schuldig gesprochen.

Das Wunder von Lassing

Am 26. Juli 1998 passierte dann das Unglaubliche: Georg Hainzl wurde nach mehr als neun Tagen aus der Dunkelheit des Bergwerks gerettet. Die Hoffnung in Lassing flammte dadurch auf und es wurde noch intensiver nach den zehn weiterhin vermissten Bergleuten gesucht - letztlich vergebens.

Grubenunglück in Lassing

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Für den Bürgermeister von Lassing, Fritz Stangl, der zum Zeitpunkt des Unglücks Vizebürgermeister der kleinen obersteirischen Ortschaft gewesen ist, waren die Ereignisse um das Grubenunglück „drei Wochen Horror in Zeitlupe“. Auch 20 Jahre später hat eine Aufarbeitung im Ort nicht stattgefunden, sagt die Psychotherapeutin Brigitte Strohmeier in der ZiB2.

„Mut für die Zukunft“

Als heutiger Bürgermeister ist Fritz Stangl besonders vor Jahrestagen den Umgang mit Journalisten gewöhnt. In den vergangenen Monaten war wieder ein Kamerateam in der Gemeinde unterwegs: Der Filmemacher Alfred Ninaus hat eine Dokumentation für ORF III gedreht. Stangl hofft, dass damit dann endlich Ruhe einkehrt „Wir haben uns Gott sei Dank als Gesellschaft und vom wirtschaftlichen Teil her erholt. Mit Blick zurück auf die Tragik haben wir Mut für die Zukunft gefunden“, sagt er.

Der einzige Überlebende, der damals 24-jährige Bergmann Georg Hainzl, habe sich sehr zurückgezogen, sagt Stangl: „Er lebt in einem engen Freundes- und Arbeitskollegenkreis. Ich schätze die Leute sehr für ihren Zusammenhalt, und ich habe vollstes Verständnis, dass er so lebt.“

Lassing: Gedenkstätte für die Bergwerkskatastrophe

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Von den Verunglückten sei einer sein Lehrling in seiner Kfz-Werkstatt gewesen, sagt Stangl, ein anderer ein Spielkamerad seiner Tochter. Ein Kumpel war aus Ardning, der Geologe aus dem Mürztal. Mit dem Bergmann aus Ardning sei er eine Woche vor dem Unglück noch in der Türkei segeln gewesen. Sieben der Kumpel waren Lassinger. Stangl beendete an dieser Stelle das Gespräch über das Unglück und sprach dann über die aktuellen Gemeindevorhaben. Zuvor sagte er noch: „Sie waren alle sieben meine Freunde.“ Seit 2002 gibt es in Lassing eine Gedenkstätte für die zehn Bergleute, die das Unglück nicht überlebt haben.

Der Ö3-Wecker mit Robert Kratky, 17. Juli 2018 (MB/apa)